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Jakobshospital und Nnlloriteu- kapelle Kiröken nnd Hospitäler gekörten zu den ersten Scköpfungen der Städte. Die Hospitäler dienten nickt etwa rnrr Krankeri, sondern auch den Reisenden. Dieser doppelte Zweck lies; bereits irn ältesten Görlitz zwei Stiftungen erstehen: das Neißekospital und das Iakobshospital. Diente das Neißehospital vorwiegend den fremden Wanderern und Kaufleuten (ItO8^68 — der fremde, der Gast), die vor der drücke nach langer Wanderschaft der Rast und Pflege bedurften, — und fremde ließ man nickt fo ohne weiteres in die Stadt —, so war das Iakobshospital, wie sein ältester Name besagt, ein „clnmti8 le- prosoi tim", ein Haus der Aussätzigen, der mit ansteckenden Krank heiten Behafteten, vor deren Nähe sich die Bürgerschaft in be rechtigtem Selbsterhaltungstriebe scküyen mußte. Mitleid und Näckstenliebe katte es gesckasfen und ihm später ein Kirchlein beigegebcn, das den armen, koffnnngslos Kranken, den ans der Welt Ausgestoßenen, den Trost der Kirche zu spenden vermochte. Weit vor den Toren lag es, viel weiter draußen wie die Frauenkirche vor der Stadt — jenseits des heutigen WilkelmSplatzeS, etwa dort, wo heute das Hans Iakobstraße 29 steht —, und die Straße trägt noch keute seinen Namen. Seine Gründung scheint mit der Gründung von Görlitz ziemlich gleichzeitig erfolgt zu sein. Es wird das Jahr 1206 angegeben. Als clomti8 I6pro8o, um ersckeint es 1298, mit dem Namen „die siechen (Kranken) ns dem velde (vor der Stadt)" im Jahre izo.-z. Es handelte sick besonders um Fernkaltnug von Seucken, die grade im r 3 Jahrhundert — der StistungSzeit — Deutschland in entsetzlicher Weise heimsuchten. Aussatz (Lepra) und Pest standen obenan. Erkrankte Fremde wies man über die Grenze. Einkeimiscke bekleidete man mit grauem Mantel, Schelle und Bettelsack und wies ihnen vor Erricktung der Hospitäler im Felde („ns dem velde") gebaute Hütten zur Wohnung an. In die Kirckc wurde der Kranke unter ge wissen Zeremonien geholt und mußte dort mit verhülltem Gesicht unter eil,en, Tranergerüst sitzen und das Requiem ankören, als ob er nickt mehr nnter den Lebenden wäre, als Vorbereitung ans den sichern Tod! Die große Bedeutung für die Gesnndkeit der Bürger hatte dem Hospital bald reiche Stiftungen zngeführt. Ihm gehörte 1320 ein Wald bei Hennersdorf und später das Dorf Groß-Biesnitz. Zwiscken 1400 und 1431 wurde es mit Hilfe von Almosen neu auf gebaut und mit einer Maner verseken, offenbar nun anck eine be sondere Kirckc mit ihm vereint, da iin Iakre 1415 ein St.-Iakobs- Altar nnd im Iakre ,434 ein Kaplan bei St. Jakob erwähnt wird. Weitere Stiftungen folgten, so daß i.-z4.5 eine Glocke ans den Turm kommen konnte, der „nach dem Felde hin" an der Kircke stand. In dieser Gestalt erblicken wir unsere Hospitalkirche ans der ältesten Darstellung von Görlitz von Metzkcr-Scbarsenberg aus dem Jahre 156.5, wie unsre Abbildung zeigt: recbts die mit Rondellen bewekrte Franenkircke in ihrer ehemaligen Gestalt, links unsere Iakobskirche mit Strohdach nnd Turm. Die Hütten des Hospitals haben wohl dabei gelegen. Im Garten stand noch lange die alte sogenannte Minoriten-Kapelle, die wokl im Anbau ein kleines Glöcklein barg. Man darf annehmen, daß die Franziskaner, die anck den Namen Minoriten fükrten, bald nack Gründung des Klosters in Görlitz sick der „ Siecke« " annahmen, und daß somit die Kapelle in ihrer schlichten, aber so malerischen Ge stalt die Vorläuferin der ersten Kirche war, ein ehrwürdiger Rest aus der Zeit der Klostcrgriindung. — Eine alte Zeichnung hat uns wenigstens den Anblick dieses kleinen Gotteshauses erhalten. Was mag es einst geschaut haben, wenn sein kleines Glöcklein ries!