Diese beiden Sammlungen waren im Berichtsjahr 1928 auf 731 Chor- und Orchesterwerke mit 1140 Partituren und Klavierauszügen und 73 779 Stimmen angewachsen und durch die Bücherei in ein sachgemäßes Ordnungsgefüge gebracht worden. Dieser nun leicht gemachte Zugang zu den Noten bewirkte auch bald eine sich ständig steigernde Ausleihe. Im Jahre 1930 wurden z. B. 5167 Stimmen entliehen. Eine weitere Aufgabenbereicherung brachte die Angliederung an die Volkshochschule (1926) und die Durchführung der Hochschulvorträge der Universität Breslau (1929) mit sich. Von der Bücherei selbst wurde der ganze organisatorische Ablauf der Volkshochschul kurse, Absprache mit Dozenten, Kontrolle des Besuches und die wirtschaftlich-finanzielle Arbeit dieses Teils der Erwachsenenbildung bestritten. So wurden z. B. im Jahre 1930 32 Kurse von 1305 Hörem 1960mal mit 29 400 Stunden belegt, davon 374 Erwerbslose mit 698 Freikarten. Etwa ein Drittel der Volkshochschul hörer waren zugleich Leser der Bücherei. Hieraus ist gut ersichtlich, wie sich beide Ein richtungen der Erwachsenenbildung einander ergänzten. 4 Hochschulvorträge jährlich etwa sollten eine engere Verbindung der Landesuniversität mit den Kreisen der Bevölkerung der Provinz anbahnen. Eine weitere Einrichtung schloß den Aufgabenkreis der Städtischen Volksbücherei und Lesehalle: Die Patentschriftenauslegestelle, die im Jahre 1929 übernommen wurde. Sie bestand aus mehr als 250 000 Nummern von Patentschriften, die selbstverständlich den Aktionsradius der Bücherei wesentlich vergrößerten. Im Verlaufe des Weltkrieges (1914—1918) fand auch noch die Milichsche Privatbiblio thek (1727 gestiftet) Aufnahme im Hause Jochmannstraße 2/3. Sie belastete jedoch weder personell noch finanziell; die Leitung und Verwaltung oblag Ratsarchivar Prof. Dr. Dr. Richard Jecht (1858—1945), dem verdienstvollen Verfasser der Görlitzer Stadtgeschichte. Der Anteil der Bücherei an der Ausbildung des volksbibliothekarischen Nachwuchses wurde 1916 durch das derzeitige Kultusministerium geregelt, indem eine Anweisung zur Vorbereitung von jährlich zwei Praktikantinnen auf die Diplomprüfung erteilt wurde. In der Berichtszeit von 1907 bis 1916 wurden 17 Volontäre, von 1917 bis 1927 19 Prakti kanten in der Volksbüchereipraxis ausgebildet. Die Leitung der Bücherei hatte seit dem Jahre 1912 die Bibliothekarin Frau Schultz- Schmula, die sie in sachkundiger Weise bis 1934 ausübte. 1922 wurde die Volksbücherei zur selbständigen Dienststelle erklärt und im Jahre 1928 auf Vorschlag und Zustimmung der „Deputation" der Name „Städtische Volksbücherei und Lesehalle" in „Stadtbücherei" umgeändert. Wie aus den großen Aufgabengebieten ersichtlich wird, stiegen selbstverständlich auch die Bedürfnisse auf größere materielle Zuwendungen und räumliche Erweiterung. Beson ders dringend wurde die Frage nach geeigneten Arbeitsräumen für die verstärkte Zahl