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jedes Mitglied ein Eintrittsgeld von 1000 Lire und einen Jahresbeitrag von 100 Lire zu ent richten, verhältnismäfsig also geringe Beträge. Will ein Haus aus der Gesellschaft, die vor läufig für eine Dauer von 6 Jahren berechnet ist, austreten, so ir.ufs es 6 Monate vorher kündigen und kann dann sofort durch ein anderes Unternehmen der gleichen Branche ersetzt werden. Jeder Teilnehmer hat beim Eintritt die Industrie-Erzeugnisse, die durch die Agenten des Syndikats verkauft werden sollen, genau zu spezifizieren, kann aber die Liste später nach Belieben ergänzen, wenn da durch nicht die von anderen erworbenen Rechte verletzt werden. Giebt ein Haus den Vertrieb eines bisher geführten Artikels auf, so hat es das Komitee davon in Kenntnis zu setzen, da mit dieses für etwaigen Ersatz Sorge tragen kann. Dies sind im wesentlichen die Pflichten der Mitglieder, während ihnen dafür als Recht die Vermittelung der Verkäufe durch die von der Vereinigung bestellten Agenten zusteht. Diese dürfen Vertretungen andex - er als Syndikats firmen nicht übernehmen und verkehren direkt mit den italienischen Firmen ohne Einmischung des Komitees, das nur bei Klagen über die Agenten einschreitet. Für die Vermittelung der Geschäfte erhalten dieselben eine je nach den Artikeln vorher festgesetzte Kommission von den Exportfirmen, die aufserdem die Kosten der Korrespondenz und etwaige Depeschen spesen zu tragen haben. Während diese Agenten hinsichtlich des Exportverkehrs nach dem fernen Osten gebunden sind, steht es ihnen frei, die Erzeugnisse desselben für eigene Rechnung zu vertreiben. Das Komitee ernennt für jede be stimmte Zone, die mit gegenseitigem Einver nehmen festgesetzt wird, einen einzigen Ver treter, dem es indes überlassen bleibt, sich mit anderen Personen zu gemeinsamem Handeln zu vereinigen und Unteragenten unter seiner Leitung einzusetzen. Derselbe empfängt aus den Mitteln der Gesellschaft zu Anfang seiner Thätigkeit, um die Kosten der ersten Ein richtung zu decken, eine je nach den Plätzen verschieden bemessene Summe, ist aber dann hinsichtlich der übrigen, späteren Spesen, wie Mieten, Personal etc. lediglich auf seine Kom missionsgebühren angewiesen. Er ist also im Grunde genommen ein auf eigene Rechnung arbeitender Kommissionär, der von dem Kon sortium ernannt und eingerichtet wird, wofür er sich dem letzteren zur Verfügung stellt. Die Agenturen haben keine Waren vorrätig — was als ein gewisser Ubelstand bezeichnet werden mufs, dessen Abhilfe bereits in Aussicht ge nommen wurde — dagegen sind sie wohl mit Mustern ausgerüstet, aus denen Qualität und Aussehen der Waren ersehen werden kann. Sie sorgen für den Vertrieb der Waren, nehmen die Ordres in Empfang und übermitteln sie den Fabrikanten. Verkauft wird stets c. a. f. Ablieferungsort, so dafs das Risiko des Trans portes dem Absender zufällt, dafür aber ge- niefst der Käufer die Annehmlichkeit, dafs er im voraus genau seine Kalkulation machen kann, und nicht durch unvorhergesehene Kosten geschädigt wird. Aus diesem Grunde bürgert sich diese Verkaufsweise überhaupt im fernen Osten mehr und mehr ein, und wer auf eine Ausdehnung seiner Beziehungen dorthin bedacht ist, thut jedenfalls gut, darauf Rücksicht zu nehmen. Soweit könnte das italienische Unter nehmen, von kleineren Mifsständen abgesehen, wohl als durchaus nachahmenswert hingestellt werden. Dagegen hat man bei seiner Organi sation eine weitere Bestimmung getroffen, die sich nicht empfiehlt und auch viel dazu bei trug, dafs sich bisher nicht alle Erwartungen verwirklichten, die man auf dasselbe gesetzt hatte. Es ist der Zahlungsmodus. Während der gesamte heutige Geschäftsverkehr in gröfserem oder geringeren Mafse auf der Gewährung von Kredit beruht, und besonders im fernen Osten die dort im Wettbewerb befindlichen Industrie staaten sich gegenseitig durch Gewährung von Zahlungserleichterungen überbieten und da durch eine förmliche Plage herauf beschworen haben, verkauft das italienische Syndikat ledig lich gegen Barzahlung bei Ablieferung der Waren. Das hält natürlich den indischen oder chinesischen Händler sehr oft davon zurück, zu dem Gesellschaftsagenten in Beziehungen zu treten, und so wird es die erste Aufgabe der Gesellschaft sein, wenn sie auf eine wirk liche Förderung des italienischen Exports nach jenen Ländern bedacht sein will, diese Be dingung auszumerzen. Jedenfalls aber haben die Teilnehmer der Vereinigung uns den Weg gezeigt, welchen wir gehen müssen, um mit ver hältnismäfsig nicht grofsen Kosten auch kleineren Firmen den direkten Export nach dem fernen Osten zu ermöglichen, und es.würde sich sicher empfehlen, wollte man in Deutschland dem Beispiel Italiens unter Vermeidung der von diesem begangenen Fehler recht bald folgen. Die Invasion des Welt- marktes durch Amerika. nter dem Titel „Commercial Relations of the United States“ hat Mr. Fred. Emory, der Chef des früheren statis tischen Bureaus des Staats-Departements, welche Abteilung jetzt den Namen „Bureau für Aufsen- handel“ führt, eine längere Abhandlung ver öffentlicht, in welcher er es sich zur Aufgabe gestellt hat, auf Grund statistischer Zahlen- angabeh den bemerkenswerten Aufschwung des amerikanischen Handels in den Weltmärkten nachzuweisen. Indem er von einer „Invasion der Märkte der Welt“ seitens der Ver. Staaten spricht, führt er aus, dafs dieselben auch auf kommerziellem Gebiete eine Weltmacht-Stellung anstreben. Wenn auch in der Abhandlung kein 376 Bezug genommen wird auf die neuesten, durch das Eingreifen der Ver. Staaten auf den Phi lippinen, Cuba, Porto Rico und anderen Punkten hervorgerufenen geographischen und politischen Änderungen, beschäftigt sich die Abhandlung doch mit dem wichtigen Anteil, den ameri kanischer Unternehmungsgeist und amerikani sches Kapital an der Entwickelung des fernen Ostens haben. In der Einleitung sagt Emory: „Die Ver. Staaten sind nicht länger nur die blofse Getreidekammer der Welt. Während der Export derselben von Ackerbauprodukten während des abgelaufenen Jahres in erstaun lichem Mafse zugenommen hat, sind die Ver käufe derselben von Fabrikaten im Ausland in einer Ausdehnung und mit einer Leichtig keit und Promptheit gestiegen, dafs dadurch Länder, die seit Generationen nicht nur ihren einheimischen Markt beherrschten, sondern auch faktisch gewisse Handelsbräuchen in anderen Ländern monopolisiert hatten, iii ernstliche Be sorgnis versetzt worden sind. Erwägt man dafs dies Resultat mit verhältnismäfsiger Leich tigkeit erzielt wurde, trotz gröfserer, dem Export der.Ver. Staaten in Form von Diskriminationen verschiedener Art auferlegter Hindernisse und trotzdem die planmäfsigen Anstrengungen, un seren Fabrikaten ausländische Märkte zu erobern, noch in ihrer Kindheit stehen, so kann die Fähigkeit der Ver. Staaten, erfolgreich mit den fortgeschrittensten industriellen Nationen der ganzen Welt, wie auch mit denselben auf ihren eigenen heimischen Märkten zu konkurrieren, nicht länger im Ernste bezweifelt werden.“ Die Aufmerksamkeit, welche ausländische Regierungen dieser raschen Zunahme des ameri kanischen Handels schenken, wird von Emory wie folgt besprochen: „Angesichts dessen, was eine „amerikanische, Invasion der Weltmärkte “genannt werden kann- wird die Stellung der tonangebenden Handels, Völker gegeneinander und die Beziehungen, in welchen ihre industrielle Thätigkeit und ihre Handelsinteressen zu den Ver. Staaten stehen, zu einer Sache von grofser praktischer Bedeu tung. Man kann sagen, die Hauptarbeit der europäischen Diplomatie in diesen Tagen sei, neue Sphären des Einflusses und erweiterte Han delsgelegenheiten wie auch geeignetes Terri torium zur Niederlassung der überflüssigen Be völkerung aus den dichter bewohnten europäi schen Ländern zu suchen. Die Welt hat den Fortschritt der diplomatischen Vorgänge in China mit einem Interesse beobachtet, welches dadurch erhöht wurde, dafs man wufste, das praktische Resultat davon werde entweder die Eröffnung neuer Kanäle für den Welthandel oder das An sich reifsen solcher durch einzelne Nationen zu ihrem eigenen Vorteile sein. China war seit einigen Jahren eines der vielverspechendsten Felder des Unternehmungsgeistes, der Industrie und des Kapitals der Amerikaner, und der Ein tritt jenes riesigen Reiches auf den Pfad der Ent-