GELIEBT UND UNVERGESSEN Niemand hat das Charakterbild des verewigten Königs kürzer und treffender gekennzeichnet als sein langjähriger Hauskaplan, Prälat Müller, in der vom Monarchen selbst auf zehn Minuten festgelegten Trauerrede am Beisetzungstage in der katholischen Hofkirche zu Dresden am 23. Februar 1932. Sie ist noch heute jedem, der sie hören durfte, unvergeßlich. Deshalb soll sie in dieser Biographie, wenn auch gekürzt, noch einmal im Wortlaut das Gedächtnis an den Heimgegangenen wachrufen: „Wie alle seine Vorfahren auf dem sächsischen Königsthron gerade die Treue auszeichnete, die sie auch in schweren Zeiten denen hielten, denen sie diese gelobt, so war auch die hervorragendste Charakter eigenschaft des Königs Friedrich August die Treue. An erster Stelle Gott gegenüber. Obwohl einst wandelnd auf der Menschheit Höhen beugte er in Demut seine Knie vor dem König der Könige. Ich glaube, so klang es immer wieder in seinem ganzen Leben bis zu seinem letzten Atemzuge. Treu sein im Glauben, treu seiner Kirche, dabei das Beispiel gebend, wie man beim Festhalten der eigenen religiösen Überzeugung voll Gerechtigkeit und Liebe auch gegen die Mitglieder eines anderen Bekenntnisses sein kann. Ein gerüttelt Maß von Leid hat Gott dem Könige gegeben und er hat es getragen und sich so als Schüler dessen bewährt, der das Kreuz auf seine Schulter genommen. Aus dieser Treue gegen Gott ging hervor die Treue und Liebe gegen die Seinen. Ich habe keinen Vater kennengelernt, der mit solcher Liebe an den Seinen hing, wie König Friedrich August. Treue gegenüber den Seinen, aber auch treu ergeben seinen Freunden und Bekannten, zuerst treu ergeben dem, der einst die Geschicke Deutschlands geleitet hat. Mit unwandelbarer Treue hing König Friedrich August an der lieben, alten Armee. Wie warm schlug sein Herz für seine Soldaten und wie teilnehmend war es für alle Opfer, die der Weltkrieg gefordert hatte. Groß war auch der Anteil, den der König an den Militärvereinen nahm, deren hoher Protektor er war. Oh, Ihr lieben alten Kameraden, Ihr habt an König Friedrich August Euren besten Kameraden verloren!