180 V. Schlussbetrachtungen. Ursprünglicher Zweck. Kaliber. wirthschaft schon an sich schwierig genug ist, um es nicht ohne reif lichste Ueberlegung, noch durch die schwierigste und kostspieligste Bedingung von allen zu verwickeln, die Bedingung: überall ein.2 m tiefes Fahrwasser herzustellen. Diese erschwerende Bedingung, welche meistens noch der so wichtigen Floss er ei mehr abträglich als för derlich ist, macht in vielen Fällen das Problem geradezu unlöslich und ist deshalb sehr geeignet, die Lösung nur von Jahr zu Jahr zu ver schleppen. Schleusen in Oesterreich. So viel von den natürlichen Wasserstrassen! Was die Schleusen canäle anbelangt, so möchten wir vor allen Dingen eine höchst merk würdige Wandlung in den österreichischen Anschauungen verzeichnen. Vor 15 Jahren, als es sich darum handelte, die Stadt Wien vor Ueberschwemmung zu schützen und zur Absperrung des Donau-Canals zwischen einem Schwimmthor und einer Schleuse zu wählen, wurde die letztere Lösung so zu sagen als entehrend zurückgewiesen. Und jetzt auf einmal könnte man glauben, die Macht und der Wohlstand der Staaten sei nach der Anzahl ihrer Schleusen zu beurtheilen. Man klagt: Oesterreich besitze auch nicht eine einzige Kammerschleuse! — Der Verfasser vermag in diese Klage um so weniger einzustimmen, als sie nicht einmal thatsächlich begründet ist, und er muss sich er lauben, auch hier auf ein Werk hinzuweisen, das, obwohl gerne todt- geschwiegen, seines Erachtens doch eine sehr beherzigenswerthe Lehre enthält. Der Wiener-Neustädter Canal. Der Canal von Wien nach Wiener-Neustadt*) wurde 1797 auf Staats kosten nach dem Entwürfe und unter der Leitung des Feldmarschall- Lieutenants Maillard erbaut und vor 1804 bis an die ungarische Grenze ausgedehnt, wo seine Länge ungefähr 67 km erreichte und von wo er nach der damaligen Absicht weiter bis nach Krain, ja sogar bis an den adriatischen Hafen von Porto-ße hätte fortgesetzt werden sollen. Obwohl der Erbauer den Midicanal im Languedoc, grössten Kalibers, bereist hatte, entschied er sich doch, nicht nur aus bau-, sondern auch aus betriebsökonomischen Gründen, für das kleinste Canalkaliber. Die Schleusen erhielten eine lichte Weite von 2‘50 m, eine nutzbare Länge von 24 m; der Canal eine Spiegelbreite von 8'80, eine Sohlenbreite von 5 m und eine Wassertiefe von l‘26m. Die Trag fähigkeit der Schiffe war auf 500 Wiener Centner = 28 t berechnet. *) Hormayr, Geschichte Wiens 1825. — Technischer Führer durch Wien von Prof. Winkler, 1873 — u. A.