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144 Nun denn, ihr Herren, wollet ihr nicht in zweiter Linie rangiren, so benutzet die ge botene Gelegenheit! * * Zum Kapitel Receptenverkauf. Ein Autor, der sich bis vor kurzer Zeit durch sogenannte „chemisch technische" Werke bemerklich machte, diese Thätigkeit indessen seit einer nicht ganz schmeichelhaften, allein sehr zutreffenden Kritik der Dtsch. Jnd. Ztg. über sein neuestes Opus aufgegeben zu haben scheint, annoncirte kürzlich ein Verfahren, „Echtblau im Kessel zu färben", unter Angabe von Prima-Referenzen. Im Dtsch. Wolleu-Gew. theilt nun ein glücklicher Erwerber dieses Verfahrens folgendes mit. „Obgleich ich mich genau nach Vorschrift hielt, erzielte ich nach dem Verfahren ein sehr unge nügendes Resultat. In der Meinung, mir sei trotz der größten Vorsicht ein Fehler unterlaufen, wandte ich mich an eine von dem Herrn als „Prima-Referenz" aufgegebene achtbare Firma. Diese gab indessen zur Antwort, sie müsse sich sehr wundern, als Referenz genannt worden zu sein, da sie nach dem erwähnten Verfahren nicht im mindesten befriedigende Resultate erreicht habe. — Nun ein Stückchen aus der modernen Färberei-Literatur. Wir sahen kürzlich ein von gewissen Blättern überschwenglich angepriesenes Werk über Färberei, in welches gefärbte Muster eingeklebt waren. Wir wollen über den Werth der darin angeführten Verfahren und deren Zweckmäßigkeit nicht streiten, und erwähnen nur, daß bei Lac-dye-Roth eine brennend rothe, offenbar mit Cochenille gefärbte Probe eingeklebt war. Wie mag sich der glück liche Erwerber des Werkes wundern, wenn er trotz aller mühseligen Versuche mit seinem Lac-dye das brennende Cochenilleroth nicht herausbe kommt. Und nun erst der unschuldige Lac-dye- Lieferant, über den er die bis zum Rande ge füllte Schaale seines Zorns ausgießt! * * . * Größere Lappenfärbereien stellten bisher ganze gereinigte oder gefärbte Kleider aus, ähnlich wie die Confections-Magazine. Neuer dings ist hierin insofern eine Modifikation her vorgetreten, als man nicht mehr große Kleider, sondern sehr niedliche Imitationen der Tamen- kleider in der Größe einer mäßigen Puppe auf eleganten Tischchen in die Schaufenster stellt. Bei dieser Gelegenheit lassen sich auch die Pres sungen von Stoffen und Sammet, welche zur Zeit sehr modern sind und von mehreren Lappen färbereien ausgeführt werden, vorzüglich präsen- tiren. Unsere Leser können eine sehr gelungene Aufstellung dieser Art in dem Schaufenster der chemischen Wäsche von Judlin in der Leipziger straße bewundern. Wie man uns mittheilt, ist diese Art der Aufstellung von Paris importirt, wo sie in den Annahmen der Rue de Rivoli schon im vorigen Jahre üblich war. ch * * Seit unserem letzten Bericht ist in der Wollengarnfärberei keine Veränderung eingetre ten. Aehnliches läßt sich von der Wollenstück färberei sagen. Die Baumwollenstrangfärberei geht noch immer flott; indessen bleibt doch auch hier ein Rückgang des Geschäftes in nicht zu langer Zeit zu erwarten. Die Baumwollenstück färberei arbeitet bei mittelmäßigem Geschäfte ruhig fort. Die Seidenfärberei hat sich in letzter Zeit sichtlich gehoben; besonders ist vollauf Beschäftigung da für Nähseide und Passementerie- Artikel. Färber-Akademie. Der Unterricht in der „Färber-Akademie" beschränkte sich bekanntlich im abgelaufenen Quartal auf den Laboratoriums-Unterricht, der während des ganzen Vierteljahres in reger Weise fortgesetzt wurde. Die Thätigkeit der Anstalt erstreckte sich besonders auf die Aus bildung von Laboranten, welche sich für einen bestimmten Zweck fortbilden wollten. Diese Thätigkeit erscheint wichtig genug, um dieselbe vorläufig als Ausgangspunkt für die Weiter entwicklung des Unternehmens zu betrachten. Die Theilnahme an diesem Unterricht hat sich so gestaltet, daß die bisher übliche Pause zwischen Winter- und Sommcrsemester dieses Mal nicht eintreten wird. Vielmehr wird der Laborato riums-Unterricht ununterbrochen in das Som mer-Semester hinüberreichen. Auch im Sommer-