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Heiliges Grab Grabkapelle Wenn cs sich kerauögestellt Kal, daß in (Görlitz die Entsernirnge«« der einzelnen Stationen des Kreuzweges mit denen der entsprechenden Prozessionen in Jerusalem saft genau übereinstimmen, so muß man als fieber annebmen, daß der Vankcrr des Heilige« Grabes, das doch der Mittelpunkt und die Hauptsache der Schöpfung war, diese erst recht so genau als irgendmöglick dem Original anzupassen bemübt war. Der Vergleich aber mit diesem Originale ist dadurch erschwert, daß dieses nach mancherlei andern Veränderungen, zn denen eine Er neuerung im Iakre 15.4,4 gekört, im Iakre i lloli abbranntc und dann einen Neubau ersubr, der durchaus nicht der ursprünglichen Anlage entspricht. Man ist also lediglich auf oergleichende Studien der alten Verlebte und Abbildungen angewiesen, die Reisende und Wallsakrer nach Jerusalem zur Zeit Emerichs fertigten. Und solckcr TOallfakrten gab es damals weit mcbr als man meist annimmt, rind zwar gar oft mit dem Ergebnis, eine Nachbildung dieser gewerkten und durch die Kreuzzüge in aller Herz und Mund gekommenen Stätte zu schaffen. Die Orrellen solcher Unterlagen fließen besonders in Nürnberg sekr reichlich, wo bereits 14.49 tatsächlich eine Kapelle „nach dem Muster des Heiligen Grabes" erbaut wurde, die der Görlitzer in erstaunlicher Weise gleicht. Außer diesen Wallfahrten nach Jerusalem von Nürnberg und von andern Orten ans erfakren wir sogar ans den Görlitzer RatS- rechmmgen, daß der Sokn Ezaslarrs' IV. von Penzig aus Nieder- bielau schon im Iakre 1,496 eine Wallfahrt zum Heiligen Grabe unternommen habe, wo er Ritter geworden und nach seiner Hcimkekr zu Görlitz „geebrt" worden sei. Man siebt, daß solche Reisen, nnter denen die große Pilgerfakrt des Herzogs Albrecht von Saeksen 1476 eine Rolle spielt, weil an ikr offenbar die Agnes Fingerin aus Görlitz, eine ebenso reiche als schöne und tatkräftige Witwe, sedensalls okne Emerick, teilnakm, nichts allzu Seltenes waren nnd die Verbindung zwischen Jerusalem und der Heimat immer wieder ansnakmen. Und das ist wichtig, weil durch solche Verbindungen sicher auch die Unterlagen für eine genaue Nach bildung auch okne eine wokl mit Unrecht angenommene zweite Reise Emerichs leicht ergänzt werden konnten. In jedem Falle stimmen alle maßgebende«« Forscher in dem Urteile überein, daß „die einzige wirklich getreue Kopie der Heiligen-Grab- Kapellc in Jerusalem nach ikrem damaligen Zustande die von Georg Emerick in Görlitz errichtete ist". — Und dieser Zustand ist der, den ikr der byzantinische Kaiser Konstantin Monomackos im Iakre 1042 gab, und den die Kreuzfahrer im Iakre 1099 oorfanden. Das Außere unsres Vanes ist ans der Abbildung klar ersichtlich: die fast gnadratiscbe Anlage, über deren Hinteren« Teile — dein Grabe im Innern — sich eine von sechs Säuleben getragene Kuppel erbebt, während die Rückseite eine blinde Arkadnr ans sieben Gäulen nnd fünf Vogen ansiveist. Vor dem Eingänge liegen die Steine, ans denen die Hüter saßen, und der abgewälzte Verscklußstcin. Die von Wulsten eingcrakmten Taseln über dem Eingänge dentct man als Siegel, die Urne als Salbgefäß. Zwei kleine Fenster mit äußeren Rundbogen erleucbten mrr matt das Innere. Dem qnadratiscken Vorranmc sckließt sick die eigentliche Grabkapclle an, die in« Äußern einen Halbkreis, im Innern einen ganz kleinen Rann« von rcckteckigem Grundrisse bildet, zu dem man durch eine an der linken Seite der Scheidewand vorkandene, sekr niedrige rechteckige Öffnung gelangen kann. Sie ist völlig dnnkel. Erwähnenswert erscheint noch, daß neben der Vergelkircke in Sagan eine bis ins einzelne getreue Nackbildnng lmsrer Grabkapelle im Iakrc 1598 vom Angttstinerabt Jacob II. begonnen nnd nach seinen« Tode vollendet wnrde. Go kanrr sich denn unsre Görlitzer Heilige-Grab-Kapclle in ibrer Eigenart und getreuen Erkaltung zu den merkwürdigsten und seltensten Vanten rechnen in unserm ganzen deutsckcn Vaterlande. —