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Deutsche Canal- projecte. Canäle oder Eisen bahnen ? »Grade der Herstellung neuer Schifffahrts-Canäle von grosser Leistungs- »fähigkeit, im Gegensatz zu dem, seit geraumer Zeit mehr in den »Vordergrund getretenen Bau von Eisenbahnen, zugewendet. . . . »Man hat nicht nur den Bau einzelner, mehr oder minder um sfangreicher Canallinien, sondern auch den Aushau eines, für ganz »Deutschland in grossen Zügen entworfenen Canalnetzes in Vorschlag »gebracht. Allerdings haben bei der Aufstellung dieses Canalnetzes »die unleugbar vorhandenen technischen Schwierigkeiten, insbesondere »diejenigen der Speisung der Canäle mit Wasser und der Ueberwindung »grösserer Höhen-Unterschiede nicht überall die ihnen gebührende »Würdigung gefunden; auch scheint die Frage, ob im gegebenen Falle »in einem Canale mehr als in einer Eisenbahn das richtige Mittel zur »Erfüllung des obwaltenden Bedürfnisses nach einem neuen Transport swege gesucht werden müsse, nicht überall ausreichend erwogen worden »zu sein. »In letzterer Beziehung ist es nothwendig, daran zu erinnern, »dass im Allgemeinen die Eisenbahnen als Concurrenten der Wasser- »strassen in ihrer Anlage weit weniger von der Terraingestaltung ab hängig sind, als die Canäle. Man kann behaupten, dass überall, wo »ein Canal ausführbar ist, auch eine Eisenbahn gebaut werden kann, »nicht aber umgekehrt; ein Umstand, der sich zum Nachtheil der »Wasserstrassen überall da geltend macht, wo es darauf ankommt, die »Stätten der Bohproduction, insbesondere der Montan-Industrie, in un- »mittelbare, keine Umladungen bedingende Verbin düng mit einer grossen »Transportstrasse zu bringen; ferner da, wo es sich um die Verkürzung »von Umwegen handelt, wie solche bei Wasserstrassen, zumal den »natürlichen, unvermeidlich sind. Die Eisenbahnen sind aber auch, »abgesehen davon, dass schon massig coupirtes Terrain einer Canal sanlage Schwierigkeiten entgegenstellt und die Speisung mit der er- »forderlichen Wassermenge in seltenen Fällen ohne kostspielige Neben- »anlagen erreichbar ist, im grossen Durchschnitt in ihrer ersten Anlage »nicht theurer, als Canäle. Denn schon bei jeder Hauptbahn, noch mehr »aber bei den vorzugsweise für Gütertransporte bestimmten Seeundär- »bahnen ist die Breite des beanspruchten Grund und Bodens geringer, »die Zerstückelung der Grundstücke weniger intensiv, die erforderliche »Erdbewegung, namentlich in bergigen Gegenden, in welchen die Ca- »näle überdies nicht selten kostspieliger Vorrichtungen zu ihrer Dich- »tung bedürfen, von erheblich geringerem Umfange, als bei Canälen. »Auch die Bauwerke zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Verkehrs »sind bei den Eisenbahnen meist von geringerer Bedeutung. Der »Unterschied der Baukosten fällt aber zu Gunsten der letzteren be- »sonders da ins Gewicht, wo grössere Steigungen oder Gefälle vor- »kommen, welche von Canälen nur durch Errichtung kostspieliger und »dabei ein bleibendes Verkehrshindernis bildender Schleusen oder ge- »neigter Ebenen überwunden werden können. Fälle, in welchen gelegent-