Europa durch einen Brief seiner Mutter zurückgerufen. Wir erleben auf der Rückfahrt einen Kampf englischer und französischer Schiffe. In der Heimat findet er am Rheine Zuflucht und ein stilles Glück, das aber durch die siegreich vordringenden Armeen der jungen französischen Republik gestört wird. Aber in ihren Reihen findet er seinen längst verloren geglaubten Bruder Karl wieder. Und ein gemeinsames Glück vereint nach langen unruhvollen Jahren alle Glieder der Familie. Die außerdem noch hineinverwobene Familiengeschichte mit vielen Verwicklungen sei hier übergangen. Aber diese ganze reiche Handlung ist ansprechend erzählt und anschaulich wiedergegeben. Zwischen die epische Erzählung sind an Ruhepunkten breitere lyrische Schilderungen eingestreut. Ich wüßte kein Werk, das den Leser bester mit Nostitz bekannt machte, als dieses Epos. Man liest es auch heute noch mit Spannung und Interesse, während fast alle anderen Schriften — ab gesehen von manchen Gedichten — heute nicht mehr lebendig zu uns sprechen. — Das zweite, weit kleinere im Nachlaß erhaltene Versbüchlein ist für die Oberlausitz und Görlitz im besonderen nicht ohne Interesse. 1832 schrieb Nostitz: „Caspar Nostitz. — Der Ahn von besten Ur enkelsohn, Seinen Kindern und Enkeln dargestellt." Und Goethes Wort steht dem Merkchen voran: „Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt." Den Stoff dafür fand er in Bautzen. Er sagt in der Vorrede: „In der reichhaltigen und wohlgeordneten Sammlung von Urkunden und Nach richten über das nostitzische Geschlecht, welche jetzt in Budissin auf bewahrt wird, finden sich die dahin gehörigen Schriften, die der als Pfarrherr zu Neukirch verstorbene vormalige Pfarrherr zu Jänckendorf, Müller, bei Ausarbeitung einer Beschreibung dieser Sammlung und Anfertigung einer Geschichte des besagten Geschlechts mit kritischem Fleiße benutzte." Es handelt sich um ein Ereignis aus dem Leben CasparsvonNostitz'—(geb. 1594,am23.3.1633 meuchlerisch erschossen')). Jänckendorff wird von einem in Görlitz wohnenden Rittmeister Jobst Hans von Dieselen („er wird aber auch Tollwitz und — vielleicht als Spott- oder Volksname — Tiesel genannt". Anm. 22.) überfallen und von Caspar von Nostitz siegreich verteidigt. Wenige Jahre später — eben 1633 — wird dieser durch ein Mitglied der Tieselschen Bande bei einer Beerdigung zu Diehsa erschossen. — Geschrieben ist die Dichtung in der Nibelungenstrophe, oder viel mehr in einem Versmaß, das Arthur v. Nordstern dafür hält. Er ') Vgl. v. Boetticher, a a. O., II 336.