KRIEGSJAHRE Es vergingen nur wenige Monate, bis Sachsens wehrhafte Söhne den Augenblick erlebten, in dem sie dieses Königswort wahrmachen konnten. Am 2. August 1914 rief der Monarch seine Soldaten zu den Waffen und erließ gleichzeitig den folgenden Aufruf an sein Volk: „Unsere Söhne und Brüder eilen zu den vaterländischen Fahnen. In diesem Augenblick zu meinen getreuen Sachsen davon zu reden, was uns alle mächtig bewegt, ist mir Herzensbedürfnis. Ich erwarte von mei ner Armee, deren Geschicke meine Söhne teilen werden, daß sie auf dem Schlachtfelde den alten Waffenruhm der Väter bewahren und erneuern wird.“ Im Lande hatte man — wohl im Hinblick auf 1870 — allgemein ange nommen, daß König Friedrich August, den ja, wie seinen Vater und Onkel die höchste militärische Würde, die des Generalfeldmarschalls, schmückte, sich an die Spitze seiner Truppen stellen und im Felde draußen eine Armee führen werde. Bei den bekannten soldatischen Eigenschaften des Monarchen und seinen gründlichen taktischen und strategischen Kenntnissen, sowie seinem gesunden Menschenverstand und nüchternen Betrachtung der Sachlage unterliegt es keinem Zwei fel, daß der König, mit einem tüchtigen Generalstabschef an der Seite, wie auch von fachlicher Seite mehrmals betont wurde, ein guter Heerführer gewesen wäre, der ein Herz für die ihm unterstellten Truppen gehabt und dessen Beliebtheit die besten Voraussetzungen für ein gutes Zusammenarbeiten von Feldherrn und Armee geboten hätte. Wenn er diese Gelegenheit, sich auszuzeichnen und dem Namen des Hauses Wettin vielleicht ein neues Ruhmesblatt hinzuzufügen, nicht ergriff, so veranlaßten ihn dazu reifliche Überlegung und eine genaueste Prüfung des Für und Wider. In erster Linie fiel schwer ins Gewicht, daß er neben dem Soldaten auch noch Bundesfürst war und daß sein Land auf ihn in dieser Eigenschaft einen größeren Anspruch erheben konnte als seine Armee. Beide Ämter zur glei chen Zeit in der Hand zu behalten, erschien hinsichtlich der durch die wirtschaftlichen und sonstigen Schwierigkeiten in der Heimat zu erwartenden ernsten Lage und im Hinblick auf die gewaltigen Anforderungen einer Frontstellung unmöglich. Kein Mensch und nun 141