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pfer, äufsert sich die „North-China Daily News“ wie folgt: „Die Eröffnung der Kanäle und Flüsse für den Dampferverkehr wird eine enorme Zu nahme des Verkehrs und für die Chinesen selbst nicht nur eine Vermehrung ihres Wohl standes, sondern auch eine Stärkung der In tegrität des chinesischen Reiches zur Folge haben. Die enorme Ausdehnung des Handels verkehrs, welche nach Ansicht der Nationen des Westens in China bevorsteht, hat natur- gemäfs eine starke Konkurrenz zuwege gebracht. Bisher konnte man in China den Handelsver kehr nur durch Drohungen und Gewaltakte erzwingen, welche neuerdings dermafsen zuge nommen haben, dafs eine Zerstückelung des chinesischen Reiches unabwendbar ist, wenn dieselben nicht zum Stillstände kommen. China steht vor einem kritischen Wendepunkte. Kom men die Chinesen erst zu der Überzeugung, dafs sie keine Gewaltakte zu befürchten haben, so lange sie sich keine Ausschreitungen gegen die Fremden zu Schulden kommen lassen, und sichern sie sich den Schutz der fremden Nationen durch das Heranziehen von ausländischem Kapi tal und Unternehmungsgeist, so wird China einen Aufschwung erleben, welcher dieses Land im Laufe der Zeit zu einem der reichsten und mächtigsten des Erdkreises machen dürfte.“ Den Konsul der Vereinigten Staaten in Chefoo ermuntert die nordamerikanische In dustrie infolge der neuesten Konzessionen Chinas in folgender Weise: „Es kann für die amerikanischen Schlepp boote, Dampfer und Fährboote kein günstigeres Feld geben wie die chinesischen Wasserstrafsen. Man kann sich von der Bedeutung der chine sischen Wasserwege einigermafsen eine Vor stellung machen, wenn man sämtliche ameri kanischen Eisenbahnen hinweg denkt und dafür Kanäle substituiert. Ich entsinne mich noch ganz gut der wilden Aufregung, welche sich der Chinesen bemächtigte, als die ersten kleinen Dampfer ihre Fahrten auf den Kanälen zwischen Shanghai und Hangchow begannen. China ist jedoch zu weit vorgegangen, um eine Rück wärtsbewegung machen zu können. Jetzt oder nie ist für unsere Kaufleute der Zeitpunkt zu energischem Zugreifen gekommen. Die Chinesen warten nicht auf uns, haben dieselben einmal Geschäftsverbindungen angeknüpft, so ist es nahezu unmöglich, sie zum Wechseln derselben zu veranlassen. Die wenigen in China etab lierten amerikanischen Geschäftshäuser sind der mafsen mit anderen Geschäften überladen, dafs sie sich nicht mit der Einführung von neuen Unternehmungen befassen können und vielleicht auch keine Lust dazu haben. Ich bin der festen Überzeugung, dafs China für die Etablierung einer amerikanischen Gesellschaft, welche sich mit dem Bau von kleinen Dampfern und Fähr- booten befafst, ein aufserordentlich günstiges Feld bietet. Die wenigen hiesigen Schiffbau firmen, welche von Engländern und Chinesen geeignet werden, sind wahre Goldgruben für die Anteilhaber. Es ist unzweifelhaft, dafs die selben aufser stände sein werden, den Bedarf auch nur annähernd zu befriedigen, wenn der Betrieb auf den Flüssen und Kanälen im Juni dieses Jahres freigegeben wird.“ Über die Wichtigkeit der Öffnung der chinesischen Flüsse und Kanäle für den inter nationalen Handel, haben wir in der Juni-Nr. unserer Zeitschrift ausführlich berichtet. Deutsch lands Handel und Industrie werden ihre Mafs- regeln zu treffen wissen und bei der Beackerung dieses aufserordentlich wichtigen Absatzgebietes nicht die letzten sein-. •f Landwirtschaftliche Maschinen in Bulgarien. ie in der bulgarischen Bauernbevöl kerung bestandene Abneigung gegen den Gebrauch landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte scheint mit Hilfe der Regierung und der landwirtschaftlichen Vereine einigermafsen überwunden zu sein, denn die Nachfrage nach Ackergerätschaften ist eine regere geworden. Da die in den letzten Jahren an verschiedenen Orten veranstalteten landwirt schaftlichen Ausstellungen für die Förderung der Landwirtschaft und Viehzucht sich als nütz lich erwiesen haben, werden solche Wettbe werbe auch in diesem Jahre in den Städten Lompalanka, Silistria, Rasgrad, Karnobat und Jamboli veranstaltet werden. Spezielle Konkurse sollen in Orchanie und Stanimaka für Seiden raupenzucht und in Plewna für Viehzucht statt finden. — Es haben die Aussteller für die Bei- stellung und den Rücktransport der Gegen stände und deren Überwachung selbst zu sorgen. Den auf ihre Kosten stattfindenden praktischen Demonstrationen haben sie oder ihre Vertreter beizuwohnen. Für die ausländischen Aussteller landwirtschaftlicher Maschinen und Geräte sind Belobungsdekrete vorgesehen. Zum Handel mit Albanien. u dem Plane der deutschen Regierung, in Scutari ein deutsches Konsulat zu ai errichten, wird dem Konstantinopeler Handelsblatt aus Scutari über die dortigen Ab satzverhältnisse Folgendes gemeldet: Fast in ganz Albanien ist die deutsche Industrie unbe kannt, obgleich der gröfste Teil der importierten Waren deutscher Herkunft ist. Da diese Waren aber meist durch Triestiner Makler importiert werden, so hält man sie hier für österreichische Waren. Goldgespinnst, Baumwollgarne, Baum- wollmanufakturen, Eisen und Eisenwaren, Stahl waren , Seidenmanufakturen, Schafwollwaren, Galanterie- und Kurzwaren, Porzellan und Thon- 280 waren sieht man überall mit deutschen Marken versehen, allein die Kaufleute nehmen dies alles, weil sie der deutschen Sprache nicht kundig sind, für österreichische Ware, zumal sie in österreichischer Währung fakturiert sind. Die Preise sind viel zu hoch, um einen bedeutenden Konsum zu ermöglichen, und dabei bleiben die österreichischen Fabrikate teilweise konkurrenz fähig. Aufserdem werden hier auch grofse An strengungen seitens der Mächte, die in Albanien durch Konsulate vertreten sind, gemacht, um sich für die eigenen Waren ein Absatzgebiet zu verschaffen, so dafs Deutschland, das noch kein einziges Konsulat in Albanien besitzt, auch in dieser Beziehung im Nachteil ist. Es wäre darum von grofser Bedeutung für die deutsche Industrie, wenn in der Hauptstadt Albaniens eine Konsularagentie errichtet würde, die sich hauptsächlich mit der Förderung des Konsums der wichtigsten deutschen Artikel zu befassen hätte, und alle möglichen Erleichterungen dem hiesigen Kaufmannstande bieten könnte. Das österreichische Konsulat vertritt allerdings auch die deutschen Interessen, allein es liegt auf der Hand, dafs dasselbe in erster Reihe für die Interessen des eigenen Landes zu sorgen hat. Die deutsche Industrie könnte ein ganz be deutendes Absatzgebiet für folgende Artikel finden: Baumwollwaren, Eisen- und Stahlwaren, Kupfer und Kupferbleche, Seiden und Seiden waren, Wolle und Wollwaren, Porzellan und Thon waren, Schreib-, Pack- und Cigaretten papiere. Oben genannte Artikel könnten allein pn Vilajet Scutari für ungefähr 1 Million Mark verkauft werden, insbesondere Baumwollwaren und Garne, Wollwaren und Papiere, die als Hauptartikel gelten. Man könnte dann aucb für die deutsche Industrie gute Einkäufe in hiesigen Produkten, die jetzt nur bis Triest expor tiert werden, machen, so z. B. Schaf- und Lamm wolle, Schaf-, Lamm-, Kitzen- und Ziegenfelle. Tierabfälle (Knochen und Hörner), Sumacb (Gerb- und Farbstoff), welche Produkte hier billig zu haben sind. Der Bezirk von Scutari liefert auch sehr grofse Quantitäten Olivenöle und Tabake, sowie Brenn- und Bauholz. Nach der Ansicht von Fachleuten sind mannigfache Mineralien vorhanden, doch sind dieselben wegen des Verbotes der Ausfuhr seitens der türkischen Regierung noch nicht zum Vorschein gekommen. Die Einfuhr im Hafen von Scutari wird auf 4—5 Millionen und die Ausfuhr auf ungefähr 3 Millionen geschätzt. Wegen zollfreier Wiedereinfuhr der von der Pariser Welt-jfius- ste/lung zurückkommenden deut schen Qüter verweisen wir auf einen diesbezüglichen Jirtike! auf Seite 2S2.