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konnte im Ablauf des Jahres 1955 insgesamt 34 literarische bzw. literarisch musikalische Ver anstaltungen und Gedenkfeiern mit einer Gesamtteilnehmerzahl von 1550 Besuchern durchführen, das entspricht einem Durchschnittsbesuch von 45 Menschen. Heute haben wir den Zustand zu verzeichnen, daß nicht nur Parteien und Massen organisationen, sondern auch Schulen, Jugendheime und andere Einrichtungen, sobald sie die Ausgestaltung eines Abends oder einer Feierstunde im Auge haben, sich sehr gut auf die Stadtbücherei besinnen. Wir dürfen uns aber nicht verleiten lassen, hier un berechtigte Proportionen weiterhin gewähren zu lassen, die unsere Hauptaufgabe, die individuelle Arbeit für und mit dem Leser, hemmt oder gar in die Reserve bringt. Eine neue klare Zielsetzung für das Bibliothekswesen machte auch die sofortige Auf nahme der Ausbildung von bibliothekarischem Nachwuchs notwendig. Unter diesen Vor aussetzungen wurde die Stadtbücherei Görlitz nach 1945 wiederum als Ausbildungs bücherei bestätigt. Vorerst waren es nur Praktikanten, die ein Vor- bzw. Zwischen praktikum zu ihrer theoretischen Ausbildung hier genossen. Als im Jahre 1951 dem Beruf des Bibliothekshelfers die Tür geöffnet wurde, war es eine Selbstverständlichkeit, daß sich unsere Bücherei diesem neuen Gedanken gern und freudig anschloß, wußte man doch aus der Vergangenheit, wie schwer es war, wohl willige aber ungelernte Hilfskräfte zu beschäftigen. Seit dem Jahre 1951 bis zum heutigen Tage wurden insgesamt 19 Biblio thekshelfer ausgebildet bzw. stehen noch in der Ausbildung, davon haben über die Hälfte mit sehr guten Ergebnissen ihre Facharbeiterprüfung bestanden. In der Zeit von 1947 bis zum heutigen Tage waren es neun Praktikantinnen, die in die praktische Tätig keit eines zukünftigen Bibliothekars eingeführt wurden. Viele Einzelheiten und wohl für uns wichtige Aufgaben und Arbeitsergebnisse könnten dieses Bild noch ergänzen, aber ein geschichtlicher Überblick hat ja die Aufgabe, das Wesentliche, Entscheidende dokumentarisch festzuhalten. Die Erfolge, die das letzte Jahrzehnt unseres nun bestandenen halben Jahrhunderts an füllten, wären undenkbar, wollten wir nicht auch in Gedanken und mit dieser Schrift immer wieder der Kraft danken, die es uns ermöglichte, eine solche Entwicklung ein zuschlagen. Unsere Arbeiter-und-Bauern-Regierung, deren große Bemühungen zur Ent faltung einer sozialistischen Volkskultur zur Wahrung des großen humanistischen Erbes aller Nationen und zur schöpferischen Entfaltung aller Kräfte des Volkes alle nur mög lichen Mittel und Bedingungen ausschöpft und keine Kosten scheut, haben wir die letzten Jahre unserer „jüngsten Geschichte" zu verdanken. Wir wollen uns ständig bemühen, diese geschaffenen Werte zu erhalten, sie durch unsere bescheidenen Kräfte zu mehren und, wenn es notwendig würde, sie auch zu verteidigen. „Es ist nicht genug, zu wissen, inan muß auch anwenden, es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun.“ Johann Wolfgang Goethe