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Die FrtUlt'IlElrtPe Die (Gründung des berühmten Sechsstädtebnndcs im Jahre l .446 ttnd 2ffte Geitült die Gründung der Kapelle, die unsrer Frauenkirche voranging, im ittll) Kn'tPl)os Jahre 1.449, haben eine gemeinsame Unterlage: die Abwehr der Landplacker, des Fehde- und Raubrittcrwesens. Es ist bezeichnend, wenn Friedrich von Biberstein, ein Mann, der beim böhmischen Königshofe wie beim Erzbischof von Prag in höchstem Ansehen stand, der Friedland, Sorau, Tauchritz und unsre Landes krone besaß, sieben Görlitzer Bürger, die einen „Landschaden" ver folgten, niederhauen ließ. Die Sühne war schwer. Er mußte 200 Schock Groschen Blntgcld zum Bau einer Kapelle erlegen, für die viele Kranke an dec Pest, die damals in Görlitz wütete, zu ihrem Seclenheile »och weitere Stiftungen machten. Go kam die ursprüngliche Kapelle — wohl an der Kohl-, heutigen Konsulstraße — zustande, die schon 1,464 einen Altaristen hatte, und an der 1.49.4 ein Altar und der Kirchhof geweiht wurde. Schon 1,4.48 wird sie die neue Kirche zu unsrer Frauen und 1468 Unsrer Frauen Kirche vor der Stadt genannt. i449 wurde ein Nenban an der heutigen Stelle begonnen, der so ge fördert wurde, daß 1473 ein Dachreiter mit zwei Glocken aufgesetzt werden konnte, der nach einem Blitzschläge von 1480 erneuert wurde. Wir erblicken die Kirche bereits auf dem Bilde von 1475 (Seite 5) mit „Unsrer liber Frawen Kirch" bezeichnet in ihrer neuen, für heute alten Gestalt, mit dem Dachreiter über dem Chor, einem großen Kreuze auf dem Westgiebel, aber noch ohne den Glockentnrm, der erst im Jahre 1697 vor den Westgiebel gesetzt wurde, dagegen umwebrt mit Maner nnd Rondellen. Eine Zeichnung, die die Kirche mit ihrer Umgebung nach ihren, Aus sehen von 1684 wiedergibt, zeigt sie nns ebenfalls in dieser Form: die Maner mit Schießscharten »nd die beiden Rondelle, die der Bürger ¬ meister .Mag.Job. Franenburg hatte erbauen lassen. Bon ihm rührten zahlreiche Inschriften an Görlitzer Gebäuden her. So setzte er auch an den Dstturm die folgende: luxi« te csuiccsusm incki^ni 1478 — Tne nichts, was deiner unwürdig ist." Der Kirchhof war mit dem gegenüberliegenden Franenbospital durch eine weitereMauer verbunden, die mit dem hindurchführendenSpittel- tor bis 1849 bestand. Links sehen wir über einem großen Schuppen die Häuser des Rademarkts außerhalb der Stadt, in der Mitte das Franentor, das vor der Errichtung der Franenkircbe an dieser Stelle „Steintor" hieß, zu dem über den Stadtgraben eine (Zug-) Brücke führte, und links vom Dicken Turme die Annenkapelle, die damals auch noch einen Dachreiter nut Glocken besaß. Ganz links schließt das Rondell am Demianiplatz das Bild ab. Biele Jahre waren vergangen, und vor den Toren hatte sich auch um die alte Frauenkirche, die ans dem zweiten Bilde schon ihre heutige Gestalt zeigt, neues Leben mit neuen Gebäuden entwickelt: rechts die ersten Häuser der Strnvcstraße, links an Stelle des Hospitals die Neubauten „An der Frauenkirche". Nur der alte, mit schattigen Bäumen und stimmungsvollen Grabmälern geschmückte Kirchhof war noch geblieben. Wieviel Bürgermeister, Ratmannen und Grund besitzer wollten grade hier bei St. Marien ihre ewige Ruhe finden! Tumulte entstanden, als man in, Jahre 18.47 nnr durch den Ban eines LeichenhanfeS den geweihten Platz beeinträchtigen wollte! — Der Kaiserliche Rat Gottfried Glich von Milzig, ein Günstling des Bizekönigs von Böhmen, Fürst Karl von Liechtenstein, der in der Krischelstraße als geborener Görlitzer wohnte, wünschte ans Grund eines reichen Legates, bei seinem lieben gewesenen Weibe hier begraben zu sein, obgleich er katholisch war. Heute fährt die Elektrische über einen gepflasterten Platz.