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VI. Jahrg. .VOLLDAMPF“, DEUTSCHE MONATSSCHRIFT FUER HANDEL UND INDUSTRIE. No. 8. sie dort sehr billig sind, und dasselbe ist be züglich Handwerkszeug der Fall, das wohlfeil und von guter Arbeit ist. Drahtnetze bilden ebenfalls einen bedeutenden Importartikel; die Einfuhr hat einen Wert von mehr als 1 J Mil lionen Mark. Es besteht eine Fabrik für Draht netze in Sydney Lysaght, Bros & Co. Limited; dieselbe errichtet jetzt eine zweite in Brisbane. Messerwaren werden, den offiziellen Statistiken zufolge, zum bei weitem gröfsten Teil aus Eng land bezogen, und dasselbe ist bezüglich Blech der Fall. Die Einfuhr von Feuerwaffen ist keine sehr bedeutende; es sind verschiedene Länder daran beteiligt. Der Handel in Manila^Hnnf und seine Zukunft. jeitens der Mitglieder des Handels in Manila-Hanf und Hanf-Fabrikaten werden die Kriegsvorgänge auf den Philippinen mit besonderem Interesse verfolgt, hängt doch die zukünftige Gestaltung des Ge schäftes in genannten Artikeln wesentlich von diesen Ereignissen ab. Uber die geschäftliche Wirkung einer Besitzergreifung der Philippinen durch die Vereinigten Staaten von Nord-Ame rika äufsert sich einer der leitenden amerika nischen Importers in den „N.-Y. H.-Z.“ wie folgt: Gegenwärtig kontrollieren fünf englische Firmen den Hanfhandel der Philippinen, von der Sammlung der Faser an, bis zu ihrer Ver packung und Verschiffung. Sollte nun auch, nachdem die Vereinigten Staaten von den Phi lippinen Besitz ergriffen haben, die gegenwärtig von den spanischen Behörden erhobene hohe Exportsteuer von $ 9 (Silber) für 1000 Kilos beseitigt oder auch selbst beibehalten werden, so würde der hiesige Handel deshalb keinen Vorzug vor den Engländern erlangen, aufser es kommt ein Differentialzoll zu Gunsten der Vereinigten Staaten zur Einführung, und das erscheint nicht sehr wahrscheinlich. Aie Annahme, in dem Geschäft in Hanf- Fabrikate werde sich, nachdem die amerika nische Flagge über Manila weht, ein „boom“ einstellen, ist unbegründet, da der Bedarf nur ein begrenzter ist, und erst neue Absatzgebiete erschlossen werden müfsten. Das Rohmaterial ist allerdings seit der Blockade des Hafens von Manila bedeutend im Preise gestiegen, indem die Zufuhren dadurch abgeschnitten worden sind, auch die Hanf - Produktion auf den Inseln unter der Insurrektion leidet. Wahr scheinlich werden Monate vergehen, ehe neue Zufuhren eintreffen. Auch die Preise für Bind fanden und Taue werden entsprechend den höheren Hanf-Raten steigen müssen. Bisher ist das nicht der Fall und während z. B. Sisal- Hanf 10 cts. notiert, kostet daraus gefertigtes Seilwerk noch 8f cts. per Pfund. Mr. F. C. Travers von der Travers Bros. Co. sagte: Die amerikanischen Seilwaren-Fabri kanten sind vollständig zufrieden, wenn ihnen seitens der, auf den Philippinen zu errichten den amerikanischen Zollverwaltung nur die gleichen Rechte eingeräumt werden, wie dem Auslande. Eine besondere Zollbegünstigung wäre der hiesigen Industrie kaum erwünscht, denn weder England noch Deutschland ver mag mit demselben Material und denselben Maschinen ein gleich gutes Fabrikat zu liefern. Unser Export, besonders von Seilen zum Garben binden, nach Süd-Amerika und Rufsland ist in steter Zunahme, und amerikanisches Tau werk ist auf allen Dampfschiff - Linien in Ge brauch. Die Philippinen sind für Hanffaser das gröfste Produktionsland der Welt. Weder Sisal, noch Mauritius, Gonzola und alle sonstigen Hanfsorten reichen bezüglich Qualität an Manila- Hanf heran. Die Insel Cebu liefert so feines Hanfmaterial, dafs sich dasselbe zum Mischen mit Seide und Mohair eignet, und in England von 20 bis 40 cts. per Pfund bringt. Das Auf hören der Zufuhren von Manila, die Minder- Ernte in Sisal-Gras und eine Avanze im Preise von indischem Hanf oder Jute, alles ist zu sammen gekommen, um den Hanf-Markt zu demoralisieren. Weitere Preissteigerungen sind unausbleiblich. Die Philippinen dürften sich für die Ver einigten Staaten als wahre Goldmine erweisen und unter amerikanischer Verwaltung leicht fünf Mal gröfsere Revenuen liefern, als unter spanischem Regime. Auch in der Hanf-Pro duktion mag amerikanischer Unternehmungs geist Verbesserungen und Preisermäfsigungen einführen, haben doch die dortigen Methoden zum Schneiden und Präpariern von Hanf seit Jahrhunderten keine Änderung erfahren. Schon gegenwärtig gelangt die Hälfte der auf den Philippinen produzierten Hanfmenge in den hiesigen Markt. Dafs eine amerikanische Kon trolle der Philippinen sich im Hanfmarkt bald fühlbar machen diü'fte, ist jedoch nicht anzu nehmen. bandwirtsehaftliehe Aus stellung in Bulgarien. urch das Beispiel des Fürstentums Bul garien angeregt, beabsichtigt die tür kische Behörde für das Vilajet Adria- nopel eine landwirtschaftliche Ausstellung zu veranstalten. Es wäre dringend zu wünschen, dafs das Projekt mit dem nötigen Ernst und vor allem auch von sachverständigen Faktoren betrieben würde, denn Belehrung der Ackerbau treibenden Bevölkerung, um allmählich zu einem rationellen Betrieb zu gelangen, thut dringend not. Bezüglich der jetzt beobachteten Art und Weise der Bodenkultur in der Provinz Adria nopel läfst sich Folgendes bemerken: Die Ackerbau treibende Bevölkerung teilt sich in zwei Kategorieen: die kleinen Grund besitzer oder Bauern und die Beys, welche ausgedehntere Höfe — Tschifliks genannt — besitzen und von den Domänen des Sultans abgesehen, den Grofsgrundbesitz des Landes darstellen. Von einer rationellen, der moder nen Entwickelung der Ökonomie entsprechen den Bearbeitung des Bodens kann bei keiner der beiden Klassen gesprochen werden. Zur Verbesserung des allerdings fruchtbaren Bo dens wird nichts gethan, da der Bauer im festen Vertrauen auf das Walten der Natur kräfte seine Felder und Saaten fast gänzlich deren Einwirkung überläfst; er beschränkt sich eben blofs auf die notwendigen Arbeiten des Ackerns, Säens und Erntens und findet in normalen Erntejahren auch immer die seiner Arbeit und der Geringfügigkeit seiner Bedürf nisse entsprechende Entlohnung. Landwirt schaftliche Maschinen moderner Konstruktion sind daher im Lande, von einigen Dampf dreschmaschinen abgesehen, deren sich die gröfseren Grundbesitzer bedienen, so gut wie unbekannt. Es mufs allerdings konstatiert wer den , dafs mit modernen Maschinen böse Er fahrungen gemacht wurden, so dafs das Mifs- trauen gegen Maschinen fremder Provenienz um so begreiflicher ist, als die Landbevölke rung nicht die nötige Anleitung für deren Ver- | Wendung und Behandlung erhalten kann. — Auf diesem Gebiete ist in anerkennenswerter Weise die Direktion der Orientalischen Eisen bahnen thätig. In der richtigen Berechnung, dafs die Einnahmen der Gesellschaft um so höher sein werden, je gröfser der Cerealien transport ist, hat die genannte Direktion in Uzun-Köprü, Lule-Bourgas und Baba-Eski Musterwirtschaften auf gepachteten Bauern gründen eingerichtet, in welchen die Boden kultur in moderner Weise unter sachkundiger Leitung und mit Verwendung der für die Bodenverhältnisse geeigneten Maschinen be trieben wird. In denselben soll die Landbevöl kerung Gelegenheit haben, den Gebrauch und die Vorteile der richtigen Verwendung von Maschinen kennen und würdigen zu lernen, um hierdurch zu deren Bezug Veranlassung zu finden. Auch gewährt die Direktion der Orientalischen Eisenbahnen Frachtbegünstigun gen für den Transport von landwirtschaftlichen Maschinen von der bulgarischen Grenze an, wodurch deren Bezug in erheblicher Weise er leichtert wird. Die nützlichen Folgen dieses jedenfalls vorteilhaften Unternehmens werden sich indes erst nach Ablauf einiger Zeit gel tend machen, da dasselbe noch viel zu jung ist und die Landbevölkerung nur allmählich für dasselbe gewonnen werden kann. Die geplante Ausstellung soll, wie verlautet, sich einerseits auf alle Gegenstände erstrecken, welche zur Hebung der Landwirtschaft geeignet sind, anderseits sind aber auch für die Aus steller der besten landwirtschaftlichen Produkte Preise vorgesehen. Obgleich zur Zeit noch die Verhältnisse der Landwirtschaft im Vilajet dürftig sind, sollte doch die deutsche Industrie bei dem eminent agrikolen Charakter des Lan des den auftretenden Verbesserungsbestrebun gen ihre Aufmerksamkeit zuwenden.