19. Cap. Verhandlungen des preussischen Landtages. 157 Falle um die Entwickelung der rheinisch-westphälischen Industrie, und die grosse sociale Frage, zu deren Lösung kein Opfer zu theuer. Ein anderer Regierungsvertreter berief sieb zu Gunsten der, feidmarschaii Canäle auf Gustav Adolph und Friedrich den Grossen, fand aber eine nur bedingte Unterstützung seitens des Feldmarschalls Grafen Moltke. »In militärischer Beziehung,« sagte dieser, »muss ich dem Ausbau »unseres Eisenbahnnetzes entschieden den Vorzug geben vor den »Canälen. Man wird auf den Canälen schwerlich jemals Truppen »transportiren; doch aber wird ein ausgebildetes Canalsystem auch in »militärischer Beziehung sehr vortheilhaft sein, namentlich zur Ver- »proviantirung unserer Grenzfestungen und Auhäufung der unermess- »lichen Magazine, welche für die Operations-Armee erforderlich sind.« Einige fanden, es wäre eine Ungerechtigkeit gegen den Westen Pr0 ™“j‘h t 1 p I1 RUck " der Monarchie, wenn er nicht auch mit Canälen dotirt würde, wie der Osten. Andere erwiderten, die Dotirung des Ostens habe vor dem Eisenbahnbau stattgefunden und sei eine Folge der historischen Ent wickelung; zugleich warnten sie vor künstlichen Verschiebungen der Concurrenzfähigkeit der einzelnen Provinzen, zumal wenn sie auf Kosten des Staates ä fonds perdu bewirkt werden sollen. Graf Brühl verlangte die Verwerfung. Als guter Hausvater könne GrafBrUhl R e B en die Vorlage. man nicht auf das Ungewisse eine neue, in ihrer Höhe unberechen bare Schuldenlast auf den Staat werfen. Wenn erst der vorliegende Canal gebaut sei, würden unzählige andere gebaut werden müssen. Wenn derselbe nicht rentire, werde man sagen, er sei isolirt und könne nicht rentiren; man müsse das Netz erst ausbauen, und dann werde die Rentabilität schon nachkommen. Das sei der oft gegan gene Weg. In der That wurde schliesslich die Vorlage, wenn auch mit g e - Resolution an stelle der Vorlage. ringer Majorität, verworfen, dagegen aber nachstehende Resolution an genommen: »Die königliche Staatsregierung zu ersuchen, den Plan zu einem, »dieMonarchie vonOst nachWestdurch ziehenden, ein heitlichen Canalnetze dem Landtage vorzulegen und die »Mittel dazu in einer Anleihe aufzubringen.« Mit diesem am 30. Juni 1883 gefassten Beschlüsse ist die Be wegung zu Gunsten der Entwickelung der preussischen Binnenschiff fahrt an ihren Anfangspunkt von 1877 zurückgekehrt.