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293 Leichtfaßliche Chemie. (Fortsetzung.) Man kann von der gemahlenen schwefel- sauren Thonerde dann genau ebenso den Bädern zusetzen als vom Mchlalaun und erzielt dabei eine bedeutende Ersparniß. Es versteht sich von selbst, daß man dem Atomgewicht der schwefelsauren Thonerde entsprechend weniger von diesem Präparat nehmen muß, als von Alaun. Braucht man von dem Alaun beispiels weise ein Pfund, so gebraucht man an schwefel saurer Thonerde nur 21 Loth. In der Wollen färb er ei braucht man die schwefclsaurc Thonerde zum Ansiedcn, ge wöhnlich mit Weinstein zusammen. Die Wollcnfaser hat die merkwürdige Eigenschaft, die schwefelsaure Thonerde so zu zersetzen, daß freie Thonerde in der Faser zurückbleibt, wäh rend die Schwefelsäure in die umgebende Flüssig keit geht. Beim Ansieden von Wolle mit schwefel saurer Thonerde hat nach einiger Zeit die Wolle eine beträchtliche Quantität Thonerde in sich ab gelagert, während die Flotte mehr Schwefel säure enthält als vorher. Die so mit Thonerde geschwängerte Wolle färbt sich dann in den Ab kochungen von Blauholz, Rothholz u. s. w., indem sich die Thonerde mit den Farbstoffen dieser Kötzer zu gefärbten Verbindungen ver einigt. Hierauf kommen wir später zurück. Der häufig beim Ansieden zugesetzte Weinstein er leichtert der Wolle die Zersetzung der schwefel sauren Thonerde. Etwas Aehnlichcs geht beim Alauniren der Seide vor sich; denn auch diese färbt sich, nachdem sie mit Alaun behandelt wurde, in den Abkochungen der Farbhölzer. In der Baumwollenfärberei wird die schwefel saure Thonerde ebenfalls — gewöhnlich in der Form von Alaun — in Anwendung gebracht. Hier dient sie aber nur zur Herstellung eines anderen Thonerdesalzes, der essigsauren Thon erde. Man löst zur Herstellung derselben schwefel saure Thonerde oder Alaun — was dasselbe bedeutet — in Wasser auf. Andererseits löst man Bleizucker ebenfalls in Wasser auf. Der Bleizucker ist die Verbindung von Blei oxyd — Blei fl- Sauerstoff — mit Essig säure, einer Säure, auf deren Zusammensetzung wir an dieser Stelle noch nicht eingehen können. Es ist genug, daß wir sagen, die Säure habe die Eigenschaft, sich leicht zu verflüchtigen, und den charakteristischen Geruch des Essigs, welcher im Wesentlichen nur verdünnte Essigsäure ist. Blei bezeichnet man in den chemischen Formeln durch die Buchstaben kl», von der lateinischen Bezeichnung desselben, klumbam, abgeleitet. Bleioxyd wird also durch die Formel kl» v ausgedrückt, und das essigsaure Bleioxyd können wir, da wir hier von der Zusammensetzung der Essigsäure absehen müsse», bezeichnen als kl, 0. Essigsäure. Löst man nun 3 Atome essigsaures Bleioxyd in Wasser auf und gießt in diese Lösung die Auflösung von 1 Atom schwefelsaurer Thonerde, so bemerkt man, daß sich ein schwerer, weißer Niederschlag ausscheidet, der bald zu Boden sinkt und eine klare, stark nach Essig riechende Flüssigkeit übrig läßt. Da wir die Formeln der zur Wirkung kommenden Körper kennen, so können wir uns auch leicht Rechenschaft geben von dem Vorgänge, der hier eintritt. Drei Atome Essigsäure tauschen den Platz mit 3 Atomen Schwefelsäure, und es entsteht essigsaure Thon erde an Stelle der schwefelsauren Thonerde; andererseits treten die 3 Atome Schwefel säure von der schwefelsauren Thonerde an die übrig gebliebenen 3 Atome Bleioxyd, und der weiße Niederschlag, welchen wir beim Zu sammengießen der Lösungen bemerkten, ist die Verbindung der Schwefelsäure mit dem Blei oxyd. Wir können daher die Zersetzung durch folgende Formel veranschaulichen. 8 0- kb 0. Essigsäure ^1- 0-. 8 0- : kb 0 . Essigsäure 8 0- kb 0 . Essigsäure schwefcls. Thonerde essigsaures Bleioxyd Essigsäure kb 0.8 0- ^1- 0-. Essigsäure : kb 0.8 0- Essigsäure kb 0.8 0- essigs. Thonerde. schwefcls. Bleioxyd. Der Baumwollenfärber benutzt die essigsaure Thonerde, auch Roth beize genannt, zum Nieder schlagen von Thonerde in der Baumwollenfaser. (Fortsetzung folgt.)