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ziehen; anscheinend solide Geschäfte brechen oft genug plötzlich zusammen. Während man dem Europäer daher längere Ziele zu bewilligen pflegt, stelle man die für den Chinesen so kurz wie möglich; hier hat vor allem die Ansicht des Vertreters den Ausschlag zu geben. Hin sichtlich der Preise erscheint es ratsam, die Forderung nicht etwa loco Fabrik oder Ver schiffungshafen zu stellen, sondern womöglich cif Batavia oder anderen Empfangshafen, da mit dem Käufer die Kalkulation erleichtert wird. Das ist zwar etwas schwieriger, wird aber vom Kunden gern gesehen und hat sich ja unter den deutschen Lieferanten auch schon gut eingebürgert. Um dem Kleinhandel die Möglichkeit zu gewähren, ihm fehlende Artikel sofort wieder zu erhalten, erscheint die Ein richtung von Niederlagen aller solcher Waren sehr am Platze, die wie Metalle, Stoffe etc. nicht dem Verderben ausgesetzt sind. Infolge der grofsen Entfernung, die ihn von Europa trennt, kauft der indische Händler anstatt die Ware lange im voraus in der Fabrik zu be stellen, dieselbe am Platze einfach bei dem Grossisten, welcher sie im Momente des Be darfs gerade vorrätig hat. Die Verpackung aller für Niederländisch-Indien bestimmten Er zeugnisse ist, wie das bei den mehrfachen Um ladungen, denen sie unterworfen sind, sich er klärt, aufserordentlich sorgfältig zu bewirken. Gleichgültig ist die Gröfse der benutzten Kisten, doch sollten sie zum Schutz gegen das Ein dringen von Feuchtigkeit, und zumal Seewasser, im Innern mit Zink ausgeschlagen sein. Not wendig aber erscheint die sorgfältige Ausfüllung jeglicher Lücke im Innern der Kisten wie der Verpackung selbst, der Kartons etc., da sonst ein Umladen den zerbrechlichen Gegenständen wenigstens sehr gefährlich wird. Zur wirtschaftlichen Ltage der Türkei. ei dem sich steigernden Interesse des deutschen Ausfuhrhandels an der ge schäftlichen Entwicklung der Türkei ist es von Wert, über die wirtschaftliche Lage daselbst möglichst gut und unparteiisch unter richtet zu sein. Wir bringen deshalb nach folgenden Bericht des „Konstantinopler Handels blattes“ zur Kenntnis unserer Leser und be merken dazu gerne, dafs die Berichte des ge nannten Handelsblattes sich bisher stets durch Genauigkeit, Sachlichkeit und — was für den Orient wertvoll ist — auch durch Unparteilich keit vorteilhaft auszeichnen. Das „Konstanti nopler Handelsblatt“ schreibt: Die Klärung über die Ergebnisse der Ernte in der Türkei ist derart vorgeschritten, dafs eine Skizzierung in grofsen Umrissen des Geschäfts während des Herbstes und Winters nunmehr möglich erscheint. Denn angesichts des empfind lichen Geldmangels bei der Bevölkerung sowie des Umstandes, dafs die Kaufkraft des Landes einzig auf Einnahmen aus agrikolen Proveni enzen beruht, ist der Ernteausfall und deren Ver wertbarkeit für die Entwicklung des Geschäfts in ruhigen Friedenszeiten einzig mafsgebend. Sehr deutlich zeigte sich dies schon im Früh jahr, als die Ernteaussichten eine Zeit lang wegen Regenmangels nichts weniger als glän zende waren, und die zur Aufnahme von Bestel lungen ins Land gekommenen Fabrikanten oder deren Vertreter erkannten an der Zurückhaltung der Kundschaft, mit welcher Vorsicht man bei nicht befriedigendem Saatenstand Engagements eingeht, und wie man sogleich daraus eine Ent schuldigung konstruiert, um die Erfüllung vor handener Verbindlichkeiten in die Länge zu ziehen. Dazu kam, dafs im vorangegangenen Herbste unter dem Eindrücke des unerwarteten Aufschwungs der Bedarf doch vielfach über schätzt worden war, und infolge dessen beträcht liche Warenvorräte nach Schlufs der Saison noch vorhanden waren. Die grofse Getreide hausse, die bei Ausbruch des spanisch - ameri kanischen Krieges alle Gemüter erregte, gewann für die konsumierende- Bevölkerung keine be merkenswerte Bedeutung, da in erster Hand gröfsere Getreidevorräte nicht mehr waren, und überdies die Dürftigkeit der Kommunikation die Ausnützung einer vorübergehenden Markt konstellation vor der Hand noch nicht mög lich macht. Unter diesen Umständen mufste im ab gelaufenen ersten Halbjahr das Geschäft unter dem Zeichen der Zurückhaltung und Erwartung s tehen. In welchem Umfang ist aber nach Durch- tührung der Erntearbeit die Belebung des Mark tes zu erwarten ? Im grofsen und ganzen mufs man mit dem Ergebnis der Ernte zufrieden sein. Die Getreide' ernte hat in der ganzen Türkei eine gute (der vorjährigen überlegene) Qualität gebracht, aller dings haben sich die eine Zeit lang gehegten sehr optimistischen Auffassungen hinsichtlich der Quantität nicht in ihrem ganzen Umfange als berechtigt gezeigt. Die europäische Türkei erzielt bessere Resultate, wenn es auch nicht an Gegenden fehlt (z. B. die Strecke Salonik- Usküb), welche Fehlernten zu melden haben. Immerhin ist das Gesamtergebnis in der euro päischen Türkei bedeutend besser und gröfser als in 1807. Von Kleinasien dürfte dies be züglich der Quantität nicht zutreffen. Sowohl im Gebiete der Bahnen als auch weiter öst lich (z. B. in Diarbekir) sind in mehreren Be zirken teilweise Ausfälle zu verzeichnen, während hinwiederum Bagdad und Kharput reichen Er trag melden. Auch aus Syrien und Palästina lauten die Nachrichten gut, so dafs die Gesamt getreideproduktion in der Türkei der letzt- jährigen quantitativ etwa gleichkommen, quali tativ aber überlegen sein dürfte. Olsaaten hin gegen befriedigen wenig. Auch die landwirt- 375 schaftlichen Droguen, wie Opium, Tragant, Scam- monium, bringen auch nur Bruchteile, halbe und viertel Ernten. Wein und Südfrüchte sind in teilweise noch schlechterer Verfassung. Zwei sehr wichtige andere Exportartikel hingegen, Seide und Tabak, geraten sehr gut. Das Bild erscheint demnach nicht in Rosa farben, kann aber befriedigen, — wenn wir auf Export rechnen dürfen; bei all unseren Exportartikeln steht es aufser Frage, ausge nommen das_ Getreide. Nach der bisherigen Aufnahme der neuen Ernte scheint dies für Weizen noch nicht entschieden zu sein. Jeden falls wird das Geschäft grofse Schwierigkeiten bei den Eignern finden, die ihre vorjährige Krescenz gut verwertet haben und heuer un- j traitable Preise fordern. Es ist dies der alte Krebsschaden für den türkischen Ausfuhrliandeb dafs jede Preisbesserung auf den Weltmärkten in den kleinsten Provinzstädten Anatoliens etc. eine wahnsinnige Haussespekulation entfesselt, die natürlich nach ihrem erbärmlichen Zusamen bruch nur recht schädlich gewirkt hat. Sich sehr grofsen Erwartungen für das Herbst- und Wintergeschäft hinzugeben, wäre entschieden verfrüht. Bis jetzt steht nur das eine fest, dafs die Vorbedingungen vorhanden sind, einen Geschäftsverkehr in normalen Gren zen erwarten zu dürfen. Ein italienisehes Verkaufs syndikat. Nachdruck verboten. ine sehr praktische und nachahmens werte Einrichtung, über deren segens reiches Wirken bisher verhältnismäfsig wenig in die Öffentlichkeit gedrungen ist, ob gleich ihre Anfänge bis zum 1. Januar des ver flossenen Jahres zurückreichen, haben etwa 130 italienische Handeltreibende und Grofsindu- strielle getroffen. Diese vereinigten sich näm lich an dem genannten Zeitpunkt zu einem Syndikat, welches den Zweck hat, den italie nischen Ausfuhrhandel nach dem fernen Osten zu heben und zu fördern. Die Gesellschaft, welcher Verteter aller möglichen Industriezweige des Landes angehören, vom Maschinenbau und von der Marmorbearbeitung bis zur Parfümerie-, Chokolade- und Konservenfabrik, wird durch ein in Mailand domiziliertes Präsidium geleitet und besitzt heute bereits Agenturen in Bombay, Singapore, Hongkong, Shanghai, Yokohama, Rangoon, Sydney, Massaua, Alexandrien, Kairo, Port Said, Batavia und Bangkok. Der Bei tritt ist jedem italienischen Produzenten oder Händler gestattet, vorausgesetzt dafs die gleiche Branche nicht schon in dem Syndikat ver treten ist, doch kann auch in diesem Falle nach Übereinkommen mit den älteren Be teiligten die Aufnahme zugelassen werden. Zur Deckung der Unkosten des Unternehmens hat