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27. Cap. In Betreff Oesterreichs. 181 So klein diese Dimensionen sind, so differiren sie doch nicht allzusehr von jenen des so oft citirten Canals von Berry (Schleusen breite 2’70 m, Schiffsladungen 54 t). Der hauptstädtische Hafen des Wiener-Neustädter Canals befand sich ursprünglich vor dem Invalidenhause, an der Stelle des der- maligen Eislaufs. Von da erhob sich der Canal mittelst einer Schleusen treppe längs der nunmehrigen Verbindungsbahn bis zum jetzigen Aspanger Bahnhof, von wo an derselbe noch fortbesteht. Die Zahl der Schleusen betrug ursprünglich 52, mit einem Gesammtgefäll von 55° = 104 m. Vergleich mit dem Canal von Berry. Trasse. Der Verkehr, bestehend aus Brennholz und Ziegeln, Steinkohle, Ursprünglicher Salz, auch Kaufmannsgütern, scheint ziemlich lebhaft gewesen zu sein. »Graf Hoyos allein verfrachtete jährlich über 12.000 Klafter Holz.* Im Jahre 1823 wurde der Canal vom k. k. Aerar an das Hand- Verkürzung und schliesslicher Ver- lungshaus Fries verpachtet. Mit der, 1841 erfolgten Eröffnung der kauf des Canals. Wiener-Neustädter Eisenbahn dürfte der Schiffsverkehr abgenommen haben, denn schon 1842 wurde die Auflassung der in der Vorstadt »Landstrasse« gelegenen Canalstrecke zum Behufe der Erbauung der Verbindungsbahn geplant. Noch vor der, 1857 erfolgten Eröffnung dieser Bahn bis zum Hauptzollamt musste der Canalhafen von dort in die Vorstadt, an die Stelle des jetzigen Aspanger Bahnhofs, verlegt werden, und dadurch war offenbar das Schicksal des Canals besiegelt- In der so wichtigen Ziegelbranche gewann die Concurrenz des Strassen- fuhrwerks von den ohnedies nicht sehr entfernten Ziegeleien in die Stadt einen neuen Vorsprung. 1869 wurde der ganze Canal von dem Aerar um 350.000 fl. (5500 fl. pro Kilometer) an die »Erste öster reichische Schifffahrtscanal-Actiengesellschaft« verkauft. Im Jahre 1871 wurden noch 116.000 t verfrachlet und die Ein- B etnebsergebmsse nahmen betrugen: Für Frachten 78.528 fl., Pacht und Wasserverzin sung 22.726 fl., Eisgewinnung 12.206, zusammen 113.460 fl. Damals wurden schon an 19 Schleusen Mühlen und Papierfabriken mit Wasser kraft versorgt. Durch den Bau der, 1881 eröffneten Wien-Aspanger Bahn, auf Bau der Aspanger den Gründen des Canals, wodurch letzterer auch seines vorstädtischen des Canals in einen Hafens beraubt und vielfach, in Breite und Höhe, eingeengt wurde, hat Nut*wasser-Canai. der Wiener-Neustädter Canal, wie so viele englische und amerikanische Canäle, aufgehört, ein Schifffahrts-Canal zu sein. Im Jahre 1875 verfrachtete er noch 17 Millionen Ziegel = 72.000 t, im Jahre 1876 11 Millionen = 44.000 t, im Jahre 1877 9 Millionen = 36.000 t, aus den nur 17 km entfernten Ziegeleien in Guntramsdorf und Bieder mannsdorf. Jetzt dient der Canal, Dank seiner reichlichen Speisung aus der Leitha bei Haderswörth und aus dem Kehrbache bei Neu stadt, wesentlich nur noch als Nutzwasser-Canal.