Wie es dazu kam, berichtet er selbst: „Durch einen glücklichen Umstand war ich am 4. November in Leisnig ein getroffen. Ich hatte den Auftrag gehabt, zwei Waggons mit Bekleidungs und Ausrüstungsstücken von Valencienes an die Front zu bringen. Nach einer siebenwöchigen Fahrt landete ich aber in Leisnig. Ich gab meinen bei den Begleitern je vier Tage Urlaub, und ich fuhr selbst nach Chemnitz zu meinen Angehörigen. Wir vereinbarten, uns am 8. November wieder in Leisnig zu treffen, um dann wieder an die Front zu reisen. Am 8. November saß ich gegen Abend im Wartesaal des Chemnitzer Haupt bahnhofes und wartete auf den Zug, mit dem ich nach Leisnig zurückfahren wollte. Da betrat ein alter Sergeant den Wartesaal und hielt folgende be deutsame Ansprache: „Kameraden! Wir haben in Chemnitz soeben einen Soldatenrat gewählt; die Revolution ist ausgebrochen. Wer auf dem Wege zur Front ist, kann zu Hause bleiben. Der Krieg ist aus!" Der Sprecher erhielt donnernden Bei fall, und dann herrschte ein fröhlicher Tumult. überglücklich, daß ich nicht wieder an die Front zu fahren brauchte, kehrte ich nach Leisnig zurück. Auf der Kaserne wehte die rote Fahne der Arbei terklasse. Ich meldete mich beim Soldatenrat. Die führenden Genossen des Leisniger Soldatenrates beriefen mich sofort zum Sicherheitskommissar. Es wurden Wachen und Posten ausgestellt. Die Kasernen, die Exerzierhalle, die Munitionslager, die Schießstände, das Rathaus, die Aktienmühle, das Kornhaus, die Lebensmittellager und andere wichtige Gebäude mußten ge sichert werden. Die gesamte Macht lag in den Händen des Soldatenrates. Inzwischen waren auch Arbeiterräte gebildet worden. Die reaktionären Vertreter des Offizierskorps und des Bürgertums wagten nicht, öffentlich hervorzutreten. Später, im Januar 1919, stellte ich nach dem Leipziger Vor bild eine Sicherheitskompanie in Stärke von 120 Mann auf. Ich bin dann als Kompanieführer einstimmig gewählt worden." Die Sicherheitskompanie erfüllte aber auch hier in Leisnig nur organisatorische Aufgaben.' Am Abend des 9. November fand in der Gaststätte „Johannistal" eine öffentliche politische Versammlung mit dem Thema „Demokratie, Frieden und Sozialdemo kratie" statt. Der Saal war überfüllt. Es waren etwa 1000 Personen anwesend. Der Reichstagsabgeordnete Karl Pinkau sprach auch hier zur Lage. Das Mit glied des Soldatenrates Kolbe, richtete aufklärende Worte über die Revolutions ereignisse an die Besucher. Er ermahnte zur Ruhe und verwahrte sich gegen die Auffassung, daß es sich bei der Revolution um den Bolschewismus in deutscher Aufmachung handle. Diese Bemerkung wird verständlich, wenn man weiß, daß die SPD-Führer in einem Aufruf sich gegen die „russischen Zustände" und gegen den Bolschewismus wendeten.