18. Cap. Zukunfts-Projecte. 143 »lieh der Anlage eines Schifffahrts-Canals grössere Landesmeliorationen «•ausgeführt und dadurch die im Schifffahrts-Interesse aufzuwendenden »Baukosten in erheblichem Masse herabgemindert werden können, ge hören zu den Ausnahmen, sind aber auch bei der Erbauung von Eisen bahnen nicht ausgeschlossen. Während endlich bei diesen etwaige »Stockungen des Verkehrs durch Frost und Schnee nur in ungünstigeren »Jahren und stets nur in geringer Dauer eintreten, unterliegen die »Canäle meist für noch längere Zeit, als die natürlichen Wasser- »strassen, alljährlich unvermeidlichen Verkehrsstockungen durch den »Winter, welche um so störender wirken, als sich ihr Beginn und »ihre Dauer niemals mit Sicherheit vorhersehen lassen und zu ihnen »bei den Canälen nicht selten noch Sperrungen der Schifffahrt durch »Reparatur und Räumungsarbeiten hinzutreten.« . . .*) Die »auch für die preussischen Canäle als jährliche Betriebszeit »anzusetzende Zahl« schätzt die Denkschrift auf 250 Tage. »Als Bedingung für die Lebensfähigkeit eines Canal-Unter- »nehmens wird im Allgemeinen die Erfüllung der Forderung anzu- »sehen sein, dass der Canal nur eine geringe Zahl von Schleusen »oder von sonstigen, zur Ueberwindung der Gefälle dienenden Vor richtungen, also möglichst wenige Betriebshindernisse habe, dass »derselbe reichlich mit Wasser gespeist werden könne, und dass seine »Leistungen in angemessener Weise durch Eisenbahnen unterstützt »werden. Ausserdem wird mehrfach nach den im Auslande go- »wonnenen Erfahrungen und auf Grund gegenseitiger Abwägung der »durchschnittlichen Bau- und Betriebskosten grosser Canäle, so weit »bisher über beide annähernd ein Bild gewonnen werden konnte, für »neue Canal-Unternehmungen die Sicherstellung eines jährlichen Tians- »portquantums von mehr als 500.000 t verlangt. . . .**) »Dass der Rhein in seiner Leistungsfähigkeit alle übrigen Ströme »weitaus überragt, hat seine wesentlichste Ursache in den natürlichen »Vorzügen, welche derselbe in Folge seiner nachhaltigen Speisung mit »Wasser vor den übrigen Strömen voraus hat. Indem die Grösse und »Bedeutung seines Verkehrsgebietes hinzutritt, mit dessen Produc- »tionsfähigkeit sich kein anderes preussisches Stromgebiet messen »kann, ist es erklärlich, dass auch die thatsächlichen Leistungen des *) Seite 71—74. **) Seite 133. In Schmoll er’s Jahrbuch, 3. Heft, 1884, schätzt Geh. Regierungs-Rath Prof. A. Meitzen die fragliche Grenze auf 2 Millionen Tonnen und befürwortet auf Grund derselben für Preussen den Bau dreier grossen Canäle: von Oberschlesien nach Hamburg, von Dresden nach Stettin und von Königsberg nach Venlo. Er fügt bei, dass die ungünstigen Erscheinungen auf den französischen Canälen auf dem Umstande beruhen, dass ihnen die nöthige Fracht überhaupt mangle. Nach obigem Massstabe (2 Millionen Tonnen Minimal-Circulation) würden freilich von dem ge- sammten französischen Netze nur 76 km Gnade finden. Jährliche Schiff fahrtsdauer. Technische und wirtschaftliche Vorbedingungen der Canäle. Ausnahmsverhält- nisse des Rheins.