Luft der Riviera von den körperlichen und seelischen Leiden des vergangenen Winters erholen sollte. Kurz vor seiner Abreise hatte er noch den Kaiser in Dresden begrüßt, der ihm in herzlichen Worten versicherte „das Leid des Hauses Wettin sei auch das des Hauses Hohenzollern“. In Südtirol traf sich dann die ganze Königliche Familie, einschließlich der nachgereisten Kinder des Kronprinzen, ehe dieser nach Dresden zurückkehrte. Der Kronprinz suchte und fand in seinen militärischen Pflichten und in der Erziehung seiner Söhne und Töchter Linderung des herben Schmerzes, den ihm der Verlust der heißgeliebten Frau zugefügt hatte. Es mehrten sich in dieser Zeit die Meldungen in den Tages blättern, in denen in der üblichen, stereotypen Form berichtet wurde: „Seine Königliche Hoheit der Kronprinz nahm in seiner Eigenschaft als Kommandierender General des XII. Armeekorps die Besichtigung des xten Regiments vor und wohnte anschließend dem Essen des Offizierkorps im Kasino und einem militärwissenschaftlichen Vor trage bei.“ Auch an den Sitzungen der ersten Kammer nahm der Prinz regelmäßig teil. Als Soldat bereitete es ihm hohe Freude, als der Kaiser bei seiner, das Kaisermanöver mit einer Parade abschließenden Kritik am 2. September 1903, dem Kronprinzen erneut seine Anerkennung aus sprach. Er hatte sie auch redlich verdient; denn mit dem ihm eigenen Pflichtgefühl nahm der Kronprinz sich der Ausbildung der ihm anvertrauten Truppen an. Unermüdlich reiste er von Garnison zu Garnison und überzeugte sich von der tadellosen Beschaffenheit der Kasernen wie von der Bereitschaft der Truppe. Keine Formation war vor einem unvermuteten Alarm oder einer Inspektion sicher. Mit dem sichern Blick für militärische Dinge der ihn schon als Rekrutenoffizier ausgezeichnet hatte, bemerkte der Prinz jede Unre gelmäßigkeit und stellte sie in der ihm eigenen, oft humorvoll dra stischen aber nie persönlich verletzenden Art ab, die sich der Gerügte mehr zu Herzen nahm als jeden noch so scharfen Tadel. Als der Kronprinz dann bei seiner Thronbesteigung das Kommando des Armeekorps abgeben mußte, befand es sich in einem vorzüglichen Zustande, hatte nicht nur seinen alten guten Ruf erhalten, sondern sich den Ruhm erworben, eins der bestausgebildeten Korps der deut schen Armee zu sein. Aber je mehr sich im Volke, gerade durch die schweren Ereignisse des Vorjahres, die Beliebtheit des Kronprinzen