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N<>- ft- „VOLLDAMPF“, DEUTSCHE MONATSSCHRIFT FUER HANDEL UND INDUSTRIE. VI. Jahrg. pliierend berichten, während der deutsche Exporthandel nach Süd amerika (Argentinien, Brasilien und Chili) in den Jahren 1889—1896 sich insgesamt nur uin ca. 1 >/* Millionen Mark gehoben hat. — Bei der aufserordentlichen Wichtigkeit der südamerikanischen Absatzgebiete für Deutschlands Aufsenhandel ist von verschiedenen Seiten schon wiederholt darauf hingewiesen worden, wie notwendig es sei, dafs auch Deutschland eine solche aus Fachleuten bestehende Handelskommission nach den südamerikanischen Staaten abordnen möchte, um sich von den gewaltigen Hilfsquellen jener Länder zu überzeugen und durch ihren persönlichen Einflufs einen belebenden Anstofs zur gedeihlichen Weiterentwickelung unserer Handelsverbin dungen nach dort zu geben. Die Aufnahme der nordamerikanischen Handelskommission in den verschiedenen Staaten war eine geradezu glänzende und grofsartige. In allen bedeutenderen Plätzen wurden ihnen eigene von den betreffenden Handelsministerien gewählte Komitees beigegeben, mit dem Aufträge, die Amerikaner zu führen, allen ihren Wünschen zu entsprechen und sie über alles bezüglich Einfuhr und Ausfuhr der Länder Wissenswerte zu unterrichten. — Zum Besuche der im Inneren gelegenen Handelsplätze wurden der Forscbungskom- mission seitens der betr. Regierungen Extrazüge zur Verfügung ge stellt. Alle Behörden, Kaufleute und Industrielle haben gewetteifert, die besten und weitgehendsten Erleichterungen zu schaffen, um an der Erreichung des Zweckes dieser Kommission nach Möglichkeit bei zutragen. — „Unsere Fahrt durch Brasilien“ — so heifst es in dem betref fenden Bericht — „ war köstlich und lehrreich, und niemand von uns hat das Land verlassen ohne den gröfsten Eindruck von dem wunder baren, märchenhaften Reichtum dieser grofsen Republik und von der stets wachsenden Wichtigkeit derselben für den Welthandel.“ — Der uns vorliegende Hauptbericht dieser Handelskommission, welcher für die Nationale Vereinigung nordamerikanischer Fabrikanten zusammengestellt wurde und zur Veröffentlichung und Verteilung an die Industriellen und Exporteure der Vereinigten Staaten kommt, behandelt in ausführlicher Weise den jetzigen Aufsenhandel von Ar gentinien , Uruguay und Brasilien und soll die wertvollste Analyse des Aufsenhandels jener Staaten sein, welche jemals zusammenge stellt worden ist. Der gröfste Teil dieser Informationen ist Original und werden alle Interessenten, denen an einer genauen Klarlegung des südamerikanischen Handels gelegen ist, den Wert dieser Berichte zu schätzen wissen. Die Art und Weise und die Ausdehnung der Handelsverbindungen, welche die inbetracht kommenden Nationen mit den südamerikanischen Staaten unterhalten, sind klar vorge zeichnet, so dafs der Vergleich zwischen den verschiedenen Kon kurrenten in diesem internationalen Wettbewerb leicht zu ziehen ist. Diese Originalberichte über den Befund der Märkte in Brasilien, Argentinien und Uruguay enthalten eine mächtige Fülle hochwichtiger Details und Auskünfte, welche für unsere deutsche Industrie v.on höchstem Interesse sind. Aus diesem Grunde werden wir — mit Oktober-Nummer beginnend — die Berichte der nord amerikanischen Handelskommission auszugsweise ver öffentlichen und sind überzeugt, dafs dieselben die aufmerksamste Beachtung aller industriellen und ex portierenden Firmen finden werden. Prospekte * Preislisten * Circulaire * Rechnungen * Plakate * Statuten werden in jeder gewünschten Ausführung zu billigsten Preisen geliefert von Friedricn. Andreas Pertnes, Gotna, Suplad.rucls.erei. Zur Ausfuhr naeh fhederländiseh-Indien. (Nachdruck verboten.) jiederländisch-lndien, dessen industrielle und wirtschaftliche Verhältnisse in raschem und doch gesundem Auf schwünge begriffen sind, ist ohne Zweifel be. rufen, einmal eine wesentliche Rolle im Handels leben des fernen Ostens zu spielen. Die dort ansässigen europäischen Häuser sind sich wohl bewufst, welche weiten Absatzgebiete sie in Englisch-Indien, in China und Japan in der Nähe haben und zeigen sich eifrig bemüht, die für die Ausdehnung ihrer Beziehungen günstigen Bedingungen, die Pest in Indien, die zerfahrenen Verhältnisse Chinas und die wirt schaftliche Krisis Japans zu ihren Gunsten aus zunutzen. Um nun die natürlichen Hilfskräfte des Landes zu erschliefsen, geht man besonders auf Java eifrig daran, den Boden auf Gold und andere Metalle sowie auf Petroleum zu untersuchen und die Lager von Erzen durch eine Menge von Bahnlinien mit der Küste zu verbinden. Öffentliche Bauten grofsen Stiles im Interesse der Hygiene und der Volksbildung sind in Angriff genommen, kurz Niederländisch- Indien befindet sich auf dem besten Wege, in seinen Verhältnissen einen Umschwung zum Besseren herbeizuführen. Unter diesen Um ständen ist es leicht begreiflich, dafs der Import von Erzeugnissen der europäischen Industrieen mit jedem Jahre stark an Umfang zunimmt, und auch daher wohl am Platze, einmal die Mittel zu erörtern, durch welche dem deutschen Exporthandel die Möglichkeit geboten wird ; seine Beziehungen dorthin umfangreicher zu gestalten. In dieser Beziehung verdienen folgende Punkte besondere Beachtung: Direkte Reprä sentation, sorgfältige Kenntnis der verlangten Erzeugnisse, Dauer der Kredite, Lieferungs bedingungen, Errichtung von Lägern am Platze. Was die direkte Repräsentation deutscher Häuser anbelangt, so empfiehlt es sich vor allem, den Vertreter mit weitgehenden Vollmachten aus- zustatten, so dafs er in der Lage ist, Liefe rungen abzuschliefsen, ohne vorher seine Auf traggeber um Zustimmung angehen zu müssen. Oft genug kommt es vor, dafs bei Submissionen der Termin so kurz gestellt wird, dafs der Agent selbständig zu entscheiden hat, welches Angebot er machen kann, will er nicht durch Rückfragen in Europa die Frist, die ihm übrig ; bleibt, ungenutzt verstreichen lassen undschliefs- lich mit seinem Gebote zü spät kommen. Natür lich bedarf es aber zu diesem Zwecke eines zuverlässigen, erfahrenen Mannes, der vielleicht I etwas mehr kostet als ein anderer, diese Kosten aber reichlich wieder ein bringen dürfte Von grofser Wichtigkeit ist die genaue Kenntnis 1 der verlangten Erzeugnisse, denn geringe Nebensächlichkeiten können dazu führen, dafs ein Produkt nicht den gewünschten Erfolg er- | zielt; hierher gehören Einzelheiten der Ver- 374 packung, Gröfse, Färbung, Qualität, Beschaffen heit der Behälter etc. Bei Absendung gröfserer Warenposten ist es daher ratsam, dem Vertreter vorab eine Sammlung von Mustern zuzustellen, nach denen auf Angabe desselben am Gros der Sendung noch etwaige Änderungen vor genommen werden können. Handelt es sich um Erzeugnisse der Eisenindustrie von gröfserem Umfange, so möchte allenfalls die Probesendung durch Lieferung detaillierter Zeichnungen und Pläne ersetzt wmrden, aus denen man sich ein Bild von der Aufstellung der Maschinen und Apparate, der entwickelten Kraft, des Ver brauchs an Heizmaterial, der Bedienung etc. machen könnte. Eine sehr wichtige Frage ist die Ausdehnung und Dauer der Kredite, denn von ihr hängt meistens im wesentlichen der Erfolg eines Unternehmens ab. Im allgemeinen empfiehlt es sich, in dieser Beziehung, natür lich nach vorhergehender sorgfältiger Erkundig ung durch den Platz Vertreter, der dabei vor sichtig zu Werke zu gehen hat, so entgegen kommend wie möglich sich zu zeigen. Man mache von vornherein einen Unterschied zwischen einem europäischen und einem chinesischen Kunden — die meisten nichteuropäischen Häuser sind in chinesischen Händen —; ersterer ist zumeist achtbar und ehrlich, während letzterer weniger Zutrauen verdient. Er besitzt bei aller äufseren Solidität manche Laster: er spielt gern, ist leidenschaftlicher Opiumraucher und sucht sich seinen Verpflichtungen gern zu ent-