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282 wenig erweitert. Diese Operation nimmt der Verkäufer des Bleirohres auf Verlangen meist unentgeltlich vor. In diese Erweiterung steckt man die Retorte hinein, deren Hals schräg zu richten ist, so daß die in dem Hals verdichtete Flüssigkeit in die Schlange hineinläuft, ganz wie es in der Zeichnung angegeben ist. Zum Füllen setzt man — am besten auf einen Stroh ring — die Retorte so, daß der Hals vertical in die Höhe steht und gießt nun das Benzin ein. Man steckt darauf den Retortenhals in das Ende der Schlange und füllt den Zwischenraum mit nassen Leinwandstreifen, welche man um den Retortenhals herumwindet. Die Streifen hat man während der Destillation immer naß zu halten, damit kein Benzin entweicht. Es handelt sich nun um die Erhitzung der Retorte. Diese darf niemals über freiem Feuer geschehen, sondern ist am besten so vorzunehmen, daß man in einem kleinen Kessel Wasser zum Kochen bringt und die Retorte so in dem Kessel aufstellt — dies geschieht am besten durch Unter stellen eines Dreifußes, — daß das kochende Master über dem Niveau des Benzins steht. Ist Alles so vorbereitet, so schiebt man den Hals einer Flasche über das untere Ende des Bleirohrs und bringt das Wasser im Kessel zum Kochen. Das Benzin destillirt, wenn es leicht siedendes ist, in starkem Strom über, und man hat genug zu thun, das Kühlwasser fortwährend kalt zu er halten. In der untergestellten Flasche sammelt sich dann das Benzin wasserklar an. Ist eine Flasche voll, so wird eine neue untergesetzt und mit der Operation so lange fortgefahren, bis alles Benzin aus der Retorte entfernt ist. Das Benzin kann direct wieder benutzt werden. In größeren Etablissements wird die Destil lationin besonderen Metallretorten vorgcnommen. Auf die Beschreibung derselben gehe ich hier nicht ein und bemerke nur noch, daß, im Falle das Benzin höher siedet als beim Kochpunkte des Wassers, man die Destillation auch nicht mit kochendem Master vornehmen kann, sondern dann den kleinen Kessel mit Palmenöl, rohem Glycerin oder Sand anfüllen muh. Dies ist aber für klei nen Betrieb zu beschwerlich, und in diesem Falle ist es am besten, das Benzin zum Umdestilliren einem Apotheker zu geben, welcher die Operation leicht ausführen kann. Diese kurzgefaßte Beschreibung wird unfern Lesern genügen; wir bemerken noch, daß die Re daction zu jeder weiteren Auskunft auf Befragen gern erbötig ist. Färberei der Wolle. AnitinLlau für tose Wolle. Je nach der Nüance verwendet man zum Färben von Anilinblau aus loser Wolle ent weder nur Anilinblau, oder man giebt zuvor einen hellblauen Grund mit gelbem blau saurem Kali. Man färbt dann in derselben Flotte mit der Lösung von Anilinblau aus. Hierzu sei bemerkt, daß die lose Wolle mit dem Anilinfarbstoff so wenig als möglich kochen darf. Ohne Kaligrund färbt man mit in spiritus löslichem Anilinblau, indem man in den Kessel mit reinem Wasser 10 Pfd. Schwefelsäure giebt. Man setzt dann von dem gut aufgelösten und abgestandenen Anilinblau so viel zu, als 2^—3 Pfund Farbstoff entspricht und läßt aufkochen. Man kühlt dann den Kessel gut ab und läßt die Waare bei einer dem Siedepunkt nahen Temperatur unter öfterem Durchhantiren einige Stunden lang stehen und färbt schließlich fertig. Das Anilinblau löst man in verschließ baren großen Blechgefäßen auf. In diesen wird der Farbstoff mit seinem zwanzigfachen Gewicht Spiritus von 90°/o Tralles eingeweicht und das verschlossene Blechgefäß in kochendes Wasser gehängt. Sobald der Farbstoff durch das Kochen vollkommen gelöst ist, verdünne man die Lösung mit kochendem Wasser, koche nochmals auf und nehme heraus. Dann läßt man das Gefäß so lange zugedeckt stehen, bis sich die unlöslichen Theile des Blau gesetzt haben, und gießt schließ lich die klare Farbstofflösung von oben vorsichtig ab und durch ein sehr feines Sieb in den Kessel. Waschroth auf Wollengarn. Dem gewöhnlichen Cochenilleponceau auf Wolle gegenüber hat man bekanntlich ein sogenanntes Waschroth, welches sich vom er-