Volltext Seite (XML)
Anmerkungen. Die dem thierischen Organismus eigenthümliche selbständige Beweglichkeit ist die Leistung einer besonderen Gewebsart, nämlich der Muskeln. Nach Erkenntniss dieser Thatsache lag es nahe, auch jede Art von Flüssigkeitsbewegung, welche im Körper stattfindet, auf die Wirkung von Muskelkräften zurück zuführen, eine Vorstellung, welche in den Erscheinungen des Blut kreislaufes eine Stütze fand. Der Versuch, die Secretion des Spei chels in ähnlicher Weise zu erklären, wurde indessen durch die vorliegenden Beobachtungen endgültig ausgeschlossen, weil mit voller Sicherheit nachgewiesen werden konnte, dass der Druck, unter welchem der Speichel aus der Drüse strömt, den Blutdruck bedeutend übersteigen kann. Da auch die Berufung auf besondere Hülfskräfte des Blutstroms durch darauf gerichtete Versuche widerlegt wurde, blieb nur die Annahme übrig, dass unter Vermitt lung der Absonderungsnerven chemische Vorgänge in der Drüse ausgelöst werden, wobei es zu starken Anziehungen der die Drüse umspülenden Flüssigkeiten (Lymphe, Blut), freilich mit Auswahl der Stoffe, kommt. Dass diese in der vorliegenden Abhandlung zum ersten Male mit Bestimmtheit ausgesprochene Vorstellung das Richtige traf, wurde bald durch die Beobachtung der eigen tümlichen von der Blutflüssigkeit abweichenden Zusammen setzung des Speichels, seine Veränderung mit der Reizdauer (.Becher 8f Ludwig), seine hohe das Carotidenblut leicht über steigende Temperatur (.Ludwig 8f Spiess, Wiener Sitzungsber. 1857), seinen grossen Gehalt an Kohlensäure (Pflüger, Arch. f. d. ges. Phys. I. 1868) und endlich durch mikroskopische Untersuchungen erhärtet, welche eine Veränderung der Drüsen zellen bei der Secretion nachwiesen (Heidenhain 1868). Der Blutstrom zeigt, wie CI. Bernard 1858 fand, eine auffallende Beschleunigung während der Thätigkeit der Drüse, auch treten elektrische Spannungen auf (Bayliss &f Bradford, Journ. of Physiology VL 1885, Bradford, ibid. VIII. 1887). Trotz