Wo auf hohen Tannenspitzen Wo auf hohen Tannenspitzen, die so dunkel und so grün, Drosseln gern verstohlen sitzen, weiß und rot die Moose blühn Julius Mosen Waldreiches oberes Vogtland. JCaum schöner könnten wir eine Betrachtung über den Wald beginnen, als mit diesem nun schon fast klassischen Vogt landlied Julius Mosens.* Leider sind die Tannen in unseren Wäldern sehr rar geworden. Nur aus der Überlieferung her wissen wir, daß auch bei uns vor mehreren Jahrhunderten noch andere Wälder wuchsen als heute. Fichten und Tannen, Buchen und Ahorn und viele andere bildeten eine Lebens gemeinschaft, die, jahrhundertelang ausgelesen, sich Klima und Boden aufs beste angepaßt hatte. Vom Leben durch pulste Mischwälder fanden hier Raum und Nahrung, ver jüngten sich selbst, regenerierten auch die Nährstoffe, die sie dem Boden entzogen, zum größten Teil aus eigener Kraft. Wo sind sie aber geblieben, diese riesengroßen Tannen, die als weithin sichtbare Wahrzeichen unsere Bergrücken mar kierten und deren Dasein wir heute noch an den Samenpol len in unseren Hochmooren zu erkennen vermögen? Wo sind die gewaltigen Buchen und Eichen, unter deren Blätterdach sich ein vielfältiges Pflanzen- und Tierleben entwickeln ♦ Julius Mosen, 1803-1867, in Marieney, einem kleinen Dörfchen bei Schöneck geboren, verbrachte seine Kindheit im Vogtland. Sein Vogtlandlied brachte er 1826 von einer Italienreise mit nach Deutschland.