mäßig, erstarkte, gab es in den letzten Kriegsjahren bereits eine beachtliche Antikriegsstimmung. Die Arbeiterfrauen Harthas zum Beispiel führten eine Pro testaktion durch, die gegen die schlechte Versorgung gerichtet war. Selbst von der Front wurde diese Stimmung gegen den Krieg nach Hartha getragen. Auf Grund der an der Front erschienenen Spartakusbriefe schrieben Harthaer Män ner an ihre Frauen zu Hause, sie sollten sich nicht bei der Zeichnung von Kriegs anleihen beteiligen, damit den deutschen Militaristen keine Möglichkeit mehr gegeben wurden, den Raubkrieg fortzusetzen und die Zahl der Menschenopfer zu vergrößern. Die Nachricht vom Ausbruch der Novemberrevolution und die Aufforderung, Ar beiter- und Soldatenräte zu bilden, brachte den Werktätigen ein befreites Auf atmen. Am 10. November wurde von der SPD in Hartha eine große Einwohnerversamm lung durchgeführt. In dieser Versammlung wurde der Vorschlag, einen Arbeiter rat zu bilden, sofort verwirklicht. Der Arbeiterrat setzte sich durchweg aus Mit gliedern der SPD zusammen. Von Seiten der arbeitenden Bevölkerung, die in großer Zahl der Versammlung beiwohnte, forderte man den Arbeiterrat auf, die Revolution auch demonstrativ sichtbar werden zu lassen und auf dem Rathaus die rote Fahne der Arbeiterklasse zu hissen. Unter gewaltiger Begeisterung mar schierten die Arbeiter zum Rathaus. Der überraschte Bürgermeister mußte still schweigend das Aufziehen der Revolutionsfahne geschehen lassen. Polizei- und Verwaltungsbeamte traten nicht in Erscheinung. Aber auch hier in Hartha ver säumte man, wie überall, die notwendige Bereinigung in der örtlichen Verwal tung durchzuführen und beließ die alten Kräfte. überhaupt verflachte in der folgenden Zeit die revolutionäre Bewegung. Das war nicht zuletzt auf die Politik der SPD-Führer zurückzuführen. Der Arbeiterrat erfüllte nicht die revolutionären Forderungen der Arbeiterklasse, sondern bezog eine kapitulantenhafte Position. Er ging sogar dazu über, die von den heimkeh renden Soldaten immer wieder verursachte revolutionäre Stimmung zu dämpfen. Mit ihrer Parole „Erhaltung der Ruhe und Ordnung" dienten sie nur den Kräften der Reaktion. Ungeachtet dieser Beschwichtigungsversuche kam es im Dezem ber 1918 zu einer Aktion der Frauen. Hunderte von Arbeiterfrauen versammelten sich vor dem Rathaus und verlang ten die sofortige Erhöhung der kläglichen Butter- und Fettrationen. Die von der Front heimgekehrten Genossen Kränkei und Reimer nahmen an der Demon stration teil und sprachen zu den Frauen. Anfang Januar 1919 trat eine Än derung innerhalb der Arbeiterbewegung Harthas ein. Am 4. Januar 1919 wurde in „Brabandts“ Restaurant die USPD-Ortsgruppe Hartha gegründet, in der sich solche aufrechte Arbeiter, wie zum Beispiel Genosse Kränkei (später KPD) u. a., vereinigten. Letzterer wurde Vorsitzender der USPD Harthas. Diese Genossen richteten ihr Augenmerk auf die politische Tätigkeit in den Betrieben und verstanden es, im