Volltext Seite (XML)
26. Cap. Im Allgemeinen. 175 Einen gewaltigen Vortheil bietet dieser Vorschlag unseren zeitgenössischen Canalfreunden; er gestattet ihnen, alle mit den be stehenden engeren Canälen gemachten unliebsamen Erfahrungen dem kleinen Kaliber auf das Kerbholz zu schreiben und von sich abzu wälzen. Allein auch hier muss man sich fragen, ob das Heilmittel nicht schlimmer wäre als das Uebel. Schon die französische Enquete- Commission hat darauf hingewiesen, dass das französische (kleine) Schiffskaliber durch seine grossen Dimensionen die Eisenbahnconcur- renz erleichtere, (s. S. 72.) Am Canal von Berry haben wir gesehen, dass auch das kleinste PaI ' alleIe fischen ° dem schmalen Canal Kaliber eine grosse Leistungsfähigkeit nicht ausschliesst und that- von Berry und dem sächlich der Wohlfeilheit des Transportes keinen Eintrag thut. An- bl ' elten Midicanai. dererseits hat man nie gehört, dass der grosse Transversalcanal im Garonnethal mit seinen 6 m breiten Schleusen und 2 m Wassertiefe billiger transportire als andere, und seine Circulation hat sich kaum auf das Viertel der Circulation des Canals von Berry gehoben. Solche Thatsachen sind wohl geeignet, den Wunderglauben an das grosse Kaliber zu erschüttern. Es ist klar, dass eine Schiffsladung von 500 t schwerer zusammen- Nachtheile des . . . ~ p grossen Kalibers. zubnngen ist, als eine solche von 250 t und dass man also Gefahr läuft, die durch raschere Fahrt einzubringende Zeit noch vor der Abfahrt durch Warten auf die Vervollständigung der Fracht wieder zu verlieren. Man kann allerdings auch mit halbbeladenen oder klei neren Schiffen fahren, aber dann hat man einen Theil des Baucapitals unuöthig verausgabt, verlängert unnöthig die Zeit der Durchschleusung und vergeudet obendrein das manchmal theure Speisewasser. Man sagt zwar, das Anlagecapital werde durch die Erbreiterung nur unbedeutend erhöht, und für Canäle in der norddeutschen Ebene mag dies zu treffen; aber für Canäle in unebenem Terrain, zum Theile an Lehnen, mit zahllosen Durchlässen und Oberfahrten, mit Aquäducten u. s. w., ist der Unterschied sehr bedeutend. Was endlich den Wasserverbrauch anbelangt, so ist nicht zu Wasserverbrauch vergessen, dass die Durchschleusung eines vollen und eines leeren, Schleusen." eines grossen Schiffes und eines Nachens ganz dieselbe Wasserquan tität erheischt.*) Für eine Schleuse, 65 m lang, 8 m breit, mit einem Gefälle von 3 m, beträgt die abzulassende Wassermenge 1560 cbm und repräsentirt eine mechanische Arbeit von 4,680.000 Kilogramm- Meter, d. i. eine theoretische Pferdekraft während 17 Stunden oder ungefähr 30 Stunden Arbeit eines thierischen Pferdes. Für einen blossen Nachen, um 3 m gesenkt oder gehoben, ist das ein übermässiger Kraftaufwand! *) Bezeichnet man den Cubikinlialt der Schleusenkammer mit K und das vom Fahrzeug verdrängte Wasser mit F, so ist das erforderliche Wasserquantum beim Aufwärtsschleusen K -|- F, beim Abwärtsschleusen K—F, im Durchschnitt also K. H I i i