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Olelsichospiral und ^eißkirche Dampfschiff, Kabel und Flugzeug überbrücken heute das Weltmeer. Weit weniger dankbares Staunen wird ilmen entgegengebracbt als einst der ersten Brücke, die zur Zeit mühsamsten und gefährlichsten Reife- und Handelsverkehrs das gefürchtete Hindernis des Flusses bracb, der einst Land nnd Volk, Freund und Feind trennte nnd die Straste verscblost. So galt der Brückenbau im Mittelalter fiir ein verdienstliches Frömmigkeitswerk, dem als einem Frieden- nnd Knltnrbringer reicbe Ablässe lobnten. Die Rast an der Brücke sckmf hier Dankkapellen, Bctstätten nnd Rnhepnnkte sür Ermüdete und Kranke — also Ho spitäler —, Gaststätten, wie der Name dies eigentlich bedeutet. Brücke, Kapelle und Hospital bildeten so zu feuer Zeit eine einheitliche Notwendigkeit, und so wurde denn auch an der ersten deutschen Brücke zu Regensburg, die nz.z (zur Zeit, als Sobieslans zum Görlitzer Burgberg kam) erbaut wurde, vom Biscbof Konrad sofort ein Hospital — natürlich mit Kapelle — gestiftet. Was dort geschah, geschah aus denselben Gründen allüberall und auch in Görlitz: Brückenbau, Kapellen- und Hofpitalgründnng ver lieren sich im Nebel der Vergangenheit. Nur die Sage erzählt, dast der ritterbürtige Besitzer des Dorfes KleppelSwalde (alter Name der Siedlungen jenseits der Neiste) eine Kapelle zu St. Magdalenen an der Brücke gestiftet babe. Schon 1264 reich begabt, angeblich auch von Beatrix, der Witwe Ottos I I I. von Brandenburg, der einst 1255 Görlitz erweiterte, wurde das Hospital wiederum 1282 genannt, und 1298 macht Heinrich vom Dorfe — vom Dorfe Görlitz — ibm groste Zuwendungen — neben andern hervorragenden Personen. Die Gebäude standen bis 1312 so tief, dast sie das Hochwasser wegriß. Nach einer weiteren Erneuerung im Jahre i wurde die Kapelle, früher zn St. Marien genannt, dem Heiligen Geiste geweiht. Kaum war ihre Erneuerung nach der Zerstörung durch die Hussiten im Jahre 1429 beendet, da wurde sie aufs neue durch Hochwasser vernichtet, so dast nun das User durch eine Futtermaner erhöht wnrde, die unser Bild zeigt. Der schwedische Kommandant von Görlitz brannte 1641 Hospital und Neißvorstadt nieder, und noch lange trug der Name „Feuer- gästchen" (ganz rechts ans nnserm Bilde) diese Erinnerung fort. Die Kapelle, schon 1525 durch Brand zerstört, fand an der Reformation keine Helferin nnd blieb 126 Jahre wüste liegen, bis die Freude am Frieden nach dreißigjährigem Kriege anfs neue ein Gotteshaus schuf, das 1653 geweiht nnd seit 1688 mit schönen Malereien in, Innern ausgestattet wurde. In katholischer Zeit hatte die Kapelle zeitweise sieben Altäre besessen. — Ein Neubau von Grund aus wurde sodann im Jahre 1769 be gonnen, der in gleicher Weise dem Hospitale zugute kam. Die Kirche wurde 1772 eingeweiht, das Hospital schon 1771 bezogen. Es ist ein herrliches, stimmnngsvolles Bild, das uns diese Häuser gruppe aus dem Jahre 1770 verführt: die Kirche, den Turm des äußeren Neist- oder Hospitaltores, das hochbedachte Haus eines Seilers nnd besonders das Hospital mit seinen Kammern sür die Be wohner, eil, schönes Modell früherer schlichter nnd doch so anmutiger Bauweise. Im Vordergründe erkennen wir neben dem Hofe die alte Futtermatter und die seit 1525 wüst gewesene Stelle. Doch solche idyllische Häuser standen in, alten Görlitz nicht vereinzelt. Es war gewissermasten eine Pflicht der Stadt, im Jahre 1769 das Hospital seiner Umgebnng anznpassen. Und solche Ilmgebrmg auf der Prager Straße zeigen uns die alten Gerberhäuser mit ihren Holz galerien, ihren Holzdächern und Holzgiebeln, wie sic noch lange bis in unsre Zeit hinein bestanden und dem Ncißenfer einen unvergeß lichen Reiz gaben. Es Ivar das beliebte Ziel unzähliger Maler! Es war! —