unter besonderer Berücksichtigung der Baumwoll-, Jute-, Leinen-, Segeltuch-, Kammgarn-, Tuch- und Buckskin-Branche; ein Hilfsbuch für mechanische Webereien, Webstuhlfabriken, Webschulen und Weberei-Techniker; auf Grund von über 400 dynamometrischen Versuchen
Einleitung Zur Beurteilung des Kraftbedarfs mechanischer Webstühle war man bisher mehr oder weniger auf Schätzungen angewiesen, welche stets ungenau, meist aber sogar falsch waren. So behauptet Kohl, es seien 8—9 Baumwoll-Webstühle auf 1 PS zu rechnen. Karmarscli rechnet deren 10—15 von 85 cm Warenbreite bei 100 Türen, und Redtenbacher deren 10 bei 100 cm und 100 Türen auf eine Pferdestärke. Die Unrichtigkeit dieser Angaben geht schon aus dem Umstande hervor, dass die Stühle heutzutage um zwei Drittel schneller laufen. — Im Gegensatz hierzu hält man in der Praxis den Kraftbedarf sehr breiter Stühle nicht selten für viel grösser, als er in der That ist; man vergisst dabei oder übersieht, dass der artige Stühle auch mit einer viel geringeren Turenzahl arbeiten. Es schien deshalb eine Arbeit wie die vorliegende nur einem that- sächlichen Bedürfnis zu entsprechen; sie wurde aber hauptsächlich durch den Umstand veranlasst, dass über die einzelnen sich bewegenden Teile des Webstuhls und ihr Yerhältnis zu einander in kraftökonomi scher Hinsicht bisher wenig bekannt war; die Yersuche sollen also auch dem Techniker und Konstrukteur einen Einblick in den Gang der Webstühle gewähren und werden in dieser Beziehung vielleicht für den Webstuhlbau manches Brauchbare liefern. Die Aufgabe, die sich der Verfasser gestellt hatte, lautete dahin: Den Kraftbedarf der mechanischen Webstühle verschiedener Branchen sowohl im Arbeitsgang als auch im Leergang, ferner den Kraft bedarf der Lade für sich allein, des Schützenschlags, des Ge schirrs, resp. der Schaft- oder Jacquard-Maschine zu untersuchen und zu berechnen. Es sollte dabei, so weit dies eben erreichbar war, das Yerhältnis zwischen Arbeitsgang und Leergang, Oberschlag und Unterschlag, Steigwechsel und Revolverwechsel, L ade mit Anschlag und ohne Anschlag an die Ware, Schützenschlag mit und ohne Schütze, Geschirrbewegung bei lockerer und gespannter Kette, der Einfluss der Schaft- und Jacquard maschinen und derartige Fragen mehr klargestellt werden. M e y, Krftftbedarf. i