weiter bahnbrechenden Übertretung gegebener Vorschriften und der durch die Not noch gesteigerten Friedenssehnsucht um jeden Preis nicht zu steuern. Die von mancher politischen Partei immer lauter geforderten innerpolitschen Reformen erfüllten den König mit Sorge, da durch ihre Erörterung in der Öffentlichkeit ein Zankapfel ins Volk geworfen wurde und die Radikalisierung der Massen von Tag zu Tag zunahm. Zu alldem gesellte sich vom September an noch der Ruf nach der Abdankung des Kaisers. Sachsen mußte sich Anfang November 1918 entschließen, den Volks wünschen nachzugeben und eine Umbildung der Regierung in die Wege zu leiten. Der König hat dieses Opfer gewiß nicht leichten Herzens gebracht, bedingte es doch gleichzeitig die Trennung von alten, jahrelangen treuen Mitarbeitern. In der 71. Sitzung der zweiten Kammer, am 5. November 1918, 11 Uhr vormittags trat die neue Regierung vor die Volksvertretung. Ihr gehörten mehrere Sozial demokraten an und auch ein Teil der Minister war den Parteien entnommen. Das Programm der neuen Regierung sah das allgemeine und gleiche Wahlrecht für die zweite und die Umformung der ersten Kammer zu einem berufsständischen Parlament vor. Außerdem war an eine Schulreform gedacht. Doch die bereits am 21. Oktober ein geleitete und am 5. November durchgeführte Parlamentarisierung erwies sich als zwecklos. Sie wurde durch die sich überstürzenden Ereignisse im Reich überholt und mit diesen auch die neue Regierung hinweggespült. Das Schicksal des Reiches, das auch das Sachsens war, vollendete sich. UNVERDIENTE SCHICKSALSSCHLÄGE Leider machte die Entwicklung zu einer antimonarchischen Stimmung im Reiche, die vom Auslande her genährt wurde, auch vor denjenigen deutschen Bundesfürsten nicht halt, die, wie Friedrich August IIL, durch ihre persönlichen Eigenschaften und ihre einwandfreie vorbild liche Regierungsführung sich die Achtung und Liebe ihrer Unter tanen erworben hatten.