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daran, dieselben in Form nnd Qualität zu ändern, um sie den Bedürf nissen des Landes oder den Wünschen der Käufer anzupassen, wie es der Wettbewerb erfordert. — Englische Fabrikanten verkaufen auch nicht direkt, wie es die deutschen Fabrikanten thun. — Sie verkaufen nur an Zwischen händler; solches mag ja recht bequem sein, aber die nötige Fühlung mit den Konsumenten erreicht der englische Fabrikant dabei nie. — Englische Käufer verkaufen frei an Bord englischen Hafen; die deutschen Firmen verkaufen frei an Bord spanischen Hafen oder gar zollfrei. — Dieses ist sehr bequem für die im Inneren des Landes wohnenden kleineren Firmen, und das Zusammenkommenlassen einer gröfseren Anzahl Aufträge ermöglicht dann die zollfreie Lieferung direkt an die Kundschaft, während die Grofs- händler in den Seehäfen den Verkehr mit den kleinen Häusern im Inneren in der Hand haben und die Regulierungen selbst besorgen. — Gufseiserne Waren, Küchengeräte, Messerwaren, Feilen u. s. w., welche früher alle aus England kamen, werden jetzt gröfstenteils aus Deutschland bezogen. Chemi kalien und pharmaceutische Waren kommen kaum noch alle von England. Der Markt wird teils von Frankreich, mehr aber noch von Deutschland versorgt. — Chirurgische Instrumente, Spritzen und ähnliche von Droguisten geführte Artikel kommen heute fast ausschliefslicli von Deutschland u. s. w. — Es ist eine bemerkenswerte Thatsache, dafs von den wenigen Vertretern englischer Häuser, welche Bilbao besuchen, die meisten Deutsche sind, und der Konsul glaubt auf diese Thatsache — als eine Gefahr für den englischen Handel — noch besonders hinweisen zu müssen. — Er legt den englischen Handelskammern ans Herz, ob es denn nicht möglich sein sollte, für Ersatz leistungsfähiger Reisender englischer Nationalität zu sorgen, welche mit der spanischen Sprache vertraut sind, etwa durch Bewilligung jährlicher Stipendien, durch welche es den jungen Leuten ermöglicht würde, fremde Sprache zu erlernen oder eine Probezeit im Auslande durchzumachen. Beim Durchblättern der Konsularberichte aus den verschiedenen Län dern des Kontinents stöfst man immer wieder auf dieselben Bemerkungen, wie in vorstehendem Berichte aus Bilbao und auf hinreichend genügende Beispiele von der Hartnäckigkeit und Dickfelligkeit, mit welcher die eng lischen Fabrikanten an ihrem alten Schlendrian festhalten. Generalkonsul Michell in Petersburg stellt fest, dafs der deutsche Handel mit Rufsland in gleichem Mafse zugenommen, wie der englische Handel mit Rufsland abgenommen hat. Er empfiehlt strengstens die Anstellung thätiger Rei sender. — Er tadelt die Gleichgültigkeit des englischen Kapitals, gegen über der aus den Gründungen industrieller Werke im Süden Rufslands sich ergebenden Vorteile und erwähnt, dafs die Arboitsverhältnisse in dem des potisch regierten Rufsland geregelter seien als in den meisten demokra tischen Ländern der Erde. — Infolge der Wiederkehr der Streiks in den Baumwollspinnereien wurden Gesetze erlassen. Der Arbeitstag darf nicht über ll-J- Stunden ausgedehnt werden, Sonnabends und an allen den 21 Feiertagen vorangehenden Tagen nur 10 Stunden; den Frauen ist die Nachtarbeit untersagt, und in den Bergwerken ist Frauenarbeit überhaupt verboten. — — Die Deutschen fördern ihren Handel mit Rufsland auf jede nur mögliche Weise. Das Netz seiner Vertretungen bedeckt ganz Rufsland und erstreckt sich bereits über einen grofsen Teil Sibiriens. — Sie folgen der Pacificeisenbahn auf den Fersen, und es giebt heute schon viele deutsche Firmen in Wladiwostock, die ihre eigenen Dampfer auf dem Amour gehen haben. — Jedes nur einigermafsen bedeutende Haus hat seine eigenen Reisenden im Lande; jeder Reisende hat in den einzelnen Städten einen Lokalvertreter zur Seite, durch dessen Mithilfe dann die Wünsche und Bedürfnisse der Kundschaft genau erforscht werden können. — In Moskau allein befinden sich — unter SOO — 550 deutsche Agenten. Die technischen Bureaux der grofsen deutschen Fabrikanten haben von jeder Maschine ein Exemplar am Lager, welches sofort hei Verkauf durch ein anderes ersetzt wird. Neben diesen in Rufsland so zahlreichen tech nischen Bureaux und Spezialdepots der grofsen Fabrikfirmen giebt es noch eine grofse Anzahl von Kommissionsingenieuren, denen ein verhältnismäfsig langer Kredit eingeräumt wird. Es ist schon häufiger erwähnt worden, dafs in den Berichten der Konsuln in China und Japan immer wieder die Meinung ausgesprochen sei, Deutschland poussiere sein Geschäft besser als England, und der deutsche Handel werde von seinen Ministerien gün stiger unterstützt. Die Deputation der vereinigten Handelskammern, welche jüngst dem Lord Salisbury ihre Aufwartung machte, um ihn von der dringenden Notwendigkeit zu überzeugen, die englischen Handelsintoressen in China energischer zu verteidigen, erhielt keine sonderliche Ermutigung und wurde verständigt, dafs es nötig sei, sich selbst zu helfen und sich nicht zu sehr auf die Regierung zu verlassen. — Er wies sogar darauf hin, dafs sie auch lernen miifsten zu leben, trotz feindlicher Zolltarife und trotz aller anderen Hindernisse. — Es kann indessen nicht geleugnet wer den, dafs Rufsland die Mandschurei ausschliefslicli für Handels- und In dustriezwecke annektiert hat und dafs Frankreich und Deutschland daseihst Konzessionen erhielten, welche sie einzig und alleine in ihrem.und ihres Landes Interesse ausnutzen werden. — Lord Salisbury tröstete aber seine Zuhörer, indem er ihnen erzählte, dafs der englische Handel sich gehoben habe und dafs nichts weiter nötig sei, als die Anstrengungen unserer Vor fahren zu erneuern und. zu verdoppeln und in noch höherem Grade die vorzüglichen Eigenschaften, die dem englischen Handel eigen seien, zur Entfaltung zu bringen. — Die Wahrheit dieses Wortes zugegeben, darf aber doch nicht vergessen werden, dafs in der ganzen Welt Handel und Industrie schnell wechseln, und dafs, wenn unser Erfolg beständig sein soll, wir es verstehen müssen, uns diesen wechselnden Lagen auch schnell anzupassen. Solches kann aber nur geschehen, wenn wir selbst Umschau halten und auch namentlich die für diesen Zweck geschickt und nutz bringend abgefafsten Berichte unserer im Auslande befindlichen Konsuln studieren und verfolgen. E. H. ^Abonnements auf die Zeitschrift „Volldampf u können mit jedem JVionat beginnen. — JMe Buchhandlungen und postansta/ten des Jn- und jfiustandes nehmen jfbonnements ent gegen. — Jibonnementspreis JVik. 8.— jährlich. I , Bericht der nordamerikanischen H&frdelskommission nach S ü d -ß. meriha zur Hebung des Aussenhandels der Vereinigten Staaten nach Brasilien, Argentinien und Uruguay. (Nachdruck verboten.) gleicher Zuwachs unseres Aufsenhandels nach Süd amerika erzielt werden kann, wenn die nordamerikani sche Industrie leistungsfähige Männer hinschickt, die das Geschäft dort ebenso kultivieren wie daheim!“ Mit diesem Aufrufe an die nordamerikanische Industrie, zum Wett kampfe mit den europäischen Staaten auf den südamerikanischen Absatz gebieten, schliefst der Bericht, der seitens der Nationalen Vereinigung nordamerikanfecher Fabrikanten nach Südamerika entsandten For schungskommission. — Uber diese Handelskommission der Vereinigten Staaten nach Südamerika haben wir bereits in unserer Nr. 12/V ein gehend berichtet. — Die Thätigkeit war eine sehr intensive, und können die Vereinigten Staaten von Nordamerika schon heute über den Segen und Nutzen, die ihnen diese Thätigkeit eingebracht hat, sowie über die andauernde Hebung ihres Aufsenhandels mit Südamerika trium- D ort in Südamerika giebt es keine Position, die von den Fabrikanten und Exporteuren der Ver einigten Staaten von Nordamerika nicht erobert werden könnte, wenn sie es verstehen, mit praktischer Methode, mit Ausdauer und Verständnis für die Be dürfnisse jener Märkte in dieselben einzudringen. — England, Deutschland und Frankreich haben dort kein Patent erworben über die Art und Weise der Ent wickelung ihres Handels, — es existiert kein Handels monopol dort, durch welches die Vereinigten Staaten von jenen Märkten ausgeschlossen werden könnten. Die Forschungen der durch die Nationale Vereinigung nordamerikanischer Fabrikanten ausgerüsteten Handels kommission lassen keinen Zweifel darüber, dafs ein