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No. 11. 19021903 Teiearramm-Adresse Elektrotechnische Rundschau Fraakfurimaia. Zeitschrift für die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete der angewandten Elektrizitätslehre. Abonnements werden von allen Buchhandlnngen und Postanstalten zum Preise von Mk. 4.— halbjährl., Mk. 8.— ganzjiihrl. angenommen. Von der Expedition in frankfurt a. M. direkt per Kreuzband bezotren: Mark 4.75 halbjährlich. Ausland Mb. 6 - , ganzjiihrl. Mk. 12.— Redaktion : Prof. Dr. G. Krebs in Frankfurt a. M. Expedition : Frankfurt a. NI., Kaiserstrasse 10 Fernspreohitelle No. 586. Erscheint regelmässig 2 Mal monatlich im Umfange von 2 l /. Bogen. Post-Preisverzeichniss pro 1903 No. 2411. Inhalt : Die Zentrale des Unterinnthales. Von Richard Hirsch, Diplom-Ingenieur in München. (Schluss.) S. 112. — Elektrische Zugheleuchtung, Patent Kuli. Ausführung der Aktiengesellschaft Brown, Boveri u Cie, Baden (Schweiz). S. 114. — Selbstinduktions- und Drosselspule. S. 116. — Eine Elektrizitätsstation in einer Fabrik in Cleveland. S. 116. — K 1 e i n e M i 11 e i 1 un gen: Die Telephon-Apparat-Fabrik von Petsch, Zwietusch u. Co., Berlin-Charlottenburg. S. 116. — Eine grosse Wasserkraftanlage. S. 118. — Wehranlage und Elektrizitätswerk Untertürkheim. S. 118. — Typendrucktelegraph. S. 118. — Funkentele graphie. S. 118. — Die erste elektrisch betriebene Hauptschacht-Fördermaschine für grosse Die Zentrale des Unterinnthales. Von Richard Hirsch, Diplom-Ingenieur in München. (Schluß) Die Drehstromgeneratoren, entworfen und ausgeführt von der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuekert &Co. in Nürnberg, er zeugen normal 3mal 24,5 Ampere bei 5000 Volt verketteter Spannung, was einer Leistungsfähigkeit von 212 Kilowatt entspricht. Bei einer Polzahl 24 und einer Tourenzahl 250 in der Minute resultiert eine Wechselzahl 100 in der Sekunde. Die Maschinen besitzen Innenpole, die nach der Mordey Type ausgebildet sind, enthalten also bloß einen gemeinsamen Wieklungsring und sind aus 2 Stücken mit je 4 Speichen gegossen, die durch 32 Schrauben zusammengepreßt werden. Infolgedessen erreicht das Gewicht des Magnetrads ziemlich bedeutende Größe, nämlich 83 Zentner. Trotz dieses für die Gleich förmigkeit der Bewegung günstigen Masse, wurde zwischen Dynamo und Turbine noch ein Schwungrad eingeschaltet, das mit seinem Gewicht von 110 Zentnern verhindern sollte, den Einfluß der Anker rückwirkung bei Stromstößen allzu groß werden zu lassen. Als Wicklung diente die gewöhnliche Dreiphasen wicklung in Stern schaltung. Der Wicklungsdraht hat einen Durchmesser von 3 mm. Der Anker der Erregermaschine sitzt auf der großen Achse und bewegt sieh unter zwei Polen, deren Bewicklung mit dem Gleich stromanker und dem Wicklnngsring des Magnetrads hintereinander geschaltet ist. Diese Hauptstrommasehine leistet hei 65 Volt Spannung 31 Ampere Stromstärke. Von den Klemmen gelangt der Strom durch die Decke des Maschinenraumes zum Schaltbrett, das in der üblichen Weise mit Hochspannungsausschaltern (Rollensystem), Hochspannungssicherungen, Meßtransformatoren und Synchronisierungsvorrichtungen versehen ist und von hier aus auf die drei Sammelmaschinen. Von diesen zweigen ab : Eine 6 Kilometer lange Drehstromfernleitung nach Schwaz, eine 44 Kilometer lange Kraftübertragung nach Hall und Igls, südlich von Innsbruck, die Leitung zum Lichttransformator für die Be leuchtung des Maschinenhauses und die Drähte zur elektrischen Beheizung des Masehinenhauses. Der Heizkörper der drei elektrischen Oefen besteht ans 0,6 mm feinem Niekelindrahtspiralen, die auf Porzellan rollen befestigt sind. Da der Heizdraht direkt an die Hoch spannung von 5000 Volt angeschlossen ist und die 3 Phasen bezw. die 3 Oefen in Sternschaltung miteinander verbunden sind, erfordert solch ein Ofen ziemlich viel Kaum. Allerdings genügt auch die erzeugte Wärmemenge selbst in den strengsten Wintermonaten voll- Leistung. S. 118. — Das elektrische Haus. S. 119. — Die Siegeslaufbahn der Elektrizität. S. 119. — Die Entwendung von Elektrizität. S. 119 — Zur Lage der Elektrizitätsindustrie S. 119. — Siemens-Schuckert-AVerke. S. 119. — Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vorm. W. Lahmeyer u. Co.. Frankfurt a. M. S. 120. — Bergmann Elektriz tät--Werke, A.-G., Berlin. S. 120. — Das Technikum Mittweida. S. 120. — Neue Bücher und Flugschriften. S. 120. — Bücherbesprechung. S. 120. — Polytechnisches: Rückblick auf die modernen Spezial-Isolier-Lacke und deren Bedeutung S. 121. — Patentliste No. 11. — Börsenbericht. — Anzeigen. kommen zu einer behaglichen Durchwärmung des Maschinenraums. Der Stromverbrauch beziffert sich zu 3 Ampere; daraus folgt ein Wattverbrauch von'j/A - 5000'3 = 26 Kilowatt = 35 Pferdestärken. Diesen Effektverbrauch als unrationell oder als Verschwendung zu bezeichnen, wäre bloß bei Dampfmaschinenanlagen angängig, nicht aber bei einer Turbinenstation, die über solch reiche Wassermengen verfügt und bei welcher der Transport der Heizkohlen von der Bahnstation Schwaz bis zu der hochgelegenen, nur auf mangelhaften Wegen erreichbaren Zentrale jedenfalls gleichviel, wenn nicht mehr Kosten verursacht. Im Gebirge sind die Fälle, in denen die elektrische Heizung der Kohlenheizung vorzuziehen ist, gar nicht so selten. Besondere Sorgfalt wurde den Blitzableitervorrichtungen gewidmet, da sich die Anlage in einer gewitterreichen Gegend befindet und die Intensität der Gebirgsgewitter die der elektrischen atmosphärischen Entladungen im Flachland gewöhnlich übertrifft. Erschwerend für den Schutz des Leitungsnetzes wirkt auch der Umstand, daß das Kalkgestein, in dem die Erdplatten versenkt sind selten die erforder liche Leitfähigkeit besitzt und daß das häufig aus Schneeschmelz wasser bestehende Gebirgswasser den Blitz nicht hervorragend gut ' fortzuleiten im Stande ist. So wurde beispielsweise bei tief ver senkten Erdplatten noch Widerstände bis zu 40 Olim gemessen, ein Uebelstand, dem nur durch Anordnung paralleler Platten einiger maßen abgeholfen werden konnte. Ungeachtet der zahlreichen Ver wendung von Hörner und Rollenblitzableiter und von Drosselspulen kamen häufig Blitzschläge mit schädlichen Wirkungen in den Trans formatoren vor; namentlich die Meßtransformatoren wurden des öfteren durchgeschlagen. Dieser Kalamität konnte durch eine einfache und originelle Blitzschutzvorrichtung zum großen Teil abgeholfen werden. Läßt man gegen drei geneigte Blechtafeln, die mit den Hauptleitungen verbunden sind, Wasserstrahlen spülen, am besten aus Metallröhren, welche mit dem untern Ende der Druckrohrleitung verbunden sind, so gestattet die durch den Wasserstrahl hergestellte Verbindung mit der Erde dem Blitz sich auszugleiehen, verhindert aber gleichzeitig durch den verhältnismäßig hohen Widerstand des Druckwassers den Masehinenstrom, in allzu hohem Grade in die Erde überzutreten. Der Stromverbrauch dieser Erdleitung, gemessen mit einem Milli amperemeter stellt sich bloß auf U,002 Ampere, bedeutet also einen Wattverbrauch von ca. 17 Watt, während der äußerst geringe Wasserverbrauch natürlich nicht in Betracht kommt gegenüber der auffälligen Minderung der Blitzschläge in die Transformatoren. Diese sogenannte Wasserstrahl-Erdung wurde nach den Angaben der Firma Schuckert in Nürnberg ausgeführt und hat sieh bisher in den ver-