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22 C. Ludwig. Damit die örtlichen Contractionen der Gefässe die Erzielung: eines stetigen Secretionsdruckes, wie es unsere Erfahrungen ver langen, erwirken könnten, müsste man zuerst voraussetzen, dass bei einer tetanisehen Erregung des Nerven die zugehörigen Muskeln nicht ebenfalls in tetanische, sondern in rhythmische, mit Pausen unterbrochene Bewegungen geriethen. Einem jeden, der mit der Lehre von den Seitendrücken [274] der Flüssigkeits ströme befreundet ist, wird die Nothwendigkeit dieser Annahme sogleich einleuchten. Setzten wir nämlich die andere Möglich keit voraus, die, dass die tetanische Erregung des Nerven mit einer tetanisehen Muskelerregung der Arterienenden (der Ein- flussmündungen in das Capillarensystem) verknüpft sei, so folgte daraus ohne Weiteres, dass die Absonderung des Speichels, — unter der Bedingung, dass diese überhaupt eine Function des Seitendruckes wäre, — durch eine tetanische Nervenerregung mehr gehemmt als gefördert werden müsste. Denn olfenbar muss durch eine dauernde Verengerung der Einflussölfnung in das Capillarensystem die Stromgeschwindigkeit des Blutes in letzterem selbst beträchtlich vermindert und damit der auf den Wandungen lastende Druck beträchtlich erniedrigt werden. — Wir nehmen also rhythmische Bewegungen der Gefässmuskeln bei tetanisehen Nervenerregungen an. Solche Bewegungen der kleinen Drüsenarterien würden, ähnlich wie das Herz seinen Inhalt in das Gefässsystem treibt, das Blut in das Capillaren-, resp. absondernde Blutgefässsystem der Drüse mit beschleunig ter Geschwindigkeit eintreiben und dadurch einen pausenweise verstärkten Seitendruck hervorrufen. Würde die Geschwindig keit des Blutes, die aus diesen Bewegungen resultirt, ausser ordentlich sein, so liesse sich dadurch, unter mancherlei anderen complicirten Voraussetzungen, ein mittlerer Seitendruck ge winnen , welcher durch den Absonderungsdrnck dargestellt würde. Ein solcher Mitteldruck, der durch die Blut- und Drüsengefässwände hindurch wirkte, könnte möglicherweise in den Drüsenröhren als ein stetig ansteigender oder abfallender erscheinen, ohne durch Stillstehen oder Absteigen unterbrochen zu werden, wie wir Aehnliches hei den raschen Herzschlägen der Vögel selbst in den grösseren Arterien gewahren. Wir unterlassen es, auf die grossen theoretischen Schwierig keiten, die bei dem eigenthümliehen Bau der Drüsen einer solchen Annahme entgegenstehen, aufmerksam zu machen, um aus ihnen unsere Gegengründe gegen dieselben zu suchen, weil uns ein ein- facherVersuch ihreünhaltbarkeit unwiderleglich an dieHand giebt.