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38 II. Die französischen Wasserstrassen. Eilschiffe (bateaux-poste). Diese eleganten Schiffe hatten 25 ra Länge, wegen der engen Schleusen nur 2 m grösster Breite und 38 cm Tief gang, fasstet aber 70 Fahrgäste I. und II. Classe sainmt Gepäck und waren häufig voll besetzt. Sie wurden von drei Pferden, zwei vorn, das dritte mit dem Postillon hinter diesen, im vollen Galopp ge zogen, wobei sich eine Welle bildete, welche das Schiff ruhig begleitete und auf ihrem Kücken trug. Die solchergestalt erzielte Geschwindig keit betrug über 15 km in der Stunde, reducirte sich aber in Folge des Zeitverlustes in den Schleusen im Durchschnitt auf 13'4 km. Die Pferdestationen betrugen durchschnittlich 3'8 km und die Zahl der Abfahrten täglich vier in jeder Richtung. canäien^derSüdens Aehnlich orgauisirte, viel grössere Salonschiffe traf der Verfasser noch zehn Jahre später auf den Canälen des Südens, wo sie das be liebteste Verkehrsmittel von Toulouse in der Richtung nach beiden Meeren bildeten. Auch sie unterlagen der Locomotive! Erster Kampf zwi- j) er ]£ am pf zw i sc hen den Locomotiven und Schiffen war aber sehen den Jhisen- 1 bahnen und Wasser-natürlich schon früher entbrannt und das gesammte Publicum hatte strassen. s0 fQ r die eueren Partei genommen, dass schon im Jahre 1844 Stimmen laut wurden, man möge den überlebten Canalbau einstellen und auf dem Unterbau des Garonne- und des Marne-Rhein-Canals Schienen legen. Der Baudirector des letzteren, Herr C o 11 i g n o n senior, nachmaliger Generaldirector der grossen russischen Bahngesellschaft, fand sich damals bewogen, zur Rettung seines Canals eine eigene Schrift herauszugeben, über das »Zusammenwirken der Canäle und Eisenbahnen«.*) Die Eisenbahn, so lautete das sehr überzeugend be handelte und durch statistisches Beiwerk gestützte Thema — die Eisenbahn ist der Verkehrsweg des marchand (Kaufmanns), der Canal der Verkehrsweg der marchandise (des Frachtgutes)! In der That meinten damals Viele, die Eisenbahnen seien ihrer Constitution nach unfähig, Frachtgüter zu befördern. In dieser Beziehung hat sich Herr Collignon gewaltig geirrt (errare humamtm!), aber die Canäle hat er doch gerettet. Der Marne- Rhein-Canal wurde im Jahre 1853, der Garonne-Seitencanal 1855, der Aisne-Marne-Canal 1860, wenn auch, wie Malezieux versichert,**) »inmitten der allgemeinen Th eilnah m lo s igkeit« er öffnet. Und Niemand bedauert es heute, denn etwas anderes ist es, ein Werk zu beginnen oder ein begonnenes Werk zu vollenden. *J Du concours des canaux et des chemins de fer. Der Verfasser liat diese Schrift damals ins Deutsche übersetzt und bedauert lebhaft, weder das Original noch die Uebersetzung aufbewahrt zu haben. Es wäre in unseren Tagen eine leckere Lectürei Nachdem aber Herrn Collignon sein Buch das Prädicat l'homme-canal eingetragen, ;st der Verfasser froh, seine Uebersetzung noch rechtzeitig der Druckerpresse ent rissen zu haben. **) Cours de navigation Interieure, leider unvollendet.