Bedeutung hatte. Wir durften in den Räumen des Königlichen Schlosses die wundervollen Plauener Spitzen bewundern, die denen von Valenciennes Konkurrenz machten.“ Die Prinzessinnen mußten wis sen, daß im Erzgebirge geklöppelt wurde und in der Umgebung von Aue und bei Oberwiesental die reizenden Weihnachtsengel und Krippenfiguren hergestellt wurden. Später erzählte man ihnen dann auch von der Bedeutung Leipzigs für den Buchhandel, von den Tuchfabriken der Lausitz, den Maschinenweltfirmen in Chemnitz und der Kunstblumenindustrie in Sebnitz. Um solche praktische Erfahrungen zu sammeln und zu vertiefen, bot sich den Königlichen Kindern der Vater als bester Lehrmeister an. Soweit es seine begrenzte Zeit nur irgend zuließ, machte er mit den Söhnen und Töchtern Ausflüge in die Umgebung, vor allem an Sonn- und Festtagen und — wenn angängig — während der Schulferien. Schon in der kronprinzlichen Zeit tauchten in der Presse immer häufiger Bemerkungen in dieser Richtung auf. So hieß es zum Beispiel unter dem 21. Juli 1903 unter den sogenannten „Hofnachrichten“: „Die soeben von Sibyllenort zurückgekehrten Prinzen werden mit ihrem Vater eine fünftägige Wanderung durch die Lausitz unter nehmen.“ Während der Regierung König Georgs war der damalige Kronprinz auch wiederholt gezwungen, für den erkrankten Monar chen Repräsentationsverpflichtungen zu übernehmen. So gab er z. B. im Jahre 1903 an dessen Stelle bei der Eröffnung der Dresdner Vogelwiese für den Landesherrn den traditionellen Königsschuß ab und nahm dann Gelegenheit, in Gesellschaft seiner Kinder auch den Buden und Vergnügungsstätten des großen Volksfestes der Bewohner der Residenz einen Besuch abzustatten. Die Zeitungen berichteten, daß der Kronprinz mit den „Prinzen-Söhnen und den Prinzessinnen- Töchtern zunächst die große Menagerie“ besehen habe, dann seinen Kindern „die kleinsten Pferde der Welt“ zeigte, anschließend „auf Haases Stufenbahn eine Fahrt machte“ und sich mit seinen Kindern „schließlich mit einem Trunk bayrischen Bieres bei Schrammelmusik im Augustiner“ stärkte. In der Königlichen Zeit wurden diese Nach richten dann in der Vogelwiesenwoche zur Regel. Jeder alte Dresdner, der die Glanzzeit dieses Volksfestes noch erlebte, weiß, was es für den Einwohner der Residenz und weiter gefaßt jeden Sachsen aus der näheren oder weiteren Umgebung bedeutete und daß man sich den Rummel ohne den traditionellen Besuch der Königlichen Familie