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Das Kloster Ostseite Unendlich muß die Mübe und Arbeit gewesen sein, aus dem ver wahrlosten alten Kloster nach mehr als 4»o Jahren ein Gymnasium mit Lebrräumen »nd Wobmmgen zu schassen, »nd doch waren die Mauern des alten Gebäudes so stark und fest, daß zwei Jahre (185z bis 18.55) vergingen, bis sie für den Neubau des heutigen Gymnasiums, das ja nur einen Teil des alten Klostergrundstückes einnimmt, abgebrochen waren. Die Ostfront zeigt nach Beseitigung der alten Ringmauer das alte Klostergebäude noch von der besten Seite: oben mit seinen nun zu Schnlstuben benützten Zellen, wo meist vierzig Mönche wolmten, unten mit den ehemaligen Wirtschaftsräumen, die in der neueren Zeit als Spritzenhaus und zu auderu öffentliche« Zwecken Ver wendung fanden. Die schmale Gasse, die das ganze Halbrnnd des Klosters ans seiner Ost- und Südseite umzog, lüeß vom Ausgange der heutigen Nonnen straße bis zum Schwibbogen ebenfalls Nonnengasse, und zwar nach den Clarissinnen, dem weiblichen Zweige des Franziskanerordens, die hier in der Nähe des Klosters wohnten. Der Raum zwischen der ehemaligen Ringmauer und dem Haupt gebäude war einst ein Garten, dessen nördlicher an der Kirche gelegener Teil den Mönchsfriedhof bildete. Dort wurden in Zeiten der Not, wenn die Stadt gesperrt war, wie zum Beispiel bei der Belagerung im Zabre 1641, noch viele begraben, wenn auch der schwedische Fähnrich, der vor dem Klosterkor erschossen worden war, seine Ruhe stätte bei der Annenkapelle fand. An die.Kirche stieß noch ein andererGarten an, der dasOlberggärtchen genannt wurde, weil dort die Mönche einen Olberg eingerichtet hatten, zu dem, besonders in der Fastenzeit, viele Prozessionen stattfanden. Unser Bild aus der Mitte des vorigen ZahrkmndertS bietet uns natur gemäß nicht mehr den alten Eindruck, ganz abgeseben davon, daß die Beseitigung der alten Ringmauern die Klostergebäude freigelegt, die engeNonnengasse erheblich verbreitert und für den Verkehr erschlossen hatte. Ein ganzes Nest von kleinen Häusern füllte in älterer Zeit den Rann» zwischen der Schwarzen Gasse, der Brüder- und der alten Nonnengasse, und der von einem stattlichen Hanse später überbaute Schwibbogen war ursprünglich nichts als eben ein Bogen, wie sein Bruder noch die Plattnerstraße an ibrem Nordeingange überspannt. Besondere Schicksale batte das Haus Klosterplatz Nr. i, welches das Hintergebäude des HanseS an der Ecke der Brüderstraße — Höer — war, wo sich noch im Zahre 1790 ein Brauhof und eine Malzdarre befanden, die dem Stadtbanptmann Geißler gehörten. Der Abbruch des baufälligen Hinterhauses wnrde mit dem Aufbau eines massiven Wohngebäudes vereint, das fünf Ellen beransgerückt wurde. So entstanden iin Laufe der Folgezeit nach dein Klosterplatze nnd dem Fischmarkte hin allmählich Neubauten, die der Gegend ein neues Ge präge gaben und die durch die engen, fast unpassierbaren Gassen be günstigte, wahrhaft klösterliche Stille anfhoben, bis im Jahre 1856 der Neubau des Gymnasiums eingeweikt wurde, das nun nach Ab bruch des Marstalles eine neue breite Verbindung nach der Elisabeth- straße vor sich sah. Der schlanke Mönckstnrm beherrscht unser Bild. Er hat auch so seine Geschichte. Heute noch schlägt er 7 Minuten vor der Zeit — an geblich als Erinnerung an die Verschwörung von 1.527 —, «nd 1476 wurde er der Stadt von den Mönchen abgetreten gegen die Verpflich tung, einen Gang auf zwei Schwibbogen über den Klostergarten und einen Schwibbogen über die Nonnengasse nach dem Marstalle zu bauen, wo sie ein „geheimes Gemach" zu haben wünschten. — Klostersorgen! —