Dieser Ansicht stimmte wohl jeder bei, der Gelegenheit hatte dienst lich oder außerdienstlich mit Friedrich August als Prinz oder König in Berührung zu kommen. Wer ihm jemals im Leben gegenüberge standen und in seine hellen und gütigen Augen blicken durfte, das freundliche Wohlwollen in seinen offenen Zügen mit Freude wahr nahm und seinen aufmunternden herzlichen Worten lauschen konnte, wird das hier gefällte Urteil gewiß unterschreiben. Anteilnahme am Geschick jedes einzelnen sprach sich in seinem ganzen Wesen aus. AUF REISEN Naturgemäß blieb die Ausbildung des künftigen Landesherrn nicht nur auf den militärischen Sektor beschränkt. Neben dem Einblick in die Aufgaben der staatlichen Verwaltung und Rechtspflege durften auch die Pflichten der Repräsentation und der Erweiterung des Gesichtskreises nicht vernachlässigt werden. Nach einer Einarbeitung bei der Kreishauptmannschaft Dresden und der Amtshauptmannschaft wurde dem Prinzen Gelegenheit gegeben, an den regelmäßigen Sit zungen des Gesamtministeriums teilzunehmen. Gleichzeitig wohnte er als Mitglied nunmehr auch den Beratungen der ersten Kammer bei und erhielt so einen gründlichen Einblick in die gesamte Staats maschinerie. Um dem Prinzen die Möglichkeit zu verschaffen, aus eigener Anschauung fremde Länder und Menschen kennenzulernen, griff man auf eine alte Einrichtung an den Höfen des 18. Jahrhun derts zurück: die sogenannte Cavalierstour. Sie galt neben diesem Zweck noch dem Besuch auswärtiger Höfe, der Vervollkommnung gesellschaftlicher Bildung und sehr häufig der Ausschau nach der geeigneten Braut. Auch der Anknüpfung neuer persönlicher Bezie hungen zu den Herrschern befreundeter Staaten und deren Vertie fung dienten solche Reisen. Bei dem Prinzen Friedrich August kam noch hinzu, daß man wußte, mit welch klaren und offenen Augen er Menschen und Dinge betrachtete und wie schnell er sich durch seine persönlichen Eigenschaften beliebt zu machen verstand. Vielleicht hatten auch König Albert oder Prinz Georg zufällig einmal in einer