156 III. Die preussischen Wasserstrassen. jedoch von den Interessenten der »mittelländischen« Linie (Hannover- Magdeburg) aus, so wie von den Schlesiern, welche in dem Entwürfe eine einseitige Begünstigung des Buhrbeckens erblickten. Nachdem sich der Handelsminister gegen »das starke Stück Particula- rismus« erhoben, zugleich aber erklärt hatte, dass der Bau in der Richtung von Stade den Bau nach Magdeburg nicht ausschliesse und dass auch für Schlesien etwas geschehen solle, wurde die Vorlage nur in dem Sinne abgeändert, dass die zunächst zu bauende Strecke von Dortmund an die Ems im Gesetze selbst als Theilstrecke eines Rhein-Elbe-Canals erscheint. — Dank dieser Abänderung wurde das Gesetz schliesslich mit grosser Majorität angenommen. Ein Mitglied legte Verwahrung ein: »Preussens Becher sei nicht über schäumend genug«, um 400 bis 500 Millionen, unter Verzicht auf eine Rente, Canalbauten zuzuwenden. Berathung im Herrenhause. Im Herrenhause entspann sich eine sehr umfangreiche, grosse Sachkenntniss bekundende Debatte, welche seitens der principiellen Gegner des Canalbaues in der Eisenbahnära mit besonderer Wärme geführt wurde. wasserfrachtsutzc. Einer der Hauptpunkte der Discussion waren natürlich die respectiven Selbstkosten des Canal- und Eisenbahn-Transportes. That- sächlich, so wurde versichert, habe noch kein deutscher Canal das Tonnenkilometer unter 16 Pf. (0'94 Kr. ö. W.) gefahren. Belli ng- rath, welcher für neue Canäle 0’27 Pf. pro Centnermeile, d. i. 070 Pf. (0 - 41 Kr. ö. W.) pro Tonnenkilometer in Aussicht gestellt, habe sich dabei lediglich auf theoretische Erwägungen und Hypothesen, nicht auf concrete Beispiele bezogen; seine Beweisführung sei also in hohem Grade anfechtbar. Der Regierungsvertreter musste zugeben, dass, wenn auch die Verwendung der Dampfkraft auf dem projec- tirten Ems-Canale in umfassendem Masse zu hoffen sei, dafür doch ausreichende Erfahrungen noch nicht vorliegen, und deshalb, um sicher zu gehen, die Pferdebeförderung der Berechnung der Transportkosten zu Grunde zu legen sei. Als niedrigste Erfah rungszahl wurde hiefür der Preis der elsass-lothringischen Canäle — 1'2 Pf. = 071 Kr. ö. W. pro Tonnenkilometer — beigebracht. Weiters wurde geltend gemacht: von einer Capitalsrente könne keine Rede sein. Bestimmungsgründe Ein Minister gab den Gegnern die ganze, schwierige Detail berechnung preis. Für die Regierung handle es sich gar nicht darum, ob eine Rente abgeworfen werde oder nicht, auch nicht darum, ob der Staat gar die Erhaltungskosten tragen müsse, sondern um die Durchführung der inaugurirten Wirthschaftspolitik und im concreten