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69 fortfällt, und endlich die Möglichkeit einer gleich mäßigen Arbeit, da die künstliche Karde an allen Stellen arbeitet, während von der vegetabilischen Karde, welche von Na^ur aus bauchig oder ko nisch ist, nur ein kleiner Theil der Oberfläche benützt werden kann. Karden von Eisen und Kupferdraht sind schon wiederholt empfohlen worden, haben aber keine allgemeinere Anwen dung gesunden, die vorstehend erwähnten ersten beiden Vorzüge der Fürth'schen Karden sollen übrigens nach Ale an bei Tistelkarden durch Behandeln mit Kupfervitriollösung erreicht wer den können. Die Herstellung schattirter Garne (soge nannter Ombres.) Durch die Frage eines unserer Abonnenten veranlaßt, geben wir im Folgenden die Me thode zur Herstellung der sogenannten ombstir- ten Garne. Tie Herstellung derselben ist nicht so bekannt, wie man sonst wohl voraussctzt, und wir sprechen davon, um auch denjenigen, welche dieselbe bisher nicht kannten, Gelegenheit zu geben, sic kennen zu lernen. Die ombrirten Garne werden in allen Farben in.derselben Weise hergestellt, wie gewöhnlich gefärbte, also im Kessel oder in der Kufe und können aus Wolle, Baumwolle und Seide be stehen. Das Prinzip zur Erzeugung derselben ist, einzelne Stellen des Garnes mit dem Färbe bade länger in Berührung zu lassen als andere und dadurch dunkle und Helle Stellen zu erzeu gen, und cs kommt nur daraus an, die Uebor- gänge von hell zu dunkel regelrecht und gleich mäßig hervorzubringen. Man bedient sich zu diesem Zweck des so genannten Galgenapparates. Derselbe be steht aus einem Brett, welches wenig länger ist, als die Breite der Kufe oder des Kessels beträgt. Dieses Brett muß so breit sein, daß es auf dem Kufen- oder Kesselrand sicher ruht. An den Enden des Brettes erheben sich senkrecht zwei hölzerne Latten, deren Höhe etwas mehr beträgt, als die Weife der zu färbenden Garne. In diese Latten sind in gleichmäßigen Abständen Löcher emgebohrt, zu welchen zwei Holzstifte ge hören, die nach Belieben in eines oder das andere der Löcher eingesteckt werden können. Die beiden Latten tragen einen Querbalken, besten beide Enden mit einer Oessnung von dem Querschnitt der senkrecht stchendsn Latten ver sehen sind, so daß sich der Balken auf den Latten auf- und niederschieben läßt, ohne daß er herab fallen kann. Es ist nun einleuchtend, daß, wenn man die hölzernen Pflöckt in ein Loch unter halb des Balkens einsteckt, der Balken auf den selben ruhen wird. Man setzt zuerst die Färbe flotte an und färbt das Garn ganz und gar in der hellsten zu erzeugenden Nüance. Ist dies geschehen, so setzt man auf den Rand des Kessels, der Wanne oder Kufe, welche man anwendet, den Galgenapparat und legt das Garn über den verschiebbaren Balken. Man stellt den Balken so, daß ein Abschnitt des Garnes z. B. ein Fünftel außerhalb der Flotte bleibt, der übrige Theil aber in die Flotte hineinhängt. Man färbt nun unter Zusatz neuen Farbstoffs weiter. Bei der Färberei der Wolle ist wohl zu beachten, daß die Flotte nicht wallen darf, weil sonst der Schatten unregelmäßig wird. Ist die zweite Farbe nach Mnster, so stellt man den Balken entsprechend höher und setzt dem Bade wieder die Ingredienzien zur Herstellung der dritten Farbe hinzu und färbt diese. Nach dem wird das Garn wieder ein Fünftel aus dem Bade herausgenommen und man färbt die vierte Farbe, um schließlich nur noch das letzte Fünftel, welches in die Flotte hineinhängt, dunkel nach zufärben. Es leuchtet ein, daß das zuerst be handelte Fünftel eine ganz Helle, die übrigen entsprechend dunklere Farben haben werden und der Schatten durch Höherstellung des Balkens vollkommen gleichmäßig wird. Früher waren sogenannte Doubl«-Onibrös sehr beliebt', in denen jede Hälfte der Weife eine andere Schattirung trug. Dieselben wurden auf dieselbe Art hergestellt. Man färbte z. B. Grau und Scharlach auf einem Faden in fünf facher Schattirung. Zu diesem Zweck wurde das Garn zuerst auf dem Galgenapparat bis zur Hälfte der Weife in den Kessel gehängt, und man färbte nun einen Schatten, wie oben be schrieben. Nachher wurde das Garn einfach um gezogen, so daß nun dasjenige Ende, welches ungefärbt geblieben war, den anderen Schatten bildete.