gewissen Umfang revolutionäre Ideen in die Bevölkerung hineinzutragen. Der gegen die SPD gerichtete wachsende Einfluß der USPD zeigte sich bei der Wahl eines neuen Arbeiterrates im August 1919. Laut Veröffentlichung im „Har- thaer Anzeiger" vom 3. August 1919 erlangte bei dieser Wahl die Liste Kränkei, USPD, 754 Stimmen und die Liste Lehmann, SPD, 709 Stimmen. Die SPD wurde damit in die Minderheit gedrängt. Obwohl in der USPD viele Mitglieder kon sequent kämpften, war jedoch die USPD in ihrer Gesamtheit eine Arbeiterpartei mit einer zentristischen Führung. Die USPD wurde in Deutschland im April 1917 gegründet. Sie verfolgten in der Hauptsache das Ziel, die von der breiten feindlichen und antinationalen Politik der SPD-Führung sich abwendenden Arbeiter aufzufangen. Waldheim Wie in fast allen unseren Städten, so wurde auch nach Waldheim die Revolu tion von außen her durch Soldaten hineingetragen. Im Verlauf des 9. November kam auf einer Lokomotive von Döbeln eine Anzahl roter Matrosen als Vertreter des Soldatenrates nach Waldheim, die sofort das dortige Geschehen beeinflußten. Unterstützt von Waldheimer Arbeitern, schlossen sie die Granatenfabrik (Muni tionsbetrieb) Dietzmann und Schönherr und nahmen den dort anwesenden kaiserlichen Offizieren die Rangabzeichen ab. Die von jenseits der Zschopau kommenden Schichtarbeiter wurden von den Revolutionären, die die Brücke be setzt hielten, daran gehindert, ihrer Arbeit in dem Betrieb nachzugehen. Auf dem Marktplatz vor dem Rathaus kam es zu einer großen Menschenansammlung. Der Grund dafür war, daß der Bürgermeister und Rat der Stadt den Matrosen das Hissen der roten Fahne auf dem Rathaus verweigern wollte. Die Matrosen verschafften sich schließlich mit Gewalt den Zutritt zum Rathausgebäude, und wenige Minuten später konnte unter dem Jubel der Versammelten die Fahne der Arbeiterklasse aufgezogen werden. Die nächste Maßnahme der Matrosen war es, für die Befreiung der im damali gen Waldheimer Zuchthaus inhaftierten politischen Gefangenen zu sorgen. Wie aus einem Bericht des ehemaligen Anstaltsbeamten Biertümpel hervorgeht, be gab sich noch am selben Tag eine Abordnung der Matrosen zum Anstaltsdirek tor Boller, um mit ihm eine Aussprache über die Freilassung der politischen Häftlinge zu führen. Für die Dauer der Unterredung hatte eine Kolonne revolutionärer Soldaten vor der Anstalt Aufstellung genommen. Das Ergebnis der Verhandlungen war, daß die Akten der in Frage kommenden Häftlinge überprüft und in der darauffol genden Zeit täglich weitere politische Gefangene entlassen wurden. Unter dem Einfluß der revolutionären Geschehnisse konstituierte sich in den nächsten Tagen aus Mitgliedern der SPD ein Arbeiterrat.