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läßt Euch melden, er habe Eures Vaters Wunsch willfahrt und alles sei bereit; nur muß er noch per sönlich mit Euch reden, und er bittet Euch daher, zu bestimmen, ob er Euch nach Sonnenuntergang im Park oder in meinem Hause treffen kann. Denn in das Schloß darf er sich nicht wagen. Die Diener schaft! sagte er bloß kurz und weiter nichts." „Ich verstehe jetzt alles," antwortete Jane befrie digt; „alles! Doch hat der Mann Euch nichts mehr gesagt, als was Ihr mir soeben berichtet?" „Kein Wort, Lady! obwohl er meinte, Ihr wür det mir alles aufklären." „DaS kann ich nicht, gute Betty! ich darf es nicht Eurer selbst wegen. Nein, nein!" fügte sie schnell hinzu, als sie sah, wie ein Schatten von Un zufriedenheit das Gesicht der treuen Frau überflog; „fürchtet nicht, daß ick Euch mißtraue. Aber glaubt mir sicher, die Mitwisscnschaft eines solchen Geheim nisses ist verhängnißvoll, und ich möchte Niemand in eine Gefahr stürzen, welche ick selber ja auch nur freiwillig auf mick nehme, weil es einem bedrängten Menschen gilt. Was die Nächstenliebe von uns ver langt, liebe Frau Betty —" Sie wurde verwirrt und würde sich in ihrer Ver wirrung ganz und gar in allgemeinen Redewendungen verloren und verstrickt haben, wenn sie sich nicht doch kurz besonnen und abgebrochen hätte. So setzte sie denn lebhaft hinzu: „Sollte indes die Noth an uns herantreten, so seid Ihr die erste — das verspreche ich Euch — deren Hilfe ich in Anspruck nehme. Weiß Jemand um die Anwesenheit des Händlers in dieser Gegend?" „Niemand! Lange nach Mitternacht pochte er an mein Fenster und bat mich, ihn einzulassen. Nach dem er seine Botschaft ausgcrichtct, ging er vor Tagesanbruch wieder fort. Ich habe die Seitenfen ster im ober» Stock offen gelassen; er kann über die Parkmauer herüber die große Esche erklettern, deren Zweige fast in die Fenster reicken, und so ungesehen hineingelangen. Welche Antwort soll ich ihm bringen?" „Ich werde kommen, natürlich!" versetzte Jane schnell. „Also im Park bei der dritten Brücke —" „Ich weiß nicht," unterbrach sie Betty nachdenk lich, „ich halte diesen Ort nicht allzu sicher. Mein seliger Mann pflegte oft zu sagen, die Wände haben Ohren. Ich glaube, er würde das auch von Büschen und Bäume» gesagt haben, wenn er in unserm Fall gewesen wäre. Als ich hierhereilte, eben an jener Stelle vorüber — Ihr wißt, es ist dort ein Platz dicht mit Gebüsch und Unterholz bewachsen — da, wurde ich durch einen sonderbaren Laut erschreckt, wie wenn sich einer sachte durch das Gestrüpp hin durch windet. Da sah ich den Kopf eines Mannes ans dem Gesträuch hervorluge», ein tückisches Gesicht von rothem, struppigen Bart und Kopshaar umrahmt, und ich meine gewiß, ich müsse es schon einmal ge sehen habe», vor nicht langer Zeit und in Verbin dung mit einem schrecklichen Ereigniß; dennoch aber- weiß ich trotz eifrigen -Nachdenkens nicht, wann und wo. Ich rathe deshalb, theurc Lady, Ihr thätet besser, den Ort zu meiden," „Nun gut," bestimmte die Schloßherrin nach einigem Nachsinnen, „so werde ich Euch aufsuchen. Aber noch eins! Vorsicht ist in allen Dingen gut. Kommt gegen sechs Uhr zu mir und ruft mich in Gegenwart des Dieners zu Eurem kranken Sohn. Wir nehmen dann Robert und Charles zur Sicher heit mit. Jetzt geht hinunter und laßt Euch von der Wirthschasterin das Körbchen mit allerlei, was Ihr brauchen könnt, füllen und vergeßt nicht — sechs Uhr!" Sie trennten sich, die eine, um bei dem klugen Vater sich Raths zu holen, die andere, um nachdem sie den Korb reichlich gefüllt zurückerhalten, hatte, den Heimweg anzutreten und klopfenden Herzens den Park zu durchschreiten, den sie von Räubern besetzt wußte. IX. Die hübsche Wittwe, in der Schule des Lebens herangereift und geprüft, war klug genug, ihre Er regung zu verbergen; sie wußte zu gut, daß, falls sie beobachtet wurde, der Spion ihre Person und ihren Wohnsitz genau kennen müsse. Und so schritt sie denn, ein Liedchen summend, denselben Pfad zurück, den sie gekommen, anscheinend sorglos, in der That jedoch scharf umherspähend. Indessen nichts ereig nete sich, was sie aus der Fassung hätte bringen können. Schweigend lag der Wald, selbst die Thier welt schien in der Mittagshitze zu ruhen. Kein Zeichen deutete an, daß menschliche Wesen in der Nähe sich befänden, cS sei denn der schwache bläuliche Rauch, der langsam dort aus dem dichten Üfergcbüsch aufsticg und schnell in der klaren Luft sich verflüch tigte. Dem ungeübten Auge erschien er wie leichte Dunstwölkchen, die Wärme aus dem ausgedehnten jenseitigen Moorlande hervorlockte. Dieser Jrrthum brachte die einsam Wandernde ungeahnt in die uninitteldarste Nähe der Gefahr; denn schon war sie im Begriff, zur Beseitigung aller Zweifel das umliegende Terrain zu untersuchen, als eine ihr selbst unerklärliche Unruhe und Angst sie plötzlich befiel und sie veranlaßte, so schnell als mög lich dem sichern Wohnherde zuzueilen. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — London. Als am Dienstag Abend voriger Woche der Londoner Eilzug der Stadt Woreener sich näherte, warf sich plötzlich ein junges Mädchen, split ternackt, auf die Schienen und wurde überfahren. Ein herbeigoholter Polizist erkannte zu seinem Ent setzen in der Selbstmörderin seine eigene Nichte, die erst 13 Jahre alt war. Ihre Kleider wurden nicht weit von der Bahn vorgefunden. Der Beweggrund zur That bleibt unerklärlich. — Ein kostbares Gehoimmittcl. Das Mittel, durch welches die schöne Diana von Poitiers, die zwei Könige von Frankreich bezauberte und noch im Alter von 70 Jahren den Dichter Brautome in Entzücken versetzte, ihre wunderbare Schönheit so lauge kouservirte, war — Regenwasser. -Nach ihrem Tode verrieth Oudard, ihr Parfümeur, das Geheimniß mit folgenden Worten : „Wahrlich, meine Damen, ich sage Ihnen, daß nichts in dieser niederen Welt dem -liegen wasser glcichkommt, wenn es sich darum handelt, das Gesicht zu erhalten und zu erneuern, die Haut zu nähren, ihren Flaum zu bewahren, ihre Poren zu rei nigen, ihre Farbe zu erfrischen, ihre Schönheit dauer haft und beinahe unvergänglich zu machen. Ich, Oudard, Meister des Apothckergewerbes, Chirurg, Barbier und Parfümeur, ich erkläre auf Treue und Glauben und bei der Seele meiner überaus geehrten Herrin, Diana von Poitiers, Herzogin von Valen- tinois, daß das Regenwasser das einzige Geheimmittel war, dessen sich diese erlauchte Dame während ihres Lebens bediente, um sich eine vollkommene Jugend, Gesundheit und Schönheit bis zu einem Alter von 72 Jahren zu erhalten." — In der Geschichte der edlen Gauner zunft hat sich der Engländer Barrington einen Ehrenplatz gesichert. Londoner Blätter erzählen von ihm n.A. folgende Geschichte. Da er zu seinen künst lichen Operationen die verschiedenartigsten Instrumente brauchte, so kam er einmal zu einem Verfertiger wundärztlicher Werkzeuge und bestellte sich eine Scheere von ganz cigenthümlicher Form. Wenige Tage nach her fragte er wieder nach, die Scheere gefiel ihm, und er bezahlte die verlangten zwei Guineen. Als er aus dem Laden getreten war, meinte der Instru mentenmacher zu seiner Frau: „Der Gentleman schien über die Scheere so erfreut, daß wir ihn doch hätten fragen können, wozu er sic gebraucht. Er kann uns ja empfehlen. Ich lauf' ihm nach!" Der Messer schmied stürmte hinaus, hatte auch seinen Mann bald eingcholt, bat höflichst um Entschuldigung, wenn er zu wissen wünsche, was man mit einer solchen Scheere mache. „Warum Freundchen?" fragte Barrington, faßte den Messerschmied an seinen Rock und sah ihm fest in die Augen, „ich weiß nicht, ob ich ihnen das sagen darf, es ist ein großes Geheimniß." — O ich bitte Sie, eS kann mir nützlich sein." Da drückte ihn Barrington fest an seine Schulter und flüsterte ihm in's Ohr: „Ihre Frau weiß darum! Fragen Sic sie — aber im Geheimen!" Verwundert ging der Instrumentenmacher nach Haus und erkundigte sich bei seiner Frau, was sic von der Verwendung der Scheere Ivußte. „Ich seh's ja!" kreischte diese ihm entgegen, „waS ist denn init Deinem Wamins vorge- gangcn!" Der Messerschmied tastete an seine Taschen und machte ein dummes Gesicht, Barringtou hatte ihm mit der Scheere die Tasche mit deu eben bezahlten zwH Guineen herausgeschnitteu. — Aus der politischen Kinderstube. Reichspapa: Sieh' einmal, liebe Sozialie, welch schönen neuen Schntzmantel ich Dir da habe anfertigen lassen. — Die kleine Sozialie (schreit). — Reichspapa: Möchtest Du ihn nicht vielleicht anvcrsnchen? Ich glaube er wird Dir ganz prächtig sitzen. — Die kleine Sozialie (schreit). — Reichspapa: Nicht wahr, der rothe Besatz unten herum gefällt Dir? Roth ist ja Deine Lieblingsfarbe. — Die kleine Sozialie (schreit). — Reichspapa: Da sind auch Täschchen an der Seite, um die Hände hinein zu stecken, wenn sie Dir kalt werden sollten. — Die kleine Sozialie (schreit). — ReichSpapa: Ja, sag mir nur, was Dir an dem neuen Gewände nicht gefällt? Was willst Du denn noch? — Die kleine Sozialie: Schreien!! — „Was das für verkehrte Einrichtungen sind," sagte eine junge Ehefrau. „Wenn sich ein Ehepaar scheiden lassen will, muß es sich dreimal ver warnen lassen; jetzt frage ich einen Menschen, warum geschieht denn nicht dasselbe, wenn sich zwei heirathen wollen? Da wär's doch noch viel nothwendiger, meine ich." — Ein Pessimist. „So ist's auf der Welt! Geht mein Geschäft schlecht, so hab' ich keine Ursache vergnügt zu sein, — geht es gut, so hab' ich keine Zeit, vergnügt zu sein . .. Vergnügt bin ich also nie. — Begründete Klage. Lulu: „ . . Und was macht der Zukünftige?" — Lili: „O Gott, der Mensch bleibt sich immer gleich!" — Lulu: „Soll das ein Vorwurf sein?" — Lili: „Freilich, wenn Einer immer der Zukünftige bleibt!" — Aus der Schule. Lehrer: „Müller, bilde mir einen Satz mit der Proposition halber!" — „Meiner Faulheit halber bin ich vom Lehrer getadelt worden!" — Lehrer: „Gut. Willi, sag' Du mir auch einen!" — Willi: „Um halber acht haben wir Kaffee getrunken!" — Aus Kindermund. — „Mama, ich will Kuchen!" — „Du willst? Kinder haben keinen Willen." — „Mama, ich mag Kuchen! Einen Magen haben doch die Kinder?" Stan-ksamtliche Nachrichten von Schönheide vom 24. bis SO. Mai 1891. Geboren- 147) Dem Kürschner Carl Paul Windisch hier Nr. 3928 1 S. 148) Dem Herrenschneider Johann Baptist Schmidbauer hier Nr. 283 Zwillinge. 150) Dem Bäcker Franz Richard Raß hier Nr. 428 I S. 151) Dem Waldarbeiter Johann Spitzner hier Nr. 203 1 S. 152) Dem Bahnhofs restaurateur Carl Rudolf Kluge in Schönheiderhammer Nr. 28 1 T. 153) Dem Handelsmann Christian Hermann Mädler in Neuheide Nr. 8 IT. 154) Dem Eisengießer Hermann Friedrich Lange in Schönheiderhammer Nr. 28 1 S. Aufgeboten: 31) Der Eisenhüttenarbeiter Friedrich Louis Lenk hier mit der Bürsteneinzieherin Anna Marie Tuchscherer hier. Eheschließungen: 30) Der Klempner Friedrich Emil Sip- pach hier mit der Stickerin Anna Amalie Fickel hier. Gestorben: 82) Des Eisenhllttenwerksschlossers Hermann Oswald Kober in Schönheiderhammer Nr. 2 V Sohn, Paul Walther, 6 M. alt. 83) Christiane Beate Preuß geb. Schle singer hier Nr. 70, 62 I. 7 M. alt. 84) Anna Marie Leistner geb. Döhler hier Nr. 166 8 35 I. 7 M. alt. 85) Amalie Wilhelmine verw. Möckel geb. Seidel hier Nr. 449, 67 I. 10 M. alt. 86) Der Eisenhüttenarbciter Gottlieb Friedrich Morgner in Schönheiderhammer Nr. 43, 81 I. alt. 87) Des Bret- sckmciders Alwin Richard Hutschenreuter hier Str. 360 Sohn, Alwin Richard, 11 M. alt. Eine Partmcstnbc mit Schlafstube und Bodenkam mer sofort oder vom 1. Juli ab zu vermiethen. Auch ist daselbst ein schöner kleiner Etagenofen zu verkaufen. MoMraße Mr. 126. LLI»»« werden naturgetreu und schmerzlos eingesetzt, gereinigt und plombirt, sowie auch nicht mehr passende Gebisse umgearbeitet oder reparirt Ein Familien-Logis in 1. Etage ist zu vermiethen bei LLax Sdsinkktok. Wekcrnntmctchung. Vom 1. Juni ab fährt der Omnibus zu den Zügen 12 Uhr 13 Min. nach Adorf und 3 Uhr 44 Min. nach Chemnitz 18 Minuten früher. Abfahrt zum Zug nach Adorf 11 Ahr 4V Min. Mittags. „ . „ „ Chemnitz 3 Mr 10 Min. Nachmittags. In Kikenftock bei <4. Li»I1VIt1«l und II- _ , , 8Ü886I» MeäieLnal- öl'. 8 n «1 * Heiäeldeer - vv ein Verrieb leim ao^, U»Lea>el<I»a ete. mit xuk>m Lriolx »n-svsinlet. — >/, Orl^inLitiasek« Akk. L.SS. L»a »ebt» »ar «leu U»M«a Vr. ^am»»D. 2a b»d«a tu n»ebkol» 0-pot»: Oesterreich. Banknoten 1 Mark 73.,, Pf. l Rechnungen empfiehlt L. NkkMvdoKn. Emen ziemlich neuen Waschinen-Hfen verkauft Loul» <4iintlivr, Molfsgrün. Ein freundliches Kar;on-Logis ist sofort zu vermiethen ForMratze 58 k. in Flaschen zu 10 und 15 Pfennige empfiehlt k. Gin Aufpasser sucht Iklokter.