143 stellt. — Nach einer hierfür eingeräumten viertel stündigen Pause motivirt Hr. Wegener seinen Antrag auf Wahl eines stellvertretenden Schrift führers. Nach lebhafter Discufsion unter den Hrn. K. Schöpke, Scheibe, Wegener, Thiele, vr. M. Reimann u. A. wurde beschlossen, den Hrn. Scheibe im Falle der Verhinderung des Schriftführers mit der Führung des Protokolls zu betrauen. — Nach Erledigung des Frage kastens bringt Hr. vr. M. Reimann nochmals die Einberufung eines Färber-Congresses ge legentlich der Berliner Gewerbe-Ausstellung zur Sprache, anlehnend an eine Mittheilung aus Oesterreich, nach welcher der Niederösterreichische Gewerbe-Verein in Wien und der Mährische Gewerbe-Verein in Brünn einen Allgemeinen Färbertag in diesem Sommer nach Wien berie fen zur Berathimg der Errichtung einer Lehran stalt für Färberei (s. unten). Hr. R. Schöpke meint, der Färber-Verein sei noch zu wenig zahlreich, um selbstständig einen Congreß zu berufen; außerdem ständen ihm keine Mittel zu würdi gem Empfange fremder Gäste zur Verfügung. Hr. H. Schöpke schließt sich dieser Ansicht mit dem Bemerken an, die Berliner Ausstellung sei doch nur eine Local-Ausstellung und ent behre der großen Bedeutung der Welt-Aus stellungen, welche zur Zusammenberufung von Congressen allein geeignet erschien. — Schluß der Versammlung um 10^ Uhr. Der Besuch war wiederum sehr zahlreich, die Discufsion lebhaft; auch wurde ein neues Mitglied ausge nommen. Nachrichten. Der Niederösterreichische Gewerbeverein ver sendet Circulare zur Einladung zu einem Fär bertage im diesjährigen Sommer in Wien. Hauptaufgabe des Färbertages soll sein, mit allen gesetzlichen Mitteln die Errichtung einer Versuchsstation für Färberei anzustreben. — Wir sehen, welchen Werth die Oesterreicher auf eine Versuchsstation resp. Lehranstalt für Färberei legen. Bei uns aber, wo eine solche Lehranstalt Dank unseren langjährigen Bemühungen besteht, kümmert man sich wenig darum, obwohl bei reger Betheiligung aller Kreise unseres Faches die unter so günstigen Bedingungen in's Leben gerufene Anstalt leicht genug in bester Art ausgedehnt und erweitert werden könnte. Die Zeit des Unterrichtes ist ganz den Be dürfnissen besonders der jüngeren in der Praxis beschäftigten Angehörigen unseres Faches ent sprechend gelegt morden. Der Laboratoriums unterricht findet in den späten Nachmittags stunden statt, um noch etwas Tageslicht benutzen zu können. Die Vorträge werden Abends von 7^/4 Uhr ab gehalten. Zu den LaboratoriumScursen mangelt man chem der Herren angeblich die Zeit; zu den Abendvorträgen sind sie zu müde — und was ähnliche Entschuldigungen mehr sind. Die äußerst billigen Unterrichtshonorare, welche von der Leitung noch dazu mit größter Coulanz eingezogen werden, können dieses Un terschätzen der hier gebotenen Gelegenheit auch nicht erklären. Es ist eben die Annahme schuld, man käme auch ohne die Kenntniß der Prin- cipien des Faches durch die Welt. Und hierin irren die jüngeren Herren gewaltig. Ein auch nur halbwegs bedeutendes Eta blissement sieht gewaltig auf wissenschaftliche Kenntnisse, und der wissenschaftlich ausgebildete Färber genießt aller Orten mehr Achtung, ein größeres Vertrauen und — was man chem das wichtigste — ein ungleich höheres Gehalt. Als uns neulich der Besitzer eines größeren Färbereietablissements bat, ihm eine geeignete Kraft zuzuweisen, bezeichnete er seinen Stand punkt in dieser Frage mit den Worten: „Mein bisheriger Färber konnte wohl färben, entbehrte aber jeden Einblicks in die Fachprincipien. - Ich konnte ihm daher nicht mehr bewilligen als 2400 Mark pro Anno. Einem wissenschaftlich gebildeten Färber würde ich gern 3000 bis 3600 Mark bewilligen; denn ich verspreche mir von einem solchen eine ganz andere Leistung, vor Allem in der Calculation. Auf diese müssen wir heut zu Tage besonders achten." Und dieser Fall ist nicht vereinzelt.