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Uebcr Eisenbahnlarifbildungs-Theorien. 209 Angenommen, der Beweis gelänge, — auf den zweiten Fall wird er keinesfalls passen. Beden wir von den Theatern, wo für eine und dieselbe Vor stellung die Besucher um das Zehnfache verschiedene Preise zahlen. Erklärt sich diese Differenz etwa aus der Verschiedenheit der Selbst kosten? Dieselbe müsste in der Differenz der Verzinsung der für jeden Zuschauer aufgewendeten Baukosten gesucht werden. Da dürfte aber nicht viel zu finden sein. Oder ist der Unterschied des Comforts ein so grosser, um den Werth der respectiven Leistungen bedeutend zu alteriren ? Zum Theile ja, aber die Hauptrolle spielt die menschliche Eitelkeit, die socialen Kiicksichten, welche es gewissen Persönlich keiten verbieten, gewisse Plätze, mit denen sie sich ungesehen gerne begnügen würden, einzunehmen. Diese Kücksicht tritt noch schlagender hervor in den Concert- sälen, wo häufig die dem Orchester nächsten Sitzreihen am theuersten bezahlt werden und dicht besetzt sind, obwohl eben ihre Nähe dem musikalischen Genüsse entschieden abträglich ist. Bei den Weltausstellungen, wo eine Verschiedenheit in den Platzpreisen nicht angeht, hat man die Preisdifferenz auf die Wochen tage geworfen. Wir wären begierig, zu hören, ob auch diese durch die Selbstkosten motivirt werden wollten, etwa unter Hinweis auf die geringere Zahl von Besuchern? Für uns ist das nur wieder das Mittelchen, um den Beichen zu bestimmen, mehr zu geben, als der Unbemittelte. Da, wo solche Mittelchen nicht aufzufinden sind, und wo man im Besitze ausreichender Macht ist, entschlägt man sich manchmal auch jedes Feigenblattes und erklärt ganz einfach: Der Beiche A hat für dieselbe Leistung doppelt oder dreimal so viel zu zahlen als der Arme B. So wird auf den Dampfschiffen des Traunsees von den Fremden zweimal so viel gefordert, als von den Einheimischen. Hieher gehören auch die Curtaxen mancher Badeorte, wo die Curgäste behördlich in 2 oder 3 Classen eingetheilt werden. Dieser Fall ist insofern ausser ordentlich interessant und beherzigenswerth, als die Leistung that- sächlich für die Gäste aller Classen identisch und keinerlei Vorrecht mit einer höheren Classe verbunden ist. Alle Curgäste hören dieselbe Musik, benützen dieselben Spaziergänge, tanzen in demselben Saale. Die Selbstkosten sind also gleich; und was den relativen Werth der Leistungen für die einzelnen Empfänger anbelangt, so wird man kaum fehl gehen, wenn man dieselben sogar für die niedere Classe höher annimmt, als für die höhere. Denn, dass reiche, blasirte Curgäste den Werth der Bademusik weniger hoch anschlagen, als Leute, die vielleicht Jahr aus Jahr ein keine Musik hören, liegt doch auf der Hand. Deswegen illustrirt aber auch dieses Beispiel so vortrefflich die allgemeine Tendenz, Jedem so viel anzulasten, als er billiger- Nördling. Die Wasserstrassen-Frage. 14 Theater und Con- certe. Schaustellungen. Traunseefahrten. Gurtaxen.