Die Ziele der Prinzenschule entsprachen denen der Reifeprüfung eines humanistischen Gymnasiums. Zu Schulzwecken wurden im Taschenbergpalais zwei Räume als Klassenzimmer hergerichtet und zunächst für den Unterricht der beiden ältesten Prinzen bestimmt. Sie glichen in ihrer Ausstattung mit Bänken, Katheder und Wandkarten usw. denen an den öffentlichen Lehranstalten. Mitschüler in den beiden Prinzenklassen waren die Söhne von Dresdner Offiziers- und Beamtenfamilien, darunter auch einige Bürgerliche, sowie — ein neuer Beweis für die religiöse Toleranz des Königs — der Sohn eines protestantischen Militärpfarrers in der Kronprinzenklasse. Den Unterrichtsplan hatte der König selbst aufgestellt, der auch ab und zu dem Unterricht beiwohnte. Als leitenden Grundsatz hatte der Monarch gefordert, daß nicht vieles, sondern gründliches Wissen erzielt werden solle. In Geographie und Geschichte war entsprechend dem Willen des Königs vor allem Sachsen gründlich zu behandeln. Gleichzeitig sollten hier neben der theoretischen Belehrung auch praktische Ergänzungen durch Einblicke in das Volksleben und die Wirtschaft, sowie Besuche geschichtlich denkwürdiger Plätze und Orte vorgesehen werden. Besonderer Wert wurde dem Unterricht in Fremdsprachen beigemes sen, vor allem dem in Französisch, das ja damals noch allgemeine Diplomatensprache war und das der Monarch selbst vorzüglich be herrschte. Neben der geistigen lief die körperliche Schulung, in die, außer Turnen, auch Fechten, Reiten und Tanzen einbezogen waren. Für den Schwimmunterricht war ein Pionierunteroffizier heran gezogen worden. Einfachheit und Gewöhnung an Strapazen sollten auch hier die Grundlage der körperlichen Ausbildung sein. Im Jahre 1912 legte die Klasse des Kronprinzen, in Gegenwart des Kultusministers als Königlichem Kommissar, als erste, nach den Be stimmungen für die humanistischen Gymnasien, die Reifeprüfung ab. Der König hielt dabei die folgende Ansprache an die Abiturienten: „An Sie richte ich die Mahnung, den Grundsätzen strenger Recht lichkeit, Pflichttreue und tiefer, aufrichtiger Gottesfurcht und Religio sität, die Sie in diesen Räumen gelernt haben, auch fernerhin nach zuleben und, wenn es möglich ist, diese noch mehr zu vertiefen. Bleiben Sie dessen eingedenk, daß Sie die Kameraden des ersten