Knien sein kleines Fußbänkchen angeboten habe, doch hätte das der Monarch mit den Worten abgelehnt: „Ein Feldgrauer hat das nötiger als ich“, und sich auf den Steinboden niedergekniet. Welchen gewal tigen Eindruck dies auf ihn und seine Kameraden gemacht habe, betont er zum Schluß noch ganz besonders. Von berufener Seite hörte ich, wie häufig der König bei einem Aufenthalt im Hochgebirge sich des Sonntags von keinem schlechten Wetter, Nebel oder Föhn an dem Abstieg ins Tal verhindern ließ, um dort in einem Dorfkirchlein am Gottesdienst teilzunehmen. Vor einer solchen Haltung seinem Gott gegenüber, wird ganz gewiß jeder beschämt oder zum mindesten achtungsvoll verharren, selbst der Ungläubige, der nur den Bekenner- mut bewundert. Pflichttreue schien dem Monarchen auch hier höchstes Gebot. In heißer Liebe hing er an seinem Heiland und pflegte die Verehrung der Gottesmutter, wie er dies von Jugend auf gewohnt war. Im gleichen Geiste erzog er seine Kinder. Von der Gottverbundenheit des Königs ließe sich noch viel erzählen, aber ich glaube, daß auch diese wenigen und flüchtigen Streiflichter ausreichen, um dem Leser klarzumachen, welch vorbildlicher Christ Sachsens König sein Leben lang gewesen ist. Diese Erkenntnis kam auch in den Nachrufen der führenden Männer beider christlichen Bekenntnisse nach seinem Hinscheiden übereinstimmend zum Aus druck. Der sächsische evangelische Bischof Dr. Ihmels sagte von ihm in seiner Predigt: „Mit den tiefsten Fasern seines Ichs war der König in Gott verwurzelt. Daraus ist seine ganze Lebensführung zu ver stehen.“ Und in der Kundgebung der evangelischen Bevölkerung Bautzens hieß es: „Er hat für unsere evangelische Kirche gesorgt und sie vor aller Unbill bewahrt. Es ist ihr unter ihm besser gegangen, wie unter mancher Regierung, die nach ihm kam. Dafür danken wir ihm von Herzen. Wir wissen, daß er in tiefster Seele ein frommer Mensch war.“ Ich möchte dies Kapitel mit ein paar Worten des Bischofs Dr. Gröber von Meißen schließen, die er dem König widmete und die mir heute noch ebenso zeitgemäß erscheinen wie damals: „Die Frömmigkeit des dahingeschiedenen Königs leuchte uns in einer gottentfremdeten, umwölkten Zeit voran, mache uns stark in unserm Glauben, treu in unserm christlichen Wandel und mutig in unserm Bekenntnis.“ 157