Am 10. November erschien im „Leisniger Tageblatt" in großer Aufmachung fol gender Aufruf an die Bevölkerung: „An die Bevölkerung Leisnigs! Volksgenossen I Die bisherige militärische Herrschaft ist auch in Leisnig beseitigt. Zur Auf rechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Ruhe hat der hier gegründete Soldatenrat alle Maßnahmen getroffen. Nichts soll geschehen, was die Sicherheit unserer Mitbürger schädigen könnte. Ausschreitungen und Plün derungen werden von uns aus streng bestraft. Gehe jeder ruhig seiner Be schäftigung nach, und trage Jeder an seinem Teile dazu bei, daß Ordnung und Ruhe aufrecht erhalten bleiben. Der Soldatenrat." Am Mittag des 13. November gab es eine Überraschung: Fünf Flieger kreisten mit wehenden roten Fahnen mehrmals dicht über den Häusern und lockten eine große Zuschauermenge auf die Straßen. Sie landeten dann auf dem Exerzier platz, um vom Wurzener Arbeiter- und Soldatenrat Grüße zu überbringen. Am 14. November erfolgt wiederum ein großer Aufruf des Arbeiter- und Solda tenrates, in dem erklärt wird, daß die militärische und politische Macht in den Händen der Arbeiter und Soldaten ist, daß Arbeitseinstellungen nur mit Ge nehmigung des Arbeiter- und Soldatenrates getätigt werden dürfen, daß der gesamte Verkehr durch den Arbeiter- und Soldatenrat geregelt wird, um den geordneten Fortgang der Nahrungsmittelversorgung zu gewährleisten, daß jede Nächlässigkeit im Dienste und jeder Versuch von Sabotage streng geahndet werden. Das Ziel aller Arbeiter- und Soldatenräte Deutschlands ist die Errichtung der sozialistischen Republik Deutschlands. Unterzeichnet ist der Aufruf vom Arbeiter- und Soldatenrat. Vorsitzender des Soldatenrates ist Genosse Erhardt, Vorsitzender des Arbeiterrates ist Genosse Fischer. Die Arbeiter- und Soldatenräte sind erkenntlich durch eine rote Armbinde mit dem Aufdruck „Arbeiter- und Soldatenrat Leisnig". Außerdem ist jedes Mitglied im Besitz einer Ausweiskarte. Der Sicherheitsdienst trägt eine weiße Binde mit dem Aufdruck „Arbeiter- und Soldatenrat Leisnig, Sicherheitsdienst“. Am gleichen Tage fand auch ein Sympathiestreik für die neue Ordnung statt. In den Wochen bis zum Jahresende fanden wiederholt öffentliche Versammlun gen statt, in denen der Vorsitzende des Soldatenrates, Genosse Erhardt, am aktivsten in Erscheinung trat. So sprach er zum Beispiel in einer öffentlichen Versammlung des demokratischen Vereins. In seiner Diskussionsrede betonte er, daß die Weltrevolution bestimmt kommen werde. Wenn man den Militarismus