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170 an diesem Fehler als manche hochgepriesene internationale Ausstellung. Berücksichtigt man, daß die Ausstellung nur und ganz ausschließlich durch Aussteller aus Berlin, also einer einzigen Stadt, beschickt ist, so muß man gestehen, daß sie äußerst reich ist. Denn sie zählt gegen zwei Tausend Aussteller. Der Bericht des Comitss belehrt uns, daß mehr als die gleiche Anzahl wegen Mangels an Raum zurückgewiesen werden mußte. Und die Art der Ausstellung! Sehen wir von einigen Prunk- gebäuden der großen internationalen Ausstel lungen ab, so müssen wir gestehen, so gedie genes und hervorragendes im Einzelnen hat keine der internationalen Ausstellungen geboten. Und fassen wir die Leistungen Berlins auf dem Ge biete der ihm eigentümlichen Zweige der Fär berei-Industrie in's Auge, so können wir ohne lieberhebung sagen: Färberei-Ausstellungen, wie wir sie hier erblicken, hatte keine internationale Ausstellung aufzuweisen. Unsere auswärtigen Fachgenossen, welche jetzt so zahlreich hierher pilgern, werden uns sicher darin beistimmen. Was Wien und Paris, London und Philadelphia nicht bieten konnten — Berlins locale Ausstel lung bietet ein Bild der Färberei in ihrer höchsten idealen Vollendung. Und nun zu Einzelheiten, welche manchem von Interesse sind, welcher hierhereilt. Die Ausstellung bietet im großen ganzen das Bild eines Vierecks, dessen Seiten spitze Winkel bilden mit den umgebenden Fahrstraßen. Es giebt zwei Eingänge, den Haupteingang von der Jnvalidenstraße, den andern auf der Seite der Alsenbrücks, hinter dem Lehrter Bahnhof. Beide Eingänge sind mit der Pferdebahn (Ring bahn) von jedem Thore der Stadt aus leicht für einen oder wenige Groschen zu erreichen. Die Pferdebahngesellschaft hat für den Aus stellungsverkehr eigene Wagen gestellt. Wochen- und Monatsbillets werden für Einzelne wie für ganze Gesellschaften und Familien zn ermäßig ten Preisen in coulantester Weise von dem Secretariat ausgegeben. Der Fremde thut am besten, nach Eintritt in einen der Eingänge sich sofort dem weithin kenntlichen Hauptportal, dem großen Spring brunnen gegenüber, zuzuwenden. Dieses durch schreitend und immer gerade aus gehend) gelangt er zu der mittleren Fontaine, wendet sich nun nach rechts und gelangt durch die Glas-, Thou- waaren-, Papier- und chemische Industrie zu der Textil- und Bekleidungs-Industrie. Bei dieser stößt er direct auf den großen Pavillon der Firma W- Spindler und befindet sich nun mitten in der Färberei-Allsstellung. Zum Schluß noch eine Bemerkung. Man chen hierher Eilenden wird sie interessiren. Die Ausstellung ist mit einer Reihe ausgezeichneter, und was sehr wesentlich, auch billiger Restau rationen ausgestattet. Abgesehen von dem zwischen den beiden Eingängen liegenden großen Poppenberg'schen Restaurant, in welchem höheren gastronomischen Anforderungen Rechnung getra gen wird, finden sich in der Nähe der uns in teressiren den Abtheilung mehrere gute Restau rants. Beim Durchschreiten der Färberei-Aus stellung nach links gelangt man durch die Aus stellung der Weber in's Freie und befindet sich nun einer freundlichen Restauration gegenüber, welche zu den in Berlin allgemein üblichen Preisen durchaus gute Verpflegung liefert. Das Weißbier, ein Specialgenuß des Berliners, findet man, wenn man sich, im Freien angekommen, nach links wendet lind so weit geht, bis ein Gebällde den Weg versperrt. In diesem ist ein Ausschank von Bairisch- und Weißbier. Wenn man von der oben besprochenen Fon taine im Innern der Ausstellung sich nach rechts wendet, indessen nur bis zur Papier-Industrie vorschreitet, diese nicht betritt, sondern sich so fort nach links wendet, so gelangt man zu der Knoop'schen Weinstube, welche zu billigen Prei sen gute Weine und kalte Küche liefert. Wendet man sich, statt nach links zur Weinstube zu schreiten, nach rechts, so gelangt man zur Bauer' scheu Conditorei mit ebenfalls ausgezeichneter Leistling. Hinter der Conditorei befindet sich ein großes, mit allem Comfort ausgestattetes Lesezimmer, in welchem alle Berliner Zeitungen ausgelegt sind und Briese geschrieben werden können. Hier liegt auch unsere Zeitung aus; die laufende Nummer derselben ist übrigens auch in unserer Special-Ausstellung ausgelegt.