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42 derselben beizutragen und damit in Aller In teresse zu handeln. Ein sehr einsamer, nichtsdestoweniger aber wichtiger Punkt beim Färben wollener Maaren, besonders vorher decatirter, wird oft von den Industriellen übersehen, obgleich die Nicht berücksichtigung desselben eine häufige Ursache der Ungleichheiten in der Färbung der Tuche ist. Der Färber bekommt die fertige gewalkte und decatirte Maare und soll dieselbe färben. Er siedet sie gewöhnlich mit chromsaurem Kali, Alaun, Eisenvitriol u. s. w. an und färbt dann mit Blauholz, Rothholz, Fustik- holz re. aus. Ist nun die Maare fertig gefärbt, so findet er häufig, daß die Farbe unegal und die Stücke wolkig sind. Um dem Uebel abzu helfen, wird oft noch einmal gefärbt, aber mit keinem besseren Resultat. Man entläßt den Färber und bringt an seine Stelle einen anderen gut empfohlenen Mann; die alte Erfahrung aber zeigt sich wieder, und man hat angenschein- lich das Uebel nicht an der Wurzel angegriffen. Die Erfahrung lehrt, daß, wenn man ein Stück Maare in heißer Seifenlösung etwa von 80° R., ein zweites Stück in derselben Lösung aber von 60" R und noch ein anderes in kalter Seisenlösuug wäscht und nachher die drei so be handelten Stücke färbt, z. B. Chrombraun jedes derselben eine andere Farbe annimmt. Das Stück, welches man mit der heißesten Lösung behandelt hat, wird die dunkelste und die beiden anderen Stücke im Verhältniß hellere Farben zeigen. Ich habe schon Maare in die Waschmaschine bringen und dann ein paar Eimer heißer Seifenlösung auf dieselbe gießen sehen. Natürlich kommt die heiße alkalische Flüssigkeit mit manchen Stellen der Maare direkt in Be rührung, während andere Stellen erst nach ge höriger Abkühlung und Verdünnung von der Seifenlauge berührt werden. Die elfteren werden beim Färben dann mehr Chrom, Eisenvitriol oder Farbstoff absorbiren, als die Stellen, welche die heiße Lösung nicht direkt berührte und das Resultat wird eine unegale Farbe sein. Setzt man nun aber auch voraus, daß der Wäscher seine Schuldigkeit gethan hat und die heiße Seisenlösuug gleichmäßig auf die Maare brachte, so giebt es doch noch einen Punkt, welcher beim Decatiren der Tuche berücksichtigt werden muß. Das hier zur Geltung kommende Prinzip will ich durch folgendes Beispiel klar machen. Wenn man Brod in den Ofen bringt, so wird dasselbe bei einer Temperatur von etwa 200" U. gebacken. Diese Temperatur erreicht aber nur die äußere Kruste, welche sich dadurch braun färbt, während das Innere nur eine Temperatur von etwa 100" II. erreicht und weiß bleibt. Etwas ganz Aehnliches findet beim Deca tiren der wollenen Maaren statt. Wenn die Maare auf eine Rolle aufgcwickelt, in vertikaler Richtung in dem Dampfkasten dem Dampf aus- gesetzt wird, so wird sie ans der oberen Seite heißer als auf der unteren, in welcher sich in Folge seiner Schwere das Master ansammelt. Ist die Temperatur in dem oberen Theil 130" U., so wird die untere Seite des Stückes nur 110" 11. heiß werden. Liegen die Rollen in horizontaler Richtung, so wird in gleicher Weise ein Temperaturunterschied zwischen der oberen und unteren Seite stattfinden. In beiden Fällen wird die Folge dieselbe sein, nämlich die, daß ein Unterschied in der Dunkelheit der Farbe auf dem Stücke stattfindet, indem diejenigen Theile der Maare am dunkelsten werden, welche der größten Hitze ausgesetzt wurden. Wenn man das oben Gesagte festhält, so folgt, daß man beim Waschen und Decatiren dje Maare beständig in all ihren Theilen in gleicher Weise behandeln muß, will man einer gleichmäßigen Färbung sicher sein. Dies kann leicht dadurch erreicht werden, daß man die Walzen abwechselnd aus der horizontalen in die vertikale Richtung überführt und ihnen, wenn sie horizontal liegen, von Zeit zu Zeit eine halbe Umdrehung giebt und auf diese Weise die Flüs sigkeit mit der Maare sich gleichmäßig vertheilen läßt. Die Temperatur gleicht sich dann in allen Theilen von selbst aus; in diesem Falle wird dann der Färber keine Schmierigkeit mehr in der Herstellung egaler Farben finden. Wenn man Chrombraun und Blau färbt, so em pfiehlt es sich, dem Sud ein wenig Oxalsäure zuzugeben. Der Grund davon ist die Neutra- lisirung des Alkalis, welches in der gewaschenen Maare immer zurückbleibt, sowie desjenigen, welches sich im Chromsalz und Farbholz etwa vor findet. Beide Farben werden durch Alkali leicht