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ordnen. Vor allem aber ist es die Verwendung der Riesenkraft des Dampfes, die wegen ihrer ungemeinen Fruchtbarkeit den Erfindern und Verbesserern ein weites Feld für ihre Thätig- keit eröffnete. Zum Heben von Wasser mußte der Dampf bereits vor einigen Jahrhunderten seine Kraft herleihen. Im Jahre 1608 veröffentlichte derSpa- nier Juan Escrivano einen Apparat zu vorge nanntem Zwecke,dessen Construction er bei dem be rühmten Italienischen Physiker Battist o Porta kennen gelernt hatte. Salomon de Caus, Ingenieur Sr. Kurpfälzischen Hoheit (1615) beschreibt einen ähnlichen Apparat gleichzeitig mit mehreren Sonnenmaschinen, die den Zweck hatten, Springbrunnen nnd Fontainen zu trei ben. Eine zierliche Construction führt uns Pater Kircher in seinem Büchlein „NnZuas, 8ivs äs maxnatica, Nom 1641 vor, die noch von seinem Schüler Pater Schott und dem Pater Dobrzenski einige Abänderungen erlitt. Der als Projectenmacher bekannte Marquis von Worcester erhielt von Karl II. 1663 ein Patent auf eine Wasserhebungsmaschine, die er ohne Skizze oder Zeichnung ziemlich dunkel in seinem „Oentrup vl invantions" beschrieb. Alle diese Erfindungen sind jedoch mehr oder weniger als physikalische Kunststückchen anzusehen, oder dienten doch nur dazu, in reichen Häusern und Palästen Springbrunnen und Fontainen zu beleben, ohne daß sie der Industrie dienstbar gemacht worden wären. Capt. Thomas Savery (1698) beutete zuerst diesen Gedanken aus und construirte Maschinen zur Wasserhebung in Bergwerken. Ihr Princip ist zu bekannt, als daß ich hier weiter darauf eingehen sollte. Die Erfindung des Kolben und die großartigen Verbesserungen, die Watt an der Dampfmaschine anbrachte, bildeten diese weiter aus, und wir sehen heut die Dampfmaschine in großer Vollendung vor uns. Jndeß vergaß inan über den Kolbenmaschinen die ursprünglichen Apparate, die man, als für industrielle Zwecke durchaus ungeeignet, bei Seite geschoben glaubte. Aber wie erstaunen wir, wenn uns heute wieder ein Apparat vorgelegt wird, der im Grunde ge nommen nichts anderes ist als das, was Escrivano bereits veröffentlichte. Freilich trägt die con- structive Form, in die der Amerikaner Hall seineErfindung, „Pulsometer" genannt, einklei dete, den Stempel der modernen Maschinofactur, und jedenfalls gebührt ihm das Verdienst, den Apparat des Escrivano zu einem automatischen gemacht zu haben. Zum besseren Verständnisse dieser neueren Art von Pumpe möge die Skizze auf Seite 1 dienen. (Fortsetzung folgt.) lieber Wollenfärberei. (Fortsetzung.) Zum Herausnehmen der Stückwaare aus der Küpe dient ein Quetschapparat, bestehend aus zwei eisernen Walzen von 18°'" Durchmesser, die in einem Gestell passend befestigt sind. Eine der beiden Walzen ist mit vulkanisirtem Kaut schuk überzogen. Zur Bereitung des Waid mischt man die Blätter der 9 bis 18°" hohen Pflanze mit Kalk und Urin und läßt sie in einem Haufen gähren. Nach einigem Umwenden wird der Waid in Packete verpackt und zu Markt gebracht. Der Waid kostet zur Zeit in En^zud 520—600 Mark per Ton. — Krapp enthält Zucker und stickstoffhaltige Substanzen neben den Farbstoffen. Der Zucker giebt Buttersäuregährung und erzeugt dabei Wasserstoff. (Vergl. Leichtfaßliche Chemie Seite 92.) Die stickstoffhaltigen Körper wirken als Ferment. Es wird Krapp gewöhnlichster Sorte verwendet. Derselbe ist für die Küpe nicht unbedingt nothwendig, wird aber gern benutzt, weil viele Fabrikanten die durch Krapp zusatz erzeugten Jndigofarben lieben. Die be nutzte Kleie ist gewöhnliche Weizenkleie. Sie enthält Stickstoffhaltigen Kleber und Stärke. Ersterer wirkt als Ferment; die letztere geht nach und nach über in Stärkezucker, Milchsäure und Buttersäure und erzeugt dabei Wasserstoff. Ge pulverter gebrannter Kalk wird der Küpe direct zugesetzt. Er soll die entstehende Buttersäure Neutralismen (resp. ihre Erzeugung anbahnen. Die Red.) Wird zu wenig Kalk zugesetzt, so geht die Buttersäuregährung in eine faulige über, welche den Indigo zerstört. Die für die Wollenfärberci besten Jndigosorten sind die