Morgen groß und wies prächtige Wälder mit reichem Wildbestand und fettem ertragreichem Boden auf. Mit seinen zahlreichen Zimmern und Gelassen bot das Schloß selbst für einen größeren Hofhalt Raum, als der für den König vorgesehene war. Aber bislang nur als Sommer residenz benutzt, wies es doch manche Nachteile auf, die damit unbeirrbar verbunden sind: Mangel an fließendem Wasser in den Schlafzimmern, wenig brauchbare Öfen, deren teilweises Fehlen sich schon beim Tode des Königs Albert in einem ungewöhnlich kalten Juni unangenehm bemerkbar gemacht hatte. An sich gab es im Schloß mehr als genügend Platz, es bot also ausreichend Raum für Jagdtrophäen, aber auch für wertvolle persönliche Erinnerungsstücke. Zur Zeit, als König Friedrich August es dauernd bewohnte, vor allem nach dem durchgeführten Ausgleich mit dem Land Sachsen und der Sicherstellung des Wettinschen Vermögens, wurde es allmählich auch zu einem künstlerischen Schmuckkästchen. Es barg ungeahnte Kost barkeiten, so eine vollständige Ahnengalerie der sächsischen Könige, eine Reihe wertvoller fürstlicher Geschenke, wie ein Bronzeservice, das Napoleon I. für den sächsischen König hatte anfertigen lassen, eine Anzahl kostbarer Vasen und prachtvolle Erzeugnisse der Meißner- aber auch anderer Porzellanmanufakturen. Außerdem waren Originalgemälde von Canaletto, Anton Graff und Rotari vor handen. Im Erdgeschoß befand sich ein großer Speisesaal, für den König Albert und Königin Carola in Italien selbst die kostbaren Ledertapeten nebst Kristalldecke und Kronleuchter ausgesucht hatten. Vorhalle und Treppenaufgänge waren mit Bildwerken geschmückt. In den Korridoren, Räumen und Gängen hingen die Zeugen der Jagderfolge des königlichen Waidmannes und seiner Vorgänger. Neben dem Speisesaal lag ein Gartensalon mit einer großen Frei terrasse nach dem Park zu. Dieser selbst dehnte sich weithin und besaß neben den noch zu erwähnenden Gedenkeichen auch prächtige Baumbestände, weite Wiesenplätze und Blumenbeete. Sibyllenort war von Breslau aus mit der Eisenbahn in einer halben Stunde zu erreichen und schon vor der Jahrhundertwende ein beliebter Aus flugsort für die Großstädter. Die breiten und weitausgreifenden Seitenflügel des Schlosses umfaßten, neben Wohnungen für die Schloßbediensteten, die Reithalle und den seit dem Aufenthalt des Königs reich besetzten Marstall, in dem sich die Leibpferde des Monarchen, der ja ein passionierter Reiter war, befanden.